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Tausende Patienten haben auch nach der Impfung mit Long-Covid-ähnlichen Folgen zu kämpfen. Ärzte sprechen vom Post-Vac-Syndrom. Bildrechte: IMAGO / Fotostand

Post-Vac-SyndromWenn die Corona-Impfung zu Krankheits-Symptomen führt

04. Juli 2022, 17:06 Uhr

Erschöpfung, Schwindel, Kopf- und Gliederschmerzen. Tausende Menschen kämpfen nicht nur nach einer Covid-Erkrankung mit Spätfolgen, sondern auch nach ihrer Corona-Impfung. Mittlerweile hat das Phänomen sogar einen Namen: Wer sich nach der Spritze länger krank fühlt, leidet möglicherweise am Post-Vac-Syndrom. Was steckt dahinter?

Obwohl die Impfung gegen Corona als sicher gilt, leiden einige Geimpfte an diffusen Spätfolgen, die Ärzte unter dem sogenannten Post-Vac-Syndrom zusammenfassen. Herzrasen und Schmerzattacken bei den einen, körperliche Schwäche und Schwindel bei den anderen.

Dem offiziellen Impfdashboard zufolge sind in Deutschland mindestens 63,3 Millionen Personen (76, % der Gesamtbevölkerung) grundimmunisiert, also zweimal geimpft. 51,2 Millionen Menschen (61,6 %) haben zusätzlich den ersten oder zweiten Booster erhalten. (Stand: 28. Juni 2022). Trotzdem stellt sich bei einigen immer noch - oder wieder - die Frage, was weniger Risiko birgt: die Impfung oder eine Corona-Erkrankung?

Corona-Spätfolgen: Die Angst vor Long Covid

Wie viele Menschen von Long COVID betroffen sind, kann man noch nicht sicher sagen. Bisherige Untersuchungen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Weltweit berichteten 49 % der COVID-19-Überlebenden vier Monate nach der Diagnose über anhaltende Symptome, schätzt eine Metaanalyse von 31 Studien. Die häufigsten Symptome von Long Covid:

  • migräneartige Kopfschmerzen
  • erhöhtes Schmerzempfinden
  • chronische Müdigkeit (Fatigue-Syndrom)
  • Antriebslosigkeit
  • Taubheitsgefühle
  • Atemnot, Husten, Druckgefühle in der Brust
  • Herzmuskelentzündung

Doch auch bei Menschen, die bisher um eine Ansteckung herumgekommen sind, treten Long-Covid-ähnliche Beschwerden auf. Denn die typischen Symptome wie Müdigkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen treten in einigen Fällen erst in Folge einer Corona-Impfung auf. Bei Patienten, die sich nach der Spritze krank oder geschwächt fühlen, sprechen Experten mittlerweile vom sogenannten Post-Vac-Syndrom. 

Das steckt hinter dem Post-Vac-Syndrom 

Die Symptome bei Long Covid und dem Post-Vac-Syndrom sind nahezu gleich, der Unterschied liegt laut Experten vor allem im Schweregrad der Symptome: Bei Post-Vac-Patienten treten die Beschwerden meist deutlich schwächer auf als bei Betroffenen, die sich nicht haben impfen lassen. 

Und nicht nur das: Dem deutschen Ärzteblatt zufolge tritt immer häufiger das sogenannte Multisystemische Entzündungssyndrom (MIS-C) auf - vor allem bei Kindern. Die vielseitigen und unregelmäßig auftretenden Symptome wie Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Erbrechen, Bauch- oder Gliederschmerzen plagen die Geimpften etwa zwei bis sechs Wochen nach der Impfung als Folge einer Überaktivierung des Immunsystems. 

Post-Vac-Syndrom: Kaum wissenschaftliche Befunde zum Thema

Die Faktenlage zum Thema ist dünn bis gar nicht vorhanden. Der Blick in die internationalen Studien zeigt ein mehr als spärliches Bild. Betroffene fühlen sich nicht selten alleingelassen. Deutschlandweit gibt es bisher nur zwei Anlaufstellen für Patienten mit Verdacht auf das Post-Vac-Syndrom: eine Spezialambulanz am Universitätsklinikum Marburg sowie die neurologische Post-COVID-19-Sprechstunde an der Charité in Berlin.

Dort ist der Andrang enorm: Laut dem deutschen Ärzteblatt haben beide eine Warteliste mit bis zu über zweitausend Betroffenen. Ist das ein Anlass, um an der Impfung zu zweifeln?

Post-Vac-Syndrom: Ursachen bisher unbekannt

Wen trifft das Post-Vac-Syndrom tendenziell am häufigsten? Genaue Ergebnisse liegen den Wissenschaftlern noch nicht vor, über Ursachen kann bisher nur spekuliert werden. Experten des Universitätsklinikums Marburg gehen aktuell davon aus, dass vor allem junge Frauen mit einer Autoimmunstörung zur Risikogruppe zählen. 

Hierbei richtet sich die Immunabwehr gegen körpereigenes Gewebe. Der Körper reagiert in der Folge nicht wie erwartet auf die Impfung. Ausgelöst werden kann eine solche Autoimmunstörung durch Infektionen, einen Stoffwechseldefekt oder Allergien.

Deshalb wird das Krankheitsbild der Patienten während einer Behandlung systematisch aufgeräumt. Oft bildet eine bisher unentdeckte Allergie oder Unverträglichkeit den Schlüssel zur anschließenden Behandlung. Wenn beispielsweise eine Unverträglichkeit oder verschleppte Infektion behandelt wird, verschwindet in der Regel auch das Post-Vac-Syndrom wieder. 

Corona-Impfung - ja oder nein? 

In diesem Punkt sind sich die Experten einig: Eine Infektion mit Covid-19 stellt die größere Gefahr dar als die Impfung. 

Das Risiko, nach einer Corona-Infektion an Long Covid zu erkranken, ist um ein Vielfaches höher, als nach einer Impfung das Post-Vac-Syndrom zu bekommen. Hier liegt das Risiko bei lediglich 0,02 bis 0,2 Prozent. Dennoch sollte bei kommenden Impfaktionen unbedingt ein besonderes Augenmerk auf mögliche autoimmune Vorbelastungen gelegt werden.

BRISANT/welt.de/aerzteblatt.de

(Dieser Beitrag wurde am 13.06.2022 erstmals veröffentlicht.)

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 13. Juni 2022 | 17:15 Uhr