König Charles III. und Königsgemahlin Camilla im Blue Drawing Room des Buckingham Palace.
Der Countdown läuft: Am 6. Mai werden König Charles III. und Camilla gekrönt. Der Monarch will die Zeremonie moderner gestalten – dazu gehört auch der Krönungs-Look. Bildrechte: picture alliance/dpa/PA Media | Hugo Burnand/Buckingham Palace

Prunk oder Sparflamme? Dresscode: Das tragen die Royals zur Krönung

15. September 2023, 19:13 Uhr

Alles eine Nummer kleiner? Das schien das Motto von König Charles' Krönung zu sein. Moderner sollte die Zeremonie werden, aber auch schlichter. Doch galt das auch für den Dresscode?

Kein Gold, kein Hermelin-Umhang und kein Bling-Bling? Bei König Charles III. wird einiges anders: Während das Königshaus bei der Krönung seiner Mutter 1953 noch zeigte, was es hat, soll zu seiner Zeremonie alles etwas kleiner und schlichter über die Bühne gehen.

Wie britische Medien berichten, soll sich das vor allem in der Kleidung der Royals wiederspiegeln. BRISANT kennt den königlichen Dresscode:

Krönung von King George VI, 12.5.1937 in London.
Wie im Märchen: Charles Großvater George VI. trug zu seiner Krönung traiditionell einen Hermelin-Umhang, Seidenstrümpfe und Reiterhose. Bildrechte: picture alliance / AP

Uniform statt Hermelin: Das wird König Charles tragen

Der letzte König, Charles' Großvater Georg VI, trug bei seiner Krönung 1937 noch Seidenstrümpfe und Reiterhose mit Goldgarn. Und König Charles III.? Er will angeblich seine Admirals-Uniform tragen.

Es sei ihm wichtig, dass sein Outfit eine "moderne Monarchie des 21. Jahrhunderts" widerspiegelt, so die "Daily Mail". Berater sollen ihm zu der Modernisierung des persönlichen Dresscodes geraten haben. Das "alte" Outfit würde einfach nicht mehr ins 21. Jahrhundert passen.

Das dürfte auch den meisten Briten in den Kram passen, denn neueste Umfragen zeigten, dass mehr als die Hälfte dagegen ist, dass die Krönung von Steuergeldern bezahlt wird.

Charles, Prinz of Wales, steht mit seiner Mutter Königin Elizabeth II. bei seiner Krönungszeremonie in Caernarvon Castle.
Am 1. Juli 1969 wurde Prinz Charles von seiner Mutter Queen Elizabeth zum "Prince of Wales" ernannt. Damals noch in Hermelin-Mantel. Bildrechte: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire | Keystone Press Agency

So prunkvoll bestieg Elizabeth II. den Thron

Seine Mutter Queen Elizabeth II. trug 1953 eine herrschaftsvolle Robe von Modedesigner und Hoflieferant Sir Norman Hartnell. Er soll sich von Gemälden des italienischen Renaissance-Künstlers Sandro Botticelli inspirieren lassen haben.

In der Satinrobe wurden 18 Arten von Goldfäden verarbeitet – reinste Handarbeit versteht sich. Die dadurch entstandenen Blumenmuster repräsentierten die Symbole des Commonwealth. Insgesamt sollen 3.500 Stunden Arbeit in die Krönungsrobe geflossen sein.

ARCHIV - 02.06.1953, Groߟbritannien, London: Queen Elizabeth II. steht in feierlichem Ornat am Tag ihrer Krönung.
Queen Elizabeths Krönungs-Robe wurde aufwendig mit goldenen und silbernen Fäden sowie Perlen, Pailletten und Kristallen bestickt. Bildrechte: picture alliance / dpa | dpa

Zwei Kronen für Charles?

Wenigstens die Krone wird spektakulär: König Charles wird am 6. Mai die sogenannte "Edwardskrone" tragen, die auch schon seine Mutter Queen Elizabeth II. bei ihrer Krönung im Jahr 1953 auf ihr Haupt gesetzt bekam.

