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Welttag der Feuchtgebiete am 2.2. Moor-Landschaften zwischen unheimlich und unheimlich wichtig

08. Februar 2023, 19:38 Uhr

Seit Jahrhunderten ranken sich schauerliche Geschichten um Moore. Darin kommen Menschen, die einmal hineingeraten, angeblich nicht mehr heraus, versinken und sterben einen qualvollen Tod. Was ist dran an den Mythen rund um das Moor, das in Wahrheit vor allem eine bedutende Rolle für das Klima spielt.

Nach Angaben von Experten sind in den vergangenen 50 Jahren weltweit 35 Prozent der Feuchtgebiete u.a. durch Verschmutzung oder Landwirtschaft zerstört worden. Feuchtgebiete wie Moore würden dreimal schneller verschwinden als Wälder, teilte das "Greifswald Moor Centrum" anlässlich des Welttages der Feuchtgebiete am 2. Februar mit. Und das ist ein Problem.

Unterschied zwischen den Feuchtgebieten Sumpf und Moor Etwa die Hälfte der noch vorhandenen Feuchtgebiete sind Moore und die andere Hälfte Sümpfe. Sümpfe liegen in der Nähe von Flüssen und Seen. Moore sind in der Regel etwas höher gelegen. Ihr Feuchtigkeit speist sich komplett über Niederschläge auf ihrem Gebiet.

Moore als Klimaschützer

Nasse Moore sind echte Klimaschützer, weil sie in ihren Torfen riesige Mengen CO2 binden können - mehr als jedes andere Ökosystem der Welt. Nach Angaben des BUND binden die Moore weltweit doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammengenommen.

Ein Großteil der Moore in Deutschland ist allerdings entwässert bzw. trockengelegt, um die Flächen nutzbar zu machen. So eignet sich der fruchtbare Torfboden hervorragend zum Anbau von Nutzpflanzen. Das Problem dabei: Dringt bei der menschengemachten Entwässerung der Moore Sauerstoff in den Torf ein, wird das klimaschädliche CO2 in die Atmosphäre freigesetzt.

Sonnenaufgang im nebeligen Hochmoor Kendlmuehlfilzen
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Moore als Klimakiller

Etwa 70 Prozent der Moore in Deutschland werden nach Angaben des "Greifswald Moor Centrums" landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt. Sie setzen den Angaben zufolge jährlich 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente frei, was knapp sieben Prozent der gesamten Treibhausgas-Emission Deutschlands ausmache. Bei den landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Moore für 37 Prozent der CO2-Emission verantwortlich.

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Mi 02.02.2022 18:19Uhr 02:25 min

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Schwammfunktion für den Wasserhaushalt

Nasse Moore seien neben ihrer natürlichen Funktion als Kohlenstoff-Speicher auch wichtig für den Erhalt der Biodiversität. Sie filterten Luft, kühlten die Landschaft und "bieten Puffer bei Überschwemmungen, Raum zur Naherholung und sogar neue Einkommensmöglichkeiten", teilten die Experten mit. Die Biomasse von Mooren könne als Bau-, Futter- und Heizmaterial dienen oder als Ersatz für fossilen Torf im Gartenbau.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt: Moore können enorme Mengen an Wasser speichern. Sie sind vergleichbar mit riesigen Schwämmen, die viel Wasser schnell aufnehmen und es dann nach und nach wieder abgeben können.

Der Erhalt bzw. Wiederaufbau der Moore kann einen erheblichen Beitrag für den Wasserhaushalt von Landschaften und den Klimaschutz allgemein bedeuten. Wie jeder dabei helfen kann, erfahren Sie hier beim Naturschutzbund.

Torfabbau, gestochener Torf in Hand
Torf hat eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung und wird bspw. als Substrat im Gartenbau verwendet. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Mythos Moor - Gefährliche Sagen und Legenden

Neben der Rolle in Sachen Klima ranken sich seit Jahrhunderten teilweise gruselige Sagen und Mythen um Moore. Sie sind amphibische Landschaften, also weder Land noch Wasser. Ihr Boden ist weich und immer wieder gibt es tückische Löcher.

Erzählungen von Geistern, Dämonen und anderen Schauergestalten, die im Moor leben, taten und tun ihr Übriges und drücken dem Moor nach wie vor einen Grusel-Stempel auf.

Kann man im Moor untergehen?

Zentraler Bestandteil des Volksglaubens ist meist, dass Menschen, die ins Moor geraten, dort feststecken, untergehen und nie mehr wiederkehren. Doch anders, als so manche Gruselgeschichte vermuten lässt, kann man im Moor zwar einsinken, aber nicht komplett untergehen.

Das liegt daran, dass der Moorschlamm eine wesentlich höhere Dichte hat als der menschliche Körper und ihn deshalb immer wieder nach oben drückt wie einen Korken. Im Wasser ist das anders, da gehen Menschen normalerweise unter, weil die Dichte des menschlichen Körpers höher ist als die der Umgebung.

Moorleiche Tollundmann, aus dem Moor von Tollund im Museum von Silkeborg in Dänemark
Die bekannteste Moorleiche ist der mehr als 2.000 Jahre alte Tollundmann. Er wurde 1950 in Dänemark gefunden. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Martin Werner

Moorleichen - Was hat es damit auf sich?

Ungefährlich sind Moore trotzdem nicht. Einmal stecken geblieben, kann es für einen Menschen unmöglich werden, sich ohne Hilfe zu befreien. Im kalten Schlamm kann der Körper schnell auskühlen, was im schlimmsten Fall zum Tod führt.

Dieses Schicksal erlitt wahrscheinlich die eine oder andere Moorleiche, von denen schon Hunderte in Europa gefunden wurden. Diese wurden aber nicht von Moor-Dämonen getötet. Archäologische Funde deuten viel mehr darauf hin, dass es in der Frühgeschichte üblich war, Menschen im Moor zu opfern oder hinzurichten. Durch die konservierenden Eigenschaften des Moors blieben die Körper meist gut erhalten.

Heilkraft des Moores

Auch heute profitieren Menschen von den Kräften des Naturmoores. So werden sogenannte Moor-Packungen oder -Masken im Gesundheitsbereich angewendet. Schmerzgeplagte Patienten profitieren dabei von der entzündungshemmenden, lindernden Wirkung des heißen Moores, das sich wegen seiner geringen Wärmeleitfähigkeit aber nicht heiß anfühlt. Zudem trägt Naturmoor zur Entspannung bei und regt den Stoffwechsel an.

BRISANT/dpa/epd/nabu/br/planet wissen/greifswald moor centrum

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Februar 2022 | 17:15 Uhr

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