Vermisste Kinder: Émile aus Frankreich
Vier Tage wurde nach Émile gesucht - ohne Erfolg. Der Junge bleibt verschwunden. Bildrechte: Gendarmerie Nationale

Zweijähriger bleibt verschwunden Was geschah mit Émile? Diese Hypothesen sind möglich

02. April 2024, 11:41 Uhr

Der kleine Émile bleibt vermisst. Der zweieinhalbjährige Junge ist seit dem 08.07.2023 im Südosten Frankreichs aus dem Garten seiner Großeltern im Bergdorf Le Vernet spurlos verschwunden. Mehr als 800 Helfer haben seitdem nach dem Jungen gesucht - ohne Erfolg. Am Mittwoch (12.07.23) stellten Armee und Polizei die groß angelegte Suchaktion ein. Doch wie geht es nun weiter?

Bewohner befürchten Unfall mit Landmaschine

Die Befürchtungen unter den Bewohnern in dem französischen Ort sind groß - und vielfältig, was das Verschwinden des kleinen Jungen angeht. Wie der französische Fernsehsender "BFMTV" berichtet, vermuten einige Landwirte der Region, dass Émile erst im Herbst gefunden werden könnte, wenn die Bauern ihre Tiere mit dem jetzt geernteten Heu füttern.

Manchmal finden wir Rehe. Der Kleine könnte im hohen Gras gelandet und von einer landwirtschaftlichen Maschine erfasst worden sein. Das wäre schrecklich.

Bewohner von Le Vernet

Um dem nachzugehen, haben die Ermittler nun einen hochsensiblen Metalldetektor in den südfranzösischen Ort gebracht. Wie der Sender "BFMTV" berichtet, soll das Gerät der Armee auf Feldern und in Heuballen nach dem Kind suchen. Der Detektor sei so präzise, dass er wortwörtlich eine Stecknadel im Heuhaufen finden könnte.

Ein älterer Mann
Bürgermeister François Balique glaubt nicht an eine Entführung. Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP

Entführt? Verlaufen? Was ist mit Émile passiert?

Weitere Hypothesen seien laut der Behörde ein Unfall, ein Verbrechen oder auch eine Verwicklung der Familie. Dazu hat auch der Bürgermeister des abgelegenen Bergdorfs, François Balique, eine Meinung. Wie er gegenüber der Zeitung "Le Figaro" sagt, könne er sich am ehesten einen Verkehrsunfall vorstellen, nach dem der Fahrer das Kind in Panik eingeladen habe. Dass die Familie etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte, schließe er aus.

Gegenüber dem französischen Radiosender "franceinfo" äußerte sich der Bürgermeister ebenfalls, dass er eine Entführung für unwahrscheinlich halte, da es in Vernet sehr friedlich sei. Für wahrscheinlicher halte er, dass sich der Junge in der bergigen Umgebung verlaufen und sich irgendwo versteckt habe.

Die Fahnder schließen mittlerweile aus, dass möglicherweise auch ein Tier mit dem Verschwinden von Émile zu tun haben könnte. Zuvor hielten die Ermittler einen Angriff durch einen Greifvogel oder einen Wolf für denkbar, wie der Sender "BFMTV" unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft erklärte.

Vermisster Émile: Das ist passiert

Émiles ungeklärtes Schicksal hält ganz Frankreich in Atem. Nach einem Bericht der französischen Tageszeitung "Le Figaro" hatten seine Großeltern den Jungen am Samstagabend nur kurz aus den Augen verloren. Ihr Haus liegt in dem 130-Einwohner-Bergdorf Le Vernet in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Zwei Nachbarn hätten Émile am Samstag gegen 17:15 Uhr noch einen Weg vor dem Haus seiner Großeltern hinunterlaufen sehen. Dann verlor sich seine Spur. 

Häuser
Urlaubsidylle? In dem französischen Bergdorf Le Vernet leben 130 Menschen. Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP

Zugangsverbot für Le Vernet - Suchaktion ohne Ergebnis

Das von Bürgermeister François Balique verhängte Zugangsverbot für den Ort für Fremde wurde nun bis Ende des Monats (31.07.2023) verlängert. Damit sollen vor allem die Familie des Jungen und die Einwohner geschützt werden. Auch Katastrophentourismus solle damit verhindert werden.

Seit Samstag suchten Armee, Gendarmerie, Spürhunde und zahlreiche Freiwillige nach dem Jungen. Durchsucht wurden nach Behördenangaben 30 Gebäude, zwölf Fahrzeuge und zwölf Hektar Gelände, 25 Menschen seien befragt worden. Die Polizei hatte zudem Sprachnachrichten der Mutter über Lautsprecher abgespielt, wie der französische TV-Sender "BFMTV" berichtete. So sollte Émile aus einem möglichen Versteck gelockt werden – doch der Plan ging nicht auf. Die Suchaktion in den französischen Voralpen konnte das Rätsel um Émiles Verschwinden nicht lösen.

Staatsanwalt Rémy Avon teilte am Donnerstag (13.07.23) mit, dass die Suchteams nicht mehr losgeschickt werden. Allerdings gehe die Untersuchung des Vermisstenfalls weiter, so Rémy Avon. In den vergangenen vier Tagen habe man eine "erhebliche Menge an Informationen und Elementen" gefunden, die nun analysiert wird.

Menschen laufen über eine Wiese
Über 800 Helfer waren an der Suchaktion beteiligt, ebenso Suchhunde und Hubschrauber. Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP

Das ist Émile

Nach Polizeiangaben ist Émile 90 Zentimeter groß, blond, hat braune Augen und stammt aus einer Gemeinde bei Marseille. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens habe er ein gelbes Oberteil, weiße Shorts und Wanderschuhe getragen.

Vermisster Émile: Gibt es noch Hoffnung?

Die Staatsanwaltschaft warnte bereits am Dienstag (11.07.23), dass das Leben von Émile angesichts seines jungen Alters und der derzeitigen Hitze von bis zu 35 Grad "sehr stark in Gefahr" sei. Mittlerweile gehe man davon aus, dass dessen Überlebenschancen ohne Essen und Trinken sehr gering sind.

BRISANT/dpa/AFP/Le Figaro/BFMTV

(Dieser Artikel wurde erstmals am 13. Juli 2023 veröffentlicht)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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