Vorwurf der sexuellen Ausbeutung Hausarrest: Macho-Kickboxer Andrew Tate aus U-Haft entlassen

Durch einen Twitter-Streit mit Greta Thunberg ist Ex-Kickboxer und Influencer Andrew Tate einem Publikum bekannt geworden, das sich für ihn und seinen Lifestyle sonst wohl kaum interessiert hätte. Ende vergangenen Jahres ging es für Tate, seinen Bruder und zwei verdächtige Mitstreiterinnen in Rumänien hinter Gitter. Der Vorwurf: sexuelle Ausbeutung von Frauen. Nun ist das Quartett aus der U-Haft in den Hausarrest entlassen worden.

Andrew Tate blickt mit dem Koran in der Hand nach oben, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Trotz schwerer Vorwürfe nun aus der Untersuchungshaft entlassen: Influencer Andrew Tate. Bildrechte: dpa

Dumme Macho-Sprüche? Für Greta Thunberg kein Problem. Selbst dann nicht, wenn sie von einem ehemaligen Kickboxer kommen. Schlagfertig und selbstbewusst hatte die Klimaaktivistin im Dezember 2022 einem provokanten Tweet von Influencer Andrew Tate gekontert - und schließlich die Lacher auf ihrer Seite.

Kickboxer und Andrew Tate provozierte Greta Thunberg

Der Brite und US-Amerikaner Andrew Tate, der immer wieder mit rassistischen, homophoben oder auch frauenverachtenden Aussagen für Aufmerksamkeit im Netz sorgt, hatte auf Twitter mit der Zahl seiner Autos geprahlt - und an Thunberg gerichtet geschrieben:

Bitte gib mir deine E-Mail-Adresse, damit ich dir eine vollständige Liste meiner Autosammlung und der enormen Emissionen schicken kann.

Die Vorreiterin der weltweiten Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" ließ sich nicht lange bitten:

Ja, bitte kläre mich auf, schreib mir an kleinerpenisenergie@hastdunichtsbessereszutun.com.

Wenige Worte, große Wirkung: Während Tates Macho-Post mit gerade mal 213.000 Likes goutiert wurde, erfreut Gretas Konter satte 3,5 Millionen Menschen - Tendenz steigend.

K.o. in der ersten Runde: Sieg für Klimaaktivistin Thunberg

"Das könnte der beste Tweet aller Zeiten sein", kommentierte US-Anwalt George Conway Thunbergs Nachricht. Auch Drehbuchautor Ed Solomon griff die hohe Zahl der Tweet-Ansichten auf: "1,90 Meter 90 Kilogramm 36-jähriger Typ bricht einen Streit mit 19-jährigem Mädchen vom Zaun und verliert vor 50 Millionen Leuten." Und der ugandische Klimaaktivist Nyombi Morris rief den Klimawandel mit einem Bild von unter Wasser stehenden Autos in Erinnerung.

Einige Internet-User machten sich sogar einen Spaß daraus, kurzzeitig Tates Wikipedia-Eintrag zu überarbeiten. Ergänzt wurde ein Boxkampf zwischen Andrew Tate und Greta Thunberg, den die 19-Jährige für sich entschieden hatte.

Doch es gab auch kritische Stimmen zum Konter der Klimaaktivistin - insbesondere aus dem feministischen Lager. "Lasst uns aufhören, Männer nach der Größe des Penis zu bewerten", forderte die Pornografieforscherin Madita Oeming. Sich über einen kleinen Penis lustig zu machen, sei "zutiefst unfeministisch", schrieb eine andere Twitter-Userin - und warf Thunberg "Bodyshaming und Verbreitung von toxischer Männlichkeit" vor.

Aktivistin Greta Thunberg
Einige Feministinnen sahen Gretas Konter auch kritisch. Bildrechte: IMAGO / Emmanuele Contini

Vorwurf der Vergewaltigung und des Menschenhandels: Andrew Tate in Rumänien festgenommen

Andrew Tate fiel es äußerst schwer, seine Niederlage gegen die 19-jährige Thunberg zu verkraften. Vergleichsweise einfallslos versuchte er sich mit einem neuen Video zu wehren, das ihn an einer Zigarre lutschend zeigte: Er bestellte sich eine Pizza, die ihm in einem Karton aus nicht recycelter Pappe geliefert werden sollte...

Eine Aktion, die für den Influencer letztlich nach hinten losging. Denn zwischenzeitlich war Andrew Tate in Rumänien festgenommen worden. Grund dafür war natürlich nicht seine Häme gegen die 19-jährige Thunberg. Vielmehr wurden Tate, sein Bruder und zwei weitere Verdächtige der Vergewaltigung und des Menschenhandels bezichtigt.

Die vier Verdächtigen sollen seit Beginn des Jahres 2021 Menschenhandel in Rumänien und auch in den USA und Großbritannien betrieben und Frauen zur Prostitution gezwungen haben.

Medienberichte, denen zufolge die Ermittler aufgrund des im Video gezeigt Pizzakartons auf Tates Spur gekommen sein sollen, bestätigten die rumänischen Behörden allerdings nicht.

Greta Thunberg ist Tates Festnahme trotzdem nicht entgangen. Am Freitag (30. Dezember) schrieb sie bei Twitter: "Das passiert, wenn man seine Pizzakartons nicht recycelt." Innerhalb von Minuten wurde auch dieser Tweet Zehntausende Mal mit "Gefällt mir" gutgeheißen.

UPDATE: Andrew Tate aus U-Haft entlassen und unter Hausarrest

Nun ist erneut Bewegung in den Fall Andrew Tate gekommen. Nach drei Monaten U-Haft dürfen die Tate-Brüder vorläufig zurück in ihre Villa bei Bukarest, ebenso zwei weitere Mitangeklagte. Auf freiem Fuß sind die vier Verdächtigen trotzdem nicht: Sie wurden unter Hausarrest gestellt. Das entschied das Bukarester Appellationsgericht am Freitagabend (31. März).

Was durchaus befremdet: Die vier Männer sollen das Gefängnis unter dem Beifall vieler Fans verlassen haben, die vor dem Tor auf sie warteten. Und das, obgleich ihnen die sexuelle Ausbeutung junger Frauen vorgeworfen wird. Bislang sollen sechs Opfer ermittelt worden sein.

Junge Fans und Medienvertreter umringen Andrew Tate (l) und seinen Bruder Tristan nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis.
Andrew Tate (links) und Bruder Tristan auf dem Weg in den Hausarrest: Ihre Fans scheinen die schweren Vorwürfe gegen die Brüder nicht zu stören. Bildrechte: dpa

Andrew Tate und Komplizen bald frei?

Der Hausarrest für Tate und seine Mitstreiter soll zunächst für 30 Tage gelten. Danach dürfte auf Antrag der Staatsanwaltschaft erneut vor Gericht entschieden werden, ob der Hausarrest verlängert, eine neue Untersuchungshaft verhängt wird oder ob die vier Männer komplett auf freien Fuß gesetzt werden.

Der Staatsanwaltschaft zufolge habe die U-Haft verhindern sollen, dass Tate Zeugen beeinflusse. Eine Fluchtgefahr sei jetzt aber gering, weil der Hausarrest auch bedeute, dass der Betroffene seine Ausweise bei der Polizei abgeben müsse und dass der Grenzschutz alarmiert werde, sagen Experten. Rumäniens Grenzen werden kontrolliert, weil das Land nicht zum Schengen-Raum gehört.

BRISANT/dpa/AFP

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. April 2023 | 17:10 Uhr

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