Prinz Harry, Herzog von Sussex, trifft vor dem High Court in London ein.
Prinz Harry trifft heute (06.06.2023) vor Gericht in London ein. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Frank Augstein

Sammelklage gegen den "Daily Mirror" Prinz Harry vor Gericht: Bespitzelungsprozess in London gestartet

06. Juni 2023, 18:14 Uhr

Dieser Prozess scheint Prinz Harry offenbar so wichtig zu sein, dass der Royal heute (06.06.2023) höchstpersönlich vor Gericht erscheint, um eine Aussage zu machen. Mit der Bibel in der Hand wurde er als Zeuge eingeschworen:

Ich schwöre beim allmächtigen Gott, dass die Beweise, die ich vorlegen werde, die Wahrheit sein werden, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Prinz Harry DPA

Auf der Anklagebank: der britische Verlag Mirror Group Newspapers, zu dem auch der "Daily Mirror", "The People" und der "Sunday Mirror" gehören. Gleich mehrere Prominente haben sich für eine zivile Sammelklage zusammengeschlossen.

Sie werfen den Journalisten vor, sie bespitzelt zu haben. Sie sollen unter anderem Voicemail-Nachrichten abgehört haben. In Harrys Fall sogar, als er noch minderjährig war. Im Vordergrund steht dabei, wie sehr die Führungsebene des Verlags verwickelt war. Dieser weist die Vorwürfe bislang zurück.

Deswegen geht Prinz Harrys Aussage in die Geschichte ein

Prinz Harrys Erscheinen vor Gericht steht im Gegensatz zum sonstigen Verhalten seiner Familie: Lächeln und Schweigen. Damit bricht Harry einen royalen Rekord: Seit 130 Jahren hat kein Royal mehr vor Gericht ausgesagt. Der damalige Thronfolger Prinz Edward war 1891 der letzte Royal, der in einem Verfahren wegen Schummeleien beim Kartenspiel aussagen musste.

Die britische Zeitung «Daily Mirror» wird an einem Kiosk verkauft.
Das verfahren gegen den "Daily Mirror" läuft noch bis Ende Juni. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Was muss Prinz Harry preisgeben?

Wie war das nun genau mit Harry und den Frauen? Warum scheiterte seine Beziehung zu Ex-Freundin Chelsy Davy? Und wie sehr belastete den Heranwachsenden nun wirklich der Tod seiner Mutter Diana? Diesen sehr persönlichen Fragen muss sich Prinz Harry vor Gericht stellen, wenn er in den Zeugenstand tritt. Fragen, die der 38-Jährige eigentlich immer aus der Öffentlichkeit raushalten wollte - und nun freiwillig beantwortet.

Insgesamt nimmt der High Court 33 Artikel der Zeitungen unter die Lupe. Immer wieder im Fokus: das Liebesleben des Prinzen. Drei Tage sind für die Aussagen des britischen Royals angesetzt. Das Verfahren läuft noch bis Ende Juni. Ein Urteil wird aber erst im Laufe des Jahres erwartet.

Prinz Harry, Herzog von Sussex, trifft vor dem High Court in London ein.
Drei Tage sind für Prinz Harrys Aussagen geplant. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Kin Cheung

Prinz Harry erhebt schwere Vorwürfe

In einer schriftlichen Zeugenaussage klagt Prinz Harry die britische Boulevardpresse an: Sie sei u.a. der Grund, warum er mit Ehefrau Meghan und Sohn Archie in die USA gezogen sei. Vor allem "das ständige Eindringen, die Anstiftung zu Hass und Belästigung durch die Boulevardpresse" seien schuld.

Wir waren auch sehr besorgt um die Sicherheit unseres Sohnes.

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"Die Presse will meine Ehe zerstören"

Er verstehe nicht, wieso private Details seiner Beziehungen interessant für die Öffentlichkeit sind.

Wann immer ich eine Beziehung einging, waren sie sehr daran interessiert, über die Einzelheiten zu berichten.

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Die Presse habe auch versucht, die Beziehungen schnell zu beenden, indem sie Druck ausgeübt und Misstrauen gesät habe. Das habe bei Prinz Harry eine deutliche Wirkung gezeigt:

Es löste in meinen Beziehungen ein großes Maß an Paranoia aus. Ich wurde sofort misstrauisch gegenüber jedem, der in einer Geschichte über mich genannt wurde.

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Prinz Harry kritisiert auch britische Regierung

Nicht nur die Presse bekommt ihr Fett ab, auch die britische Regierung muss von Prinz Harry ordentlich Kritik einstecken. Und das, obwohl sich die Mitglieder der Königsfamilie eigentlich nicht zu politischen Fragen äußern. Presse und Regierung in Großbritannien befänden sich am "Tiefpunkt".

Die Demokratie scheitert, wenn ihre Presse es versäumt, die Regierung zu kontrollieren und zur Rechenschaft zu ziehen und sich stattdessen dafür entscheidet, mit ihr ins Bett zu gehen, damit sie den Status quo sichert.

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BRISANT/DPA

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 06. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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