Royale Sorgen? Kanadische Abgeordnete verweigern Eid auf britischen König Charles III.
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Ein schwerer Start für König Charles III. Noch ist das neue Oberhaupt der britischen Krone nicht einmal gekrönt, da verweigern ihm neugewählte Abgeordnete der kanadischen Provinz Québec bereits den Eid. Was steckt dahinter?

In Kanada haben sich gleich mehrere Abgeordnete eines Regionalparlaments in der Provinz Québec geweigert, einen Eid auf ihr neues Staatsoberhaupt, den britischen König Charles III., zu schwören.
Die elf neugewählten Abgeordneten der Partei Québec Solidaire schlossen sich damit drei Abgeordneten der Parti Québécois an, die den von der Verfassung vorgeschriebenen Eid bereits in der vergangenen Woche verweigert hatten. Stattdessen schworen sie einen Eid auf die Einwohner von Québec.
Abgeordnete riskieren Sitz in der Nationalversammlung
Der Haken: Juristen zufolge ist nun umstritten, ob die Abgeordneten ohne den Eid auf Charles III. ihre Sitze in der Nationalversammlung der Provinz einnehmen dürfen. Ein Risiko, das die Abgeordneten "in voller Kenntnis der Fakten" eingegangen sind, wie der Sprecher von Québec Solidaire Journalisten bestätigte.
Wir haben uns dafür eingesetzt, die Zeiten in Québec zu ändern, und wenn wir ins Parlament gewählt wurden, dann um Fenster zu öffnen.
Der Vorsitzende der Parti Québécois bezeichnete den Eid als "Erinnerung an die Kolonialherrschaft". Zudem koste die Monarchie "67 Millionen kanadische Dollar im Jahr".
Kanadas Premierminister Trudeau hält sich raus
Der Treueschwur auf die britische Krone war im überwiegend französischsprachigen Québec schon immer umstritten. Premierminister Justin Trudeau sagte zu dem Streit, das Regionalparlament in Québec müsse selbst entscheiden, "wie sie ihren Vereidigungsprozess organisieren wollen".
Erst am 10. September war König Charles III. mit einer feierlichen Zeremonie offiziell zum Staatsoberhaupt Kanadas ernannt worden.
König Charles III. - (noch) Oberhaupt von 15 Staaten
Kanada ist einer von 15 Staaten, in denen König Charles III. - zumindest formal - als Staatsoberhaupt gilt. Bereits im vergangenen November hatte sich der Inselstaat Barbados von seinem royalen Staatsoberhaupt verabschiedet und ist heute eine Republik. Ein Vorbild, dem Jamaika zu folgen plant.
Auch Antigua und Barbuda will innerhalb der nächsten drei Jahre das Volk über seine Staatsform abstimmen lassen, und auch in Australien wird darüber diskutiert, ob nicht ein Präsident die Rolle des Königs übernehmen sollte.
BRISANT/AFP/tagesschau.de
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 20. Oktober 2022 | 17:15 Uhr