Globuli und Co. Homöopathie auf dem Prüfstand - Bald keine Zuzahlung mehr von der Krankenkasse?

Die Wirkung von Homöopathie lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Trotzdem gibt es für die Behandlungen Zuschüsse von den Krankenkassen. Bislang, denn Bundesgesundheitsminister Lauterbach will die Zuzahlungen auf den Prüfstand stellen.

Liegende Globuliflasche mit homöopathischen Wirkstoff
Für Globuli und Co. gibt es möglicherweise bald keine Zuzahlungen mehr. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/imagebroker

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Bezahlung homöopathischer Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen auf den Prüfstand stellen. "Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz", sagte Lauterbach dem "Spiegel". Demnach soll geprüft werden, ob die Homöopathie als Satzungsleistung gestrichen werden könne.

Homöopathie auf Rezept - ohne nachweisliche Wirkung

Als Satzungsleistungen werden Leistungen bezeichnet, die Krankenkassen zusätzlich zu den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen gewähren können. Einige Krankenkassen bieten die Erstattung homöopathischer Arzneimittel als Satzungsleistung an. Kritik an der Finanzierung der Alternativmedizin gibt es schon länger, dennoch rechnen viele gesetzliche Krankenkassen die homöopathischen Leistungen weiter ab - und das, obwohl der Behandlungserfolg mehr als zweifelhaft ist.

Ein Arzt hält Geldscheine und homöopathisches Medikament in der Hand.
Viele Krankenkassen rechnen Globuli und Co. als Satzungsleitung ab. (Symboldbild) Bildrechte: imago/Niehoff

Homöopathie - Tropfen, Tabletten, Globuli

Homöopathische Arzneimittel sollen den Körper dazu bringen, sich selbst zu heilen. Basis können pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten Stoffe werden meist als Tropfen, Tabletten oder in Form von Kügelchen (Globuli) verabreicht. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über Placebo-Effekte hinausgeht.

Homöopathie Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann erfand die Homöopathie Ende des 18. Jahrhunderts. Das Grundprinzip ist: Gleiches mit Gleichem behandeln. Die Grundsubstanzen (Mineralien, Pflanzen- oder Tierprodukte) werden sehr stark zu sogenannten "Potenzen" verdünnt und als Tropfen, Tabletten oder Globuli verwendet. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist eine ausführliche Anamnese. Eine tatsächliche Wirkung konnte wissenschaftlich bislang nicht nachgewiesen werden.

Ärztekammern bieten keine Homöopathie-Weiterbildungen mehr an

Schon in der Vergangenheit hatte Lauterbach die Homöopathie aufgrund fehlender wissenschaftlicher Evidenz kritisiert. So begrüßte der Minister im März via Twitter den Beschluss des Deutschen Ärztetages, dass Ärztekammern künftig keine Weiterbildungen mehr für Homöopathie anbieten sollen.

Karl Lauterbach (SPD)
Bundesgesundheitminister Lauiterbach stellt Zuzahlungen für Homöopathie auf den Prüfstand. (Archiv) Bildrechte: dpa

Verkaufszahlen bei homöopathischen Präparaten sinken

Das Bundesgesundheitsministerium verweist in diesem Zusammenhang auch auf den rückläufigen Trend der vergangenen Jahre: Laut Daten des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie seien sowohl die Verordnungen als auch die Umsätze für homöopathische Präparate in der gesetzlichen Krankenversicherung rückläufig. Während die Kassen 2019 noch knapp neun Millionen Euro für homöopathische Leistungen wie Anamnese und Arzneimittel ausgaben, waren es 2020 nur noch 6,7 Millionen Euro.

BRISANT/dpa/afp

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. Oktober 2022 | 17:15 Uhr

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