Toxine und Zucker Schimmelpilzgifte gefunden: Marktführer Heinz fällt in Ketchup-Test durch

Zu Pommes, zum Steak, auf die Bratwurst: Ketchup ist eine der beliebtesten Saucen. Das Magazin "Öko-Test" hat einige getestet - mit günstigen Siegern und deutlichen Verlierern. Zu denen gehört ausgerechnet eines der beliebtesten Ketchups.

Heinz Tomatenketchup in einem Verkaufsregal
Im Test durchgefallen: Tomatenketchup von Heinz. Bildrechte: IMAGO / Pius Koller

Das Verbrauchermagazin "Öko-Test" hat Ketchup getestet. 20 Marken, davon auch einige Bio-Produkte. Krachend durchgefallen ist gerade der Marktführer: Heinz Tomatenketchup. Als einziges Produkt bekam es die Note "ungenügend" - setzen, sechs. Ein Grund für die Klatsche: Beim Test wurde ein stark erhöhter AOH-Wert festgestellt.

Pommes mit Ketchup
Nicht jedes Tomatenketchup überzeugt im Test. Bildrechte: Colourbox.de

Schimmelpilzgifte in Ketchup

AOH steht für "Alternariol", ein Schimmelpilzgift, das entsteht, wenn für ein Produkt überreife oder gar schimmelige Tomaten verarbeitet werden. Zell- und auch Tierstudien weisen darauf hin, dass es das Erbgut schädigen kann.

BRISANT hat das Unternehmen hinter "Heinz Ketchup" um ein Statement angefragt. Wie kann es sein, dass dieses Toxin ins Ketchup gelangt? Die Antwort von Kraft Heinz geht wenig auf den Test ein:

Als weltweit vertrauenswürdiges Lebensmittelunternehmen sind wir dafür verantwortlich, die höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards aufrechtzuerhalten. Unsere strengen Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen sicher, dass jede Flasche Ketchup, die wir produzieren, die europäischen Lebensmittelsicherheitsstandards erfüllt oder übertrifft – alle anders lautenden Behauptungen werden ernst genommen.

Sprecherin von Kraft Heinz

Was das bedeutet, dass die Behauptungen ernst genommen würden, wird in der Stellungnahme nicht deutlich. Kraft Heinz versichert aber, dass sie "nur die hochwertigsten Tomaten" verwenden.

Tomaten
Alternariol (AOH) entsteht, wenn überreife oder schimmelige Tomaten verarbeitet werden. Bildrechte: colourbox.com

Auch Papa Joe's und Hellmann's Ketchups sind belastet

Doch diese Marke ist nicht die einzige, in der Alternaria-Toxine gefunden wurden. Auch die Ketchups von Papa Joe's (Unilever) und Hellmann's (Edeka/Netto) haben laut "Öko-Test" erhöhte AOH-Werte.

Aber: "Öko-Test" führt einen AOH-Wert als "erhöht" an, sobald der bei mehr als 50 Prozent des in der EU empfohlenen Richtwertes von 10 µg/kg liegt, also ab 5,1 µg/kg. Darauf weist auch die Firma Unilever hin, die BRISANT um eine Stellungnahme zum Testergebnis gebeten hat.

Zunächst möchten wir betonen, dass der in unserem Produkt ermittelte Wert an Alternariol (AOH) unter dem von der EU-Kommission empfohlenen Richtwert von 10ug/kg für verarbeitete Tomatenerzeugnisse liegt. 

Sprecherin von Unilever

Außerdem durchliefen die Produkte "strengste Qualitätskontrollen und Sicherheitsprüfungen, so dass nur hochwertige und bei sachgerechtem Gebrauch absolut sichere Produkte in den Markt gelangen."

Auch die Firma Edeka betont in einer Stellungnahme, dass der in ihrem Produkt ermittelte Wert AOH unter dem empfohlenen Richtwert liege und dass der Stoff sich auch in anderen Lebensmitteln wiederfinde: "z.B. Getreide, Zitrusfrüchte, Kartoffeln, tierische Lebensmittel wie Schinken und auch Tomaten."