Und damit nicht genug: Der Palast ließ wissen, dass Charles im Rahmen der Zeremonie auch die sogenannte "Imperial State Crown" tragen werde. Das Schmuckstück wurde bei den Trauerfeierlichkeiten für die Queen auf deren Sarg platziert.

Warum zwei Kronen? Für den Moment des Krönungsaktes bekommt Charles III. die Edwardskrone auf sein Haupt gesetzt. Als Symbol des christlichen Glaubens trägt sie ein Kreuz auf der Spitze. Laut der "Daily Mail"-Royal-Expertin Rebecca English wurden einst 444 Edelsteine, darunter Rubine, Amethyste und Saphire verarbeitet. Eine Samtkappe mit Hermelinband soll das Tragen etwas komfortabler machen – immerhin wiegt die Krone 2,27 Kilogramm.

Beim Verlassen der Abtei tauscht Charles die Krone gegen die "Imperial State Crown" – diese ist mit 2.868 Diamanten übersät und enthält den Cullinan II. – mit 317, 4 Karat einer der größten Diamanten der Welt.

Sargträger tragen den Sarg von Königin Elizabeth II. mit der kaiserlichen Staatskrone darauf in die St. -Georgs-Kapelle in Windsor. 2022
Die "Imperial State Crown" wird üblicherweise am Ende der Krönungszeremonie beim Auszug des Monarchen aus der Westminster Abbey getragen. Für die eigentliche Krönung wird die Edwardskrone verwendet. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jeff J Mitchell

Außerdem bekommt König Charles zur Krönung das "Jewelled Sword of State", ein juwelenbesetztes Schwert, einen Reichsapfel und den 192 Jahre alten Krönungsring überreicht.

"Schlichte Krönungszeremonie"? Das tragen die Gäste

Laut "Telegraph" soll nicht nur Charles einen schlichten Auftritt hinlegen: Auch die Gäste wurden angeblich gebeten, sich der "schlichten Zeremonie" anzupassen.

Heißt: Die Staatsoberhäupter aus anderen Ländern sollen in Anzügen oder Uniformen erscheinen. Ein ehemaliger Mitarbeiter des royalen Stabs, der mit der Planung der Zeremonie beauftragt gewesen sein soll, sagte gegenüber der "Mail on Sunday": "Es wird kein Tweed-Sakko oder Jeans geben, aber einen Morgenanzug oder Lounge-Anzug."

Die Mitglieder des House of Lords (Oberhaus des britischen Parlaments) wohnen der Krönung normalerweise in bodenlangen Gewändern aus rotem Samt und weißem Hermelinfellkragen bei. Zu Charles' Krönung sollen sie etwas zurückhaltender auftreten. Die Rede ist von "Standard Geschäftskleidung" oder von parlamentarischen Hermelinen. Wie genau das aussehen soll, wird sich zeigen.

Tiara-Verbot zur Krönung?

Zu royalen Events funkelt es normalerweise auf den Häuptern der blaublütigen Damen. Doch die neue Bescheidenheit der Monarchie wird sich vielleicht auch auf den Köpfen wiederspiegeln. Schmuck-Expertin und Autorin Lauren Kiehna ("The Court Jeweller") mutmaßte im "People"-Interview, dass sich die Zeiten geändert haben und die royalen Ladys keine auffälligen Tiaren mehr tragen werden. "Bei der Krönung der Queen im Jahr 1953 wurden Tiaren von fast jeder königlichen Dame getragen, ebenso von vielen aristokratischen Frauen, aber die Zeiten haben sich in 70 Jahren sicherlich geändert."

Hüte oder Fascinator könnten eine modische Alternative zu den funkelnden Schmuckstücken darstellen. Allerdings greifen die Damen der Royal Family gern zu geschichtsträchtigen Schmuckstücken – besonders zu großen Events. Meist handelt es sich um Erbstücke, die innerhalb der Familie weitergegeben werden. Tiaren spielen bei der traditionsbewussten und Stammbaum-fixierten britischen Oberschicht eine große Rolle.

