In Deutschland nachgewiesen Gefährlicher neuer Subtyp der Omikron-Variante? Corona-Experten warnen vor BQ.1.1
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Die Herbstwelle läuft. Das legen die jüngsten Infektionszahlen zur Omikron-Variante BA.5 vom Robert Koch-Institut (RKI) nahe. Aber gibt es womöglich schon einen neuen Subtyp, der die aktuellen Prognosen weiter verschärft? BQ.1.1 bereitet Experten jedenfalls Sorgen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind immer wieder neue Varianten und Subtypen des Coronvirus aufgetaucht. Das Virus mutiert, verändert also sein Erbgut, und entwickelt dadurch ständig neue Eigenschaften. Es versucht damit, den Antikörpern zu entkommen, die durch Infektionen und Impfungen im menschlichen Körper aufgebaut wurden. Bei diesem Umgehen der Abwehrmechanismen spricht man von der "Immunflucht" eines Virus'.
BQ.1.1 mit effektiver Immunflucht
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt und steigt. Nach Angaben des RKI lag sie am Freitag (07.10.) bei 577,5. In der Vorwoche waren es noch 462,4, im Vormonat 217,2. Experten warnen nun, dass die Zahlen sich noch drastischer erhöhen könnten. Und zwar durch BQ.1.1 - einem Nachkommen der in Deutschland noch vorherrschenden Omikron-Variante BA.5. Die Mutationen von BQ.1.1 sollen dem Virus eine besonders effektive Immunflucht ermöglichen.
Cornelius Römer vom Biozentrum der Universität Basel geht jedenfalls davon aus, dass BQ.1.1 in Europa und Nordamerika noch vor Ende November für die nächste große Corona-Welle verantwortlich sein wird. Römer stützt sich dabei auf die schnelle Zunahme der Sequenzen binnen kurzer Zeit. Nach Angaben des Experten habe BQ.1.1 gegenüber BA.5 einen Übertragungsvorteil von mehr als zehn Prozent. "Ihr relativer Anteil hat sich jede Woche mehr als verdoppelt", so Römer.
Schützen aktuelle Impfstoffe gegen BQ.1.1?
Auch der Charité-Impfstoffforscher Leif Sander warnt auf Twitter: Neben der BA.5-Herbstwelle, die sich derzeit rasch aufbaue, werde man es wohl recht sicher bald mit einer Variante zu tun bekommen, die der bestehenden Immunantwort stark ausweicht: "Der Winter kommt & er wird anscheinend echt anstrengend." Doch auch wenn die Fallzahlen im Zuge einer solchen Welle steigen würden, bedeutet die effektivere Immunflucht von BQ.1.1 nicht, dass zwangsläufig auch die Krankheitsverläufe wieder schwerer werden und man quasi am Beginn einer neuen Pandemie steht.
Die Immunologin Christine Falk teilte diesbezüglich mit, dass die Mutationen von BQ.1.1 zwar auf eine möglicherweise effektivere Ansteckung schließen ließen, aber nicht auf ein Unterlaufen aller Abwehrlinien. Der Schutz vor schwerer Erkrankung dürfte laut Immunologen bei immungesunden Menschen mit den empfohlenen Impfungen in der Regel standhalten. Als problematisch sehen Fachleute vielmehr die drohenden Personalausfälle an, wenn sich sehr viele Menschen auf einmal anstecken.
BQ.1.1 in Deutschland nachgewiesen
In Deutschland wurden Infektionen mit BQ.1.1 seit Ende September nachgewiesen. Der Anteil an den aktuell steigenden Zahlen ist nach Angabe von Experten allerdings noch gering. Im Vergleich zu anderen Varianten würden die Fallzahlen von BQ.1.1 jedoch enorm zulegen. Die Situation erinnert an das Frühjahr dieses Jahres: BA.5 hatte einen ähnlichen Übertragsungvorteil im Vergleich zur bis dahin vorherrschenden Variante BA.2 und es dauerte nur wenige Monate, bis BA.5. den Vorgänger verdrängt hatte.
Deshalb ist die neue Sublinie auch international im Fokus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei BQ.1.1 eine von 300 Subvarianten, die beobachtet würden. Egal welche Variante komme: Die WHO beschwört wie immer, dass es Werkzeuge gebe, um mit dem Virus umzugehen. Diese müssten nur angewendet werden: zum Beispiel mehr impfen, Maske wo nötig, Abstand halten, lüften.
BRISANT/dpa
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. Oktober 2022 | 17:15 Uhr