Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf der Balearische Insel.
Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter. Bildrechte: picture alliance/dpa | Clara Margais

Mallorca Gruppenvergewaltigung im Urlaub? Überraschender Richtertausch für fünf Deutsche in U-Haft

17. August 2023, 17:23 Uhr

Überraschung im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer jungen deutschen Touristin auf Mallorca: Wie eine Anwältin der Verdächtigen nach eigenen Angaben gegenüber der Deutschen Presseagentur mitteilt, hat diese einen Wechsel des Richters Antoni Rotger erwirkt. Der bisher zuständige Richter hatte die fünf beschuldigten Männer aus Deutschland am Samstag (15.07.2023) in Untersuchungshaft geschickt.

Richtertausch ist "Hoffnungsschimmer" für Verdächtige

Antoni Rotger gilt als besonders rigoros und unnachgiebig. Der Tausch wurde laut "Mallorca Zeitung" mit dem Argument beantragt, dass der Richter zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat nicht der diensthabende Richter gewesen sei. Durch den Richtertausch könnten sich - nach übereinstimmender Einschätzung von Medien der spanischen Insel - die Chancen der Beschuldigten erheblich verbessern. So steht die Chance, dass die mutmaßlichen Täter schon bald auf Kaution und unter Auflagen auf freien Fuß kommen, nun deutlich besser.

Außerdem gäbe es laut der "Mallorca Zeitung" einen "Hoffnungsschimmer" für die Urlauber, bis zu einer Entscheidung - ob es zur Anklage oder zum Prozess kommt - in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Untersuchungshaft kann in Spanien bis zu zwei Jahre dauern und sogar unter bestimmten Umständen verlängert werden.

Albtraum-Tat im Urlaubsparadies

Fünf Männer im Alter zwischen 21 und 23 Jahren werden beschuldigt, in einem Hotel auf Mallorca eine Gruppenvergewaltigung begangen zu haben. Das Opfer soll eine 18-jährige Touristin aus Deutschland gewesen sein. Die Beschuldigten kommen aus dem Märkischen Kreis in NRW, das hat der Anwalt der Männer gegenüber dem WDR bestätigt. 

Die Verdächtigen sind inzwischen in Untersuchungshaft, ein sechster Angehöriger der deutschen Freundesgruppe kam frei. Eine Freilassung der anderen fünf Männer gegen Kaution lehnte ein Gericht am Samstag (15.7.23) ab.

Was ist passiert?

Die Polizei hat in einer Pressemitteilung den Tathergang geschildert. Demnach hatte eine junge Frau am Ballermann in der Nacht auf Donnerstag (13.07.) einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.

Daraufhin seien beide in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes abgestiegen waren. Als diese dann später auf ihr Zimmer kamen, hätten vier von ihnen die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat sogar mit seinem Handy gefilmt.

Das mutmaßliche Opfer habe sich danach ins Bad flüchten können. Dort habe einer der jungen Deutschen zugegeben, dass er und seine Freunde zu weit gegangen seien. Er begleitete sie dann in ein Hotel, in dem Freundinnen von ihr wohnten.

Von dort habe die Frau die Polizei alarmiert, die die fünf Männer wenig später am Donnerstagmorgen festnahm. Die junge Deutsche sei zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Jetzt geht es den spanischen Ermittlern darum aufzuklären, was genau in der Nacht passiert ist. Haben die jungen Männer die 18-Jährige tatsächlich zum Sex gezwungen oder tatenlos einer Vergewaltigung zugeschaut?

Mit diesen Strafen müssen Täter rechnen

Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen den deutschen Touristen in Spanien bis zu 15 Jahre Haft, so der Strafrechtler Arndt Kempgens gegenüber dem WDR. Dies gelte für jene, die an der Vergewaltigung beteiligt waren, aber auch für jene, die zugesehen – "und damit die Tat gefördert haben".

Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf der Balearische Insel.
Kein Pardon: Jedem der fünf Verdächtigen droht eine lange Haftstrafe. Bildrechte: picture alliance/dpa | Clara Margais

"Manada alemana": In Spanien werden Erinnerungen wach

In Spanien bezeichnet die Presse die festgenommenen Männer teilweise als "Manada alemana", als "deutsches Rudel".

Damit spielen die Medien auf eine Gruppenvergewaltigung aus dem Jahr 2016 in Pamplona an. Damals hatten ebenfalls fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt.

Ein zunächst sehr mildes Urteil löste Demonstrationen im ganzen Land aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert.


 BRISANT/dpa/WDR

(Dieser Artikel wurde am 17.07.23 zum ersten Mal veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 17. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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