Noch dazu werde bei Messungen von Edeka ein anderer Wert erreicht als bei "Öko-Test".

Bei unseren eigenen Untersuchungen, die selbstverständlich auch AOH einschließen, haben wir noch nie einen ähnlichen Gehalt feststellen können. Da ÖKOTEST jedoch eigene, toxikologisch nicht begründete, Höchstwerte anwendet und auch Gehalte abwertet, die den genannten Richtwert einhalten, kommt das Testergebnis zustande.

EDEKA-Presseteam

Zucker als Problem im Ketchup

Neben der Belastung durch AOH fällt der Testverlierer Heinz auch durch sehr viel Zucker auf. Auf 100 Milliliter Ketchup kommen mehr als 25 Gramm Zucker - so viel wie bei keinem anderen Produkt im Test. Das ist die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs an Zucker für einen Erwachsenen.

Einkaufswagen mit Würfelzucker.
Im Verlierer-Ketchup ist ziemlich viel Zucker. Bildrechte: imago images / Steinach

Immerhin das ist ein Problem, das dem Hersteller nach eigenen Angaben bereits bewusst ist. Verbraucher können sich deshalb für eine "Zero Added Sugar"-Variante des Ketchups entscheiden, das nur noch 4,4 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthält, oder für eine zucker- und salzreduzierte Variante. Das "normale" Ketchup bleibt aber ziemlich süß.

Testsieger im Ketchup-Test

Dass es auch mit weniger Zucker geht, zeigen die beiden Testsieger. Der Tomatenketchup von Penny hat 17,9 Gramm Zucker pro 100 Milliliter, Bio-Testsieger Zwergenwiese kommt auf 19 Gramm. Penny kann außerdem wie Aldi und Lidl mit einem guten Preis punkten.

Insgesamt sind neun von 20 getesteten Produkten empfehlenswert.

So wurde getestet

Neben Inhaltsstoffen und Geschmack - bei dem übrigens alle Produkte mit "sehr gut" oder "gut" bewertet wurden - hat "Öko-Test" auch Umweltaspekte in die Bewertung einfließen lassen. So wurden die Unternehmen unter anderem nach Lieferketten und sozialen Aspekten in der Herstellung gefragt.

Hier punkten die Bio-Produkte. Sie konnten den Weg vom Tomaten-Feld bis zur Ketchupflasche offenlegen. Und auch bei den ökologischen und sozialen Herstellungsbedingungen haben sie im Schnitt die Nase vorne.

Eine Frau erntet Tomaten
In den Test eingeflossen sind auch soziale Komponenten wie die Arbeitsbedingungen bei der Ernte. (Symbolfoto) Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Fehlende Transparenz bei Nachhaltigkeit

Auch bei der Transparenz kann Marktführer Heinz im Test nicht punkten. Woher die Tomaten kommen, hätte das Unternehmen den Autoren des Tests genauso wenig mitgeteilt, wie Informationen zu ihren Nachhaltigkeitszielen. Enttäuschend, findet "Öko-Test":

"Dass ausgerechnet der Marktführer keinerlei Bereitschaft zeigt, Angaben zu Lieferketten, Herkunft der Tomaten, Arbeitsbedingungen oder Umweltbemühungen zu machen, ist ein Armutszeugnis."

Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST-Chefredakteurin

Auf Anfrage von BRISANT teilt Heinz Kraft allerdings mit, dass sie "die meisten unserer Tomaten aus Spanien und Kalifornien" beziehen. Das Unternehmen arbeite außerdem eng mit seinen Erzeugern zusammen, um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.

Quellen: BRISANT, Öko-Test, Ärzte-Zeitung, Unilever, Kraft Heinz, EDEKA (Stellungnahme der Unternehmen auf Kernaussagen gekürzt)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 24. Februar 2023 | 17:15 Uhr

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