König der Chöre Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot
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16. Dezember 2020, 18:15 Uhr
Er hatte seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und damit ungeahnte Erfolge gefeiert: Gotthilf Fischer. Seine Fischer-Chöre haben bis heute Fans auf der ganzen Welt. Jetzt ist ihr Chorleiter im Alter von 92 Jahren gestorben - und wird, so seine Ankündigung, die Engel im Himmel dirigieren.
Er verstand sich als "Hüter des deutschen Liedguts" - und das zu Recht. Kaum ein anderer brachte so viele Menschen zum Singen, wie Chorleiter Gotthilf Fischer. Auch im Ausland feierte man ihn für seine Auftritte mit den berühmten Fischer-Chören. Hören wollte man sie auch dort mit deutschen Texten.
Seinen neunzigsten Geburtstag vor zwei Jahren feierte er eine ganze Woche lang - mit jedem seiner Chöre an einem anderen Tag. Am 11. Dezember 2020 ist Gotthilf Fischer im Alter von 92 Jahren gestorben.
Vom Autodidakten zum berühmten Chorleiter
Geboren wurde Fischer am 11. Februar 1928 im schwäbischen Plochingen. Sein Vater war Zimmermeister und Hobbymusiker. Eine Leidenschaft, die er seinem Sohn wohl weitergegeben hat. Denn bereits im Alter von 14 Jahren gründete Fischer seinen ersten Chor - und das als Autodidakt. Beruflich hatte er sich zunächst für eine Ausbildung als Sportlehrer entschieden.
"Böse Menschen haben keine Lieder"
Bundesweit bekannt wurde Gotthilf Fischer mit den Fischer-Chören, mit denen er 1969 in der ZDF-Sendung "Dreimal neun" bei TV-Moderator Wim Thoelke seinen ersten TV-Auftritt feierte. Bald darauf erschien die erste Schallplatte. Der Weg zum ersten Millionenauftritt war geebnet: 1974 in München, vor dem Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft, ließ Gotthilf Fischer einen Mammutