Subtypen Corona-Sommerwelle: Wie gefährlich sind die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 ?

In Sachen Corona ist die drohende Sommerwelle aktuell in aller Munde. Dafür sind die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 verantwortlich, die für einen rapiden Anstieg der Infektionszahlen gesorgt haben. Ist das ein Grund zur Sorge? Und was bedeutet das für potenzielle Impfungen? Antworten gibt es hier.

Omikron BA.4 und BA.5
BA.4 oder BA.5 sind in Deutschland bald dominant. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Seit Pandemie-Beginn hat das Coronavirus immer wieder neue Mutationen und Varianten gebildet. Einige sind bzw. waren regional aktiv und verschwinden nach kurzer Zeit. Andere setzen sich weltweit durch. In Deutschland und in vielen Teilen der Erde ist aktuell die Omikron-Variante dominant. Sie ist deutlich ansteckender als die vorher dominierende Variante Delta, führt aber nach bisherigen Erkenntnissen zu milderen Krankheitsverläufen - vor allem bei Geimpften.

Neue Subtypen bald dominant in Deutschland

Die aktuellen Entwicklungen bei den Inzidenzen haben die Sorge vor einer Sommerwelle geschürt. Die Erwartung, dass eine neue Corona-Welle bereits im Sommer kommt, geht auf die sich rasant ausbreitenden Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 zurück.

Zwar sind diese beiden Varianten, die sich zuerst in Südafrika und Portugal stark ausgebreitet hatten, nach jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland bislang noch keineswegs vorherrschend. Doch dies wird sich wohl bald ändern. Die beiden Sublinien dürften "in wenigen Wochen die Mehrzahl der Nachweise ausmachen", heißt es im jüngsten Wochenbericht des RKI.

Schnellere Verbreitung, aber nicht gefährlicher

Durch die rasante Ausbreitung könne es "insgesamt zu einem Anstieg der Infektionszahlen und einem erneut verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer kommen". Die bisherigen Erkenntnisse lassen laut RKI aber nicht darauf schließen, dass es zu schwereren Krankheitsverläufen oder mehr Todesfällen komme als bei BA.1 und BA.2-Infektionen.

Dass sich die beiden neuen Subtypen so rasch ausbreiten können, führen Forscher vor allem darauf zurück, dass sie den Immunschutz, den der menschliche Körper nach der Infektion etwa mit der BA.1-Variante aufgebaut hat, offenbar recht gut umgehen können. Auch der Wegfall der meisten Corona-Regeln trägt dazu bei. Dass die neuen Typen sich in der Tat schneller verbreiten, dürfte eine Erklärung für die gegenwärtige Sommerwelle in Portugal sein. Dort stiegen die Zahlen in den letzten Wochen wieder deutlich an, dafür verantwortlich soll der BA.5-Typ sein.

Geimpfte warten in einem Impfzentrum in Portugal.
Viele Portugiesen sind geimpft - doch die Inzidenzen steigen trotzdem. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Wie kann man sich schützen?

Die mittlerweile bekannten Corona-Regeln sind immer noch hilfreich. Also in geschlossenen Räumen eine Maske tragen, am besten FFP2, sowie Abstand- und Hygieneregeln beachten, wo immer nötig und möglich. Auch wenn die FFP2-Masken derzeit nur noch im ÖPNV und bei der Bahn Pflicht sind, empfiehlt sich das eigenverantwortliche Tragen z.B. beim Einkaufen in vollen Geschäften. Wichtig außerdem: Wer Symptome hat, sollte Kontakte einschränken, und sich Sicherheit über Tests holen.

Ein Schild weist auf die Maskenpflicht hin
Abstands- und Hygieneregeln können auch gegen BA.4 und BA.5 helfen. (Archiv) Bildrechte: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Ist eine zweite Auffrischungsimpfung nötig?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung bislang nur für vulnerable Gruppen. Dazu zählen Menschen ab 70 Jahren, Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Außerdem Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten und deshalb besonders viel Kontakt zu vulnerablen Gruppen haben.

Die zweite Auffrischungsimpfung wird bereits ab drei Monaten nach der ersten Auffrischungsimpfung empfohlen. Menschen, die aufgrund ihrer vermehrten Kontakte zu Risikogruppen noch eine weitere Auffrischungsimpfung machen sollten, wird diese nach frühestens sechs Monaten empfohlen. Eine allgemeine Auffrischungsimpfung für alle als zusätzlicher Impfschutz gegen die Sommerwelle wird von Expertinnen und Experten noch nicht empfohlen.

Anders sieht das mit den Impfstoffen aus, die an die Omikron-Variante mit ihren Subtypen angepasst sein sollen. Diese werden nach Angaben der Impfstoff-Hersteller aber frühestens im Spätsommer bzw. Herbst zur Verfügung stehen.

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Eine vierte Impfung für alle wird noch nicht empfohlen. Bildrechte: dpa

Pandemie-Verlauf kaum vorhersehbar

Es gibt Stimmen, die es für eher unwahrscheinlich halten, dass das Virus künftig noch einmal tödlicher wird, insbesondere für Geimpfte. Experten drängen unter anderem darauf, dass zur Vorbereitung für alle Fälle so viele Menschen ab 60 Jahren wie möglich geimpft sein sollten.

Die Breite der Möglichkeiten und die Ungewissheit zeigen vier Szenarien, die die britische wissenschaftliche Beratergruppe SAGE bereits im Februar für Großbritannien vorgestellt hatte: Demnach könnte Sars-CoV-2 im Best-Case-Szenario im Herbst ohne stärker veränderte Eigenschaften zurückkommen.

Im schlimmsten Fall jedoch sei erneut eine große Welle mit vielen schweren Verläufen denkbar. Zwischen beiden Szenarien nennt die Gruppe noch ein eher optimistisches und ein eher pessimistisches - und betont, dass auch andere Verläufe nicht auszuschließen sind.

Als ziemlich sicher gilt nur, dass Corona uns noch länger begleiten wird, auch in Form neuer Varianten. Wie schlimm diese werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Die SAGE-Gruppe sieht wachsende Bedeutung bei der Frage der nachlassenden Immunität und der Immunflucht - also der Fähigkeit des Virus, Antikörpern von Geimpften und Genesenen zu entgehen. Bisherige Wellen seien vor allem durch immer besser übertragbare Varianten angetrieben worden. Manche Forscher halten das hohe Niveau von Omikron allerdings kaum noch für steigerbar.


(BRISANT/dpa)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 16. Juni 2022 | 17:15 Uhr

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