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Beschert uns die Omikron-Sublinie BA.2.75.2 eine Corona-Welle im Winter? Bildrechte: IMAGO / Westend61

BA.2.75.2Diese neue Corona-Variante könnte uns im Winter gefährlich werden

Stand: 21. November 2022, 18:19 Uhr

Die Ruhe vor dem Sturm? Corona hat anscheinend seinen Schrecken verloren - nicht erst seit US-Präsident Joe Biden die Pandemie offiziell für beendet erklärt hat. Doch Experten warnen, sich vorzeitig zurückzulehnen und in Sicherheit zu wiegen. Denn: In letzter Zeit ist eine ganze Reihe neuer Omikron-Sublinien aufgetaucht. BRISANT.DE erklärt, was das bedeutet.

Corona ist vorbei? Ein Trugschluss, warnen Virologen. Das Coronavirus mutiert und verändert sich immer weiter. Angesichts der vielen Mutationen fällt es schwer, einen Überblick über die Subtypen zu behalten. 

Die größte Gefahr geht aber weiterhin von den Omikron-Subtypen aus. Forschende beobachteten hier zuletzt besorgniserregende Veränderungen: Vor allem die Omikron-Sublinie BA.2.75.2 bereitet ihnen Sorgen, denn sie zeigt eine nie dagewesene Immunflucht und könnte somit zur Gefahr einer neuerlichen Coronawelle werden. Hinzu kommt, dass das Immunsystem durch zweieinhalb Jahre Corona-Maßnahmen aktuell nicht gerade auf der Höhe ist.

Neue Corona-Varianten entwickeln eine immer bessere Immunflucht. Bildrechte: IMAGO/Sascha Steinach

Ist das Immunsystem aus dem Training?

Ein Irrglaube ist, dass das Immunsystem schwächer wird, je weniger es gefordert ist. Bei Muskeln ist das vielleicht der Fall, doch das menschliche Immunsystem funktioniert anders. Dennoch geht die Pandemie nicht spurlos daran vorbei.

Denn durch die vergangenen Jahre ist es zu einer Art Rückstau von bestimmten Infektionen gekommen. Mit einigen Erregern, wie zum Beispiel Erkältungsviren, infiziert man sich im Laufe des Lebens immer wieder. Die Immunität hält nach einer Erkrankung nur kurze Zeit an, man ist also immer wieder anfällig. 

Dadurch, dass man sich durch ständiges Händewaschen, Mundschutz und Co. besonders vor Ansteckungen geschützt hat, gehen Immunologen davon aus, dass viele dieser Infektionen nachgeholt werden. Diesen Winter wird es also voraussichtlich mehr Schnupfnasen als sonst geben. Das hat aber nichts damit zu tun, dass das Immunsystem in Zeiten der Pandemie weniger leistungsfähig geworden wäre.

Nach der langen Pandemiezeit muss man mit mehr Infekten rechnen. Bildrechte: IMAGO/Westend61

"Ein Sumpf neuer Untervarianten"

Nach einem vergleichsweise ruhigen Sommer erwarten Experten eine Coronawelle im Winter. Björn Meyer, Virologe vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Magdeburg, warnt: "Wir sind in einer Phase, wo wir sehr, sehr viele neue Untervarianten sehen, einen Sumpf neuer Untervarianten." BA.2.75.2 könnte eine dieser Varianten sein, welche für eine neue Corona-Welle sorgt.

Wie ist Omikron-Subtyp BA.2.75.2 entstanden?

Experten wie der Londoner Virologe Tom Peacock vermuten, dass BA.2.75 vermutlich ein Subtyp von BA.2 ist. Diesen Sommer sorgte hingegen vor allem die Omikron-Variante BA.5 für die meisten Infektionen. 

Der Unterschied zur neuen Sublinie: BA.5 und auch der Vorgänger BA.4 stammen nicht etwa von BA.1, BA.2 oder BA.3 ab, sondern haben den gemeinsamen Omikron-Vorläufer als Ursprung.

Zunächst breitete sich BA.2.75.2 vor allem in Indien und den USA aus - dort allerdings rasant schnell. Experten sorgen sich deswegen, dass nun eine Welle droht.

Sind Impfungen gegen Omikron-Sublinie BA.2.75.2 machtlos?

Eine Studie aus Schweden zeigte, dass die Untervariante dem Schutz gut ausweichen kann, welcher vom Körper durch Infektionen und Impfungen aufgebaut wird. "Bei der gleichen Menge an Antikörpern, die man im Blut findet, wird diese neue Untervariante die Zellen leichter infizieren können als BA.5", zitiert der Spiegel die schwedischen Forscher Benjamin Murrell und Daniel Sheward vom renommierten Karolinska Institutet in Stockholm. Wenn BA.2.75.2 dem Impfschutz wirklich gut ausweichen kann, könnte sich die Variante schnell verbreiten. 

Omikron-Sublinie BA.2.75.2: Deshalb greifen Impfungen weniger gut

BA.2.75.2 weist acht Mutationen am Spike-Protein auf. Bei der Variante BA.5 sind es nur drei. Dadurch kann BA.2.75.2 einer Antwort des Immunsystems leichter ausweichen als andere Corona-Varianten. Eine Ansteckung wäre trotz einer erst kürzlich vorangegangenen Infektion oder Impfung möglich.

Wissenschaftler vermuten, dass andere Corona-Mutationen ähnliche Lösungen entwickelt haben, um sich gegen Antikörper zu wehren. Deshalb mahnen sie, dass bei der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung eine andere Strategie verfolgt werden sollte: Statt mit neuen Impfstoffen den verschiedenen Varianten hinterherzulaufen, müssten Antikörper-Cocktails entwickelt werden, die gegen ganz unterschiedliche Varianten und Subvarianten gleichzeitig wirken. 

Werden Antikörpercocktails bald Impfungen gegen Corona ablösen? Bildrechte: dpa

Wie gefährlich sind die neuen Varianten?

Aktuell fehlen noch eindeutige Studien und Belege, um sagen zu können, wie gefährlich die momentanen Sublinien sind. 

Doch gerade bei der Omikron-Variante BA.5 fiel bisher auf, dass die Symptome vergleichsweise weniger intensiv auftraten. Die ersten Erkenntnisse über BA.2.75.2 legen hingegen nahe, dass die Symptome deutlich intensiver ausfallen. Es handelt sich aber ebenfalls um klassische Corona-Symptome wie Fieber, Schnupfen, Kopf- oder Gliederschmerzen.


Brisant/dpa/RKI/infektionsschutz.de/rnd/www.apotheke-adhoc.de/www.br.de/spiegel.de

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