Siegerehrung für die Weltmeisterinnen aus Spanien
Zum ersten Mal hat es die Frauenmannschaft Spaniens geschafft, den Weltmeistertitel nach Hause zu holen. Ein Kuss im Anschluss sorgte aber anschließend für viel Kritik. Bildrechte: IMAGO / MIS

Frauen-Weltmeisterschaft Kuss-Skandal bei WM-Finale: FIFA suspendiert Luis Rubiales

26. August 2023, 16:46 Uhr

Der Fußball-Weltverband FIFA hat den Verbandspräsidenten der spanischen Fußball-Mannschaft Luis Rubiales am Samstag (26.08) offiziell "vorläufig von allen fußballerischen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene suspendiert." Für insgesamt 90 Tage sei er nun gesperrt.

Außerdem forderte die FIFA Rubiales auf, zu der Spielerin Jenni Hermoso selbst oder auch über Dritte keinen Kontakt aufzunehmen. Das selbe Kontaktverbot wurde auch dem spanischen Fußball-Verband RFEF und dessen Funktionäre sowie Mitarbeiter ausgesprochen.

Die FIFA hatte am Donnerstag (25.08) ein Verfahren gegen den Verbandspräsidenten Rubiales eingeleitet, nachdem er die Spielerin Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Endspiel auf den Mund geküsst hatte.

RFEF President Luis Rubiales
Für insgesamt 90 Tage ist der Verbandspräsident Luis Rubiales von der FIFA suspendiert worden. Bildrechte: IMAGO/Pacific Press Agency

Fußballverband droht Hermoso mit Klage

Nach dem Eklat beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen stellt sich das gesamte spanische Team nun hinter Stürmerin Jenni Hermoso. Sie kündigen an, unter der aktuellen Verbandsspitze nicht mehr für ihr Land antreten zu wollen.

Der spanische Fußballverband RFEF holt jetzt allerdings zum Gegenschlag aus und bezichtigt Hermoso der Lüge. Sogar rechtliche Schritte werden angedroht. Vorausgegangen war eine Erklärung der Spielerin, in der es heißt: "Ich möchte klarstellen, dass ich in keinem Augenblick meine Zustimmung zu dem Kuss gegeben habe, den er mir gab, und ihn auch nicht hochgehoben habe."

Um die Lüge von Hermoso zu untermauern, veröffentlichte der Verband Fotos, die belegen sollen, Hermoso habe Rubiales im Überschwang des Jubels hochgehoben, ihn an sich gezogen und dem Kuss zugestimmt.

Was war passiert?

Der Jubel war groß, als die spanische Frauen-Fußballmannschaft den Titel der Weltmeisterschaft nach Hause holen konnte. Eine Aktion im Anschluss sorgte aber für viel Kritik.

Bei der Siegerehrung nach dem 1:0 Sieg gegen England umarmte Verbandspräsident Luis Rubiales die Spielerinnen der spanischen Nationalmannschaft. Als die Spielerin Jennifer Hermoso an der Reihe war, gab es eine Umarmung und einen Kuss auf die Wange - genau wie bei den anderen Spielerinnen vorher. Doch anders als bei den anderen, gab Rubiales der Spielerin anschließend auch einen Kuss auf den Mund.

Reaktionen von Jenni Hermoso

"Hat mir nicht gefallen", sagte die Spielerin, als sie direkt nach dem Spiel auf die Szene angesprochen wird.

In einem Statement, dass der spanische Fußball-Verband später veröffentlichte, klingt die Einschätzung der Spielerin allerdings anders: "Es war eine völlig spontane gegenseitige Geste aufgrund der immensen Freude, die der Gewinn einer Weltmeisterschaft mit sich bringt. Der Präsident und ich haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, sein Verhalten uns gegenüber war hervorragend, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit." Man dürfe die Situation nicht überbewerten.

Viel Kritik an der Aktion

Nicht nur in den sozialen Netzwerken zieht der Kuss viel Aufregung mit sich. Auch die spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero schaltete sich ein und schrieb bei X (ehemals Twitter): "Das ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen."

Irene Guerrero und Luis Rubiales
Nach dem Sieg umarmte Verbandspräsident Luis Rubiales die spanischen Nationalspielerinnen. Bildrechte: IMAGO / Uk Sports Pics Ltd

Auch der niederländische Frauen-Fußballtrainer Andries Jonker schließt sich der Kritik an: "Das ist inakzeptabel. Es ist unglaublich." Genauso postet die deutsche Spielerin Laura Freigang einen Ausschnitt des Videos in ihrer Instagram-Story mit den Worten "Weiß ich jetzt nicht."

Der spanische Kultur- und Sportminister Miquel Iceta forderte: Rubiales müsse nun "als allererstes eine Erklärung abgeben und sich entschuldigen."

Rubiales verteidigt sich gegen die Kritik

Doch der zeigt sich zunächst wenig einsichtig. "Idioten gibt es überall. Wenn zwei Menschen miteinander eine unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung teilen, darf man dem Mist, der da gesagt wird, keine Beachtung schenken", sagt der Präsident gegenüber Radio Marca.

Später räumte er seinen Fehler allerdings doch ein und entschuldigte sich. An seiner Ansicht, dass die Aufregung idiotisch sei, hielt er allerdings fest. Bei einer Generalversammlung des spanischen Fußballverbandes hatte Rubiales eine Rücktritt abgelehnt.

(Dieser Artikel wurde erstmals am 21.08 veröffentlicht und am 26.08 aktualisiert)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. August 2023 | 17:15 Uhr

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