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Ein Drittel der Deutschen streamt täglich Videos. Bildrechte: Colourbox.de

KlimawandelWie klimaschädlich ist Streaming?

Stand: 08. Februar 2023, 20:09 Uhr

Nicht mit dem Auto zum Kino fahren, sondern gemütlich auf dem Sofa streamen – Hört sich erst einmal gut an, weil es keinen Sprit verbraucht. So ganz ökologisch ist das Videostreaming aber nicht. Denn der Energieverbrauch ist durchaus beachtlich. Wie klimaschädlich ist Streaming eigentlich?

Die Nutzung des Internets weltweit verursacht laut dem Diplom-Meteorologen und Klimaexperten Sven Plöger um die 800 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist so viel, wie in Deutschland insgesamt, also durch Industrie, Verkehr u. a. verursacht wird.

Digitale Technologien verursachen laut einer Studie von 2019 fast vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Auch Sven Plöger kennt die dazu veröffentlichten Studien:

Da gibt es verschiedene Studien, die bewegen sich zwischen zwei und vier Prozent der Gesamtemissionen. Zum Vergleich: Die Fliegerei liegt bei drei Prozent der Gesamtemissionen.

Sven Plöger, Diplom-Meteorologe und Klimaexperte

Dass Fliegen klimaschädlich ist, ist bekannt. Wenn man einen Flug bucht, wird man oft automatisch gefragt, ob man einen CO2-Ausgleich zahlen will. Aber nicht, wenn man den Browser öffnet.

Eine Tonne CO2 im Jahr

Laut den Erkenntnissen von Sven Plöger verbraucht jeder, der in Deutschland regelmäßig online ist, im Durchschnitt eine Tonne CO2 im Jahr.

Wenn wir zum Beispiel ein Zwei-Grad-Ziel klimatisch einhalten wollen bis zum Ende des Jahrhunderts, dürfte jeder Mensch exakt zwei Tonnen emittieren. Wenn wir durch Internetnutzung bereits bei einer Tonne sind, dann sieht man, wie hoch der Anteil ist.

Sven Plöger, Diplom-Meteorologe und Klimaexperte

Der hohe CO2-Ausstoß kommt daher, dass dieser Strom eben oft nicht aus erneuerbaren Energien wie Windrädern gewonnen wird, sondern aus Öl, Kohle und Gas. In Deutschland sind das sogar 56 Prozent (Statistisches Bundesamt).

In Deutschland wird über die Hälfte des Stroms aus Öl, Kohle und Gas gewonnen. Bildrechte: Colourbox.de

Videos verbrauchen am meisten Energie

Der Großteil des Energieverbrauchs im Internet wird durch Videos verursacht. Denn für Videos sind große Datenmengen notwendig. Für sie müssen Bild und Ton in hoher Qualität energieaufwendig verarbeitet, gespeichert und transportiert werden.

Und: Es werden sehr viele Videos konsumiert. Der größte Teil davon sind übrigens Pornos, so Sven Plöger.

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Jeder dritte Deutsche nutzt täglich Mediatheken und andere Online-Videoplattformen im Netz. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie streamen weitere 30 Prozent der Bundesbürger kontinuierlich wöchentlich.

Wie klimaschädlich das ist, hängt besonders von der Art der Internetverbindung und Größe und Alter des genutzten Geräts ab.

Je größer und auch älter, desto mehr Emissionen gibt es, weil auch mehr Energie verbraucht wird. Bei der Verbindung hängt das davon ab, was man nutzt. Glasfaserkabel oder Kupferkabel, da hat man dann zwei oder drei Gramm pro Stunde, das klingt gar nicht so viel. Man kann sich noch ans 3G-Netz erinnern, da hat man dann aber 90 Gramm.

Sven Plöger, Diplom-Meteorologe und Klimaexperte

Ist Fernsehen besser fürs Klima?

Streamen mit Freunden – sozial und klimafreundlich. Bildrechte: Colourbox.de

Also doch lieber auf das lineare Fernsehen umschalten und das Streaming dem Klima zuliebe sein lassen? Das kann man laut dem Computerwissenschaftler Daniel Schien von der Universität Bristol so pauschal nicht sagen.

Dem Österreichischen Rundfunk sagte er, dass Fernsehen an sich zwar weniger Energie verbraucht als Streaming, aber Fernsehgeräte wesentlich mehr Strom fressen als Tablets, Smartphones oder Laptops. Am schädlichsten ist es laut ihm, hochaufgelöste Videos auf dem Smart-TV zu streamen.

Wie streame ich möglichst klimafreundlich?

Wer einfach nicht auf Streaming verzichten kann, kann aber Folgendes zum CO2-Einsparen beachten:

  • zusammen mit Freunden und Familie streamen
  • in niedriger Auflösung schauen
  • über WLAN streamen oder Videos im WLAN herunterladen
  • kleine Bildschirme nutzen

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 08. Februar 2023 | 17:15 Uhr