ProminentRatgeberPodcastRedaktionService
Nicht nur die Gas-, auch die Strompreise haben mächtig angezogen. Gibt's da einen Zusammenhang? Bildrechte: IMAGO / Eibner Europa

Steigende EnergiekostenStrom wird teurer - was die Gaspreise damit zu tun haben

Stand: 29. August 2022, 17:23 Uhr

Dass die Gaspreise aufgrund des Ukraine-Kriegs steigen, ist bekannt. Doch auch der Strom scheint von Tag zu Tag teurer zu werden. Grund dafür ist eine umstrittene Regel am Strommarkt: die sogenannte Merit-Order. Was bedeutet das?

Die Angst vor einem kompletten Lieferstopp für russisches Gas treibt die Gaspreise in Deutschland immer weiter in die Höhe - und mit ihnen die Strompreise.

Merit-Order: Wie Hängen Strom- und Gaspreis zusammen?

Grund dafür ist die sogenannten Merit-Order. Eine Regel, die die Reihenfolge bestimmt, in der Kraftwerke ihren Strom an der Strombörse anbieten dürfen.

Dabei kommen Kraftwerke, die billig Strom produzieren - wie Windkraft- und Biomasseanlagen - zuerst an die Reihe, um die Nachfrage zu decken.

Der Strompreis richtet sich allerdings nach dem zuletzt geschalteten und damit teuersten Kraftwerk - und das sind derzeit die Gaskraftwerke. Kein Wunder also, dass auch die Strompreise empfindlich anziehen.

Die Gaskrise macht selbst günstigen, aus erneuerbaren Energien erzeugten Strom teuer. Bildrechte: IMAGO / serienlicht

Wird der Strompreis weiter ansteigen?

Viele Experten gehen davon aus, dass der Strompreis weiter ansteigen wird - trotz Wegfall der EEG-Umlage seit dem 1. Juli.

Etwa die Hälfte des deutschen Stroms wird aus erneuerbaren Energien produziert. Die andere Hälfte aber aus fossilen Quellen, bislang auch aus russischem Gas. Letzteres fällt nun weg - und das sorgt für weiteren Druck auf den Strommarkt.

Wieviel teurer wird der Strom?

Das Vergleichsportal Verivox zählte für August, September und Oktober 123 Preissteigerungen von Grundversorgern mit einer durchschnittlichen Erhöhung um 25 Prozent.

Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden bedeutet das durchschnittliche Mehrkosten von 311 Euro pro Jahr. Das Portal Check24 geht sogar von einer Preissteigerung von 47,4 Prozent im September aus.

Ein Experte von Verivox glaubt, dass der durchschnittliche Strompreis im kommenden Jahr bei 45 Cent pro Kilowattstunde und mehr liegen könnte.

Endkunden müssen mit weiter steigenden Strompreisen rechnen. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Gut die Hälfte des Strompreises besteht aus Steuern: darunter die Mehrwertsteuer, Umlagen und Abgaben. Etwa 25 Prozent entfallen auf Netzentgelte, die an die Netzbetreiber gehen.

22,9 Prozent des Strompreises sollen den Einkauf, Service und Vertrieb der Energieanbieter decken. Das ist ihr größter Spielraum, um den Endpreis für die Verbraucher festzulegen.

Wie sollen die Bürger entlastet werden?

Ziel von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist es, die Entwicklung der Endkundenpreise für Strom vom steigenden Gaspreis zu entkoppeln. Verbraucher und Industrie sollen künftig von den deutlich günstigeren erneuerbaren Energie profitieren, indem diese ihre großen Gewinne an die Endkunden weitergeben.

Als konkrete und schnelle Entlastung war zunächst der Wegfall der EEG-Umlage geplant. Doch angesichts der steigenden Preise ist diese Entlastung mittlerweile verpufft.

BRISANT/tagesschau.de/dpa

Zum Thema:

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 29. August 2022 | 17:15 Uhr