König Charles III. und Königin-Gemahlin Camilla kommen zu einem Staatsbankett ins Schloss Bellevue, dem Amtssitz des deutschen Präsidenten.
Nicht ohne meine Tiara? Camilla erscheint bei offiziellen Anlässen – wie hier beim Deutschland-Besuch – immer mit Tiara. Bleibt abzuwarten, ob es neben ihr am Tag der Krönung noch etwas zu Funkeln geben wird… Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Büttner

Morgens Hut, abends Tiara?

Eine Krönung ohne Tiara? Fraglich – aufgrund der Zeitplanung am 6. Mai aber tatsächlich möglich. König Charles III. soll mittags in der Westminster Abbey gekrönt werden. Um diese Uhrzeit wird gemäß des Royal-Knigge noch zum Hut gegriffen. Ab 18 Uhr kommen Fascinator oder Hüte wieder in ihre Schachteln. Denn erst am Abend dürfen die Familienjuwelen vorgeführt werden – allerdings nur von verheirateten Aristokratinnen.

Prinzessin Kate: Wadenlanges Kleid statt königliche Robe?

Auch die Kleider der royalen Damen könnten schlichter ausfallen, so Lauren Kiehna. Laut der Autorin sei es möglich, dass Charles "dem Beispiel einiger seiner europäischen Amtskollegen folgt – wie dem König der Niederlande – und eine formelle Kleiderordnung für den Tag festlegt".

Falls Charles sich wirklich ein Vorbild an Willem-Alexander nehmen sollte, würde das bedeuten, dass Prinzessin Kate und andere Damen keine boden-, sondern wadenlange Kleider tragen werden.

Noch ist aber unklar, ob Prinzessin Kate tatsächlich ohne Tiara oder lange Robe erscheinen wird. Wie "People" schreibt, sollen die Gespräche diesbezüglich noch nicht abgeschlossen sein. 

Gruppenfoto von Adeligen
Zur Krönung von Willem-Alexander und Maxima (2013) erschienen einige Gäste leger – für royale Verhältnisse. Kronprinzessin Victoria tauschte Tiara gegen Hut, Daniel und Fürst Albert setzten auf Frack und Camilla trug ein wadenlanges Kleid. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Camilla setzt auf Nachhaltigkeit

Auf wessen Haupt es definitiv funkeln wird? Auf Camillas! Die Königin wird laut Palast die "Crown of Queen Mary" tragen – ein Novum! Denn erstmals seit beinahe drei Jahrhunderten wird für die Krönung einer Königsgemahlin keine neue Krone in Auftrag gegeben. Camilla hat dies laut Mitteilung des Palastes aus Gründen der Nachhaltigkeit und Effizienz veranlasst.

Allerdings ist die "Crown of Queen Mary" nicht unumstritten. In ihr wurde der sagenumwobende Koh-i-Noor-Diamant verarbeitet. Mit 108,93 Karat zählt er zu den wertvollsten Diamanten der Welt. Geschätzter Wert: mindestens eine Milliarde Euro. Immer wieder wurde in der Vergangenheit die Frage laut, wem der Stein rechtmäßig gehört. Politiker und Aktivisten aus Indien, Pakistan, Afghanistan und dem Iran forderten, dass die Briten den Stein zurückgeben sollen.

Das undatierte, vom Buckingham Palast herausgegebene Handout-Foto zeigt die Krone von Königin Mary.
Sagenumwoben, geschichtsträchtig und vielleicht sogar verflucht? Die "Crown of Queen Mary". Bildrechte: picture alliance/dpa/Royal Collection Trust /© His Majesty King Charles III 2023 viaPA Media | ---

Auch ein Fluch soll der Legende nach auf dem Stein lasten: Wie im SWR2-Podcast erzählt wird, erleiden alle männlichen Träger ein übles Schicksal – und tatsächlich wurden sie geblendet, ermordet, gefoltert, ins Exil geschickt oder starben an Krebs.

Camilla hat dann wohl als weibliche Trägerin nichts zu befürchten … dennoch verbannte Charles den Koh-i-Noor-Diamanten aus Camillas Krone. Offiziell, weil das Eigentum des legendären Diamanten ungeklärt ist. Statt des Koh-o-Noor sollen nun Steine aus der persönlichen Schmucksammlung Queen Elizabeths eingearbeitet werden.

(Dieser Artikel erschien erstmals am 26.04.23.)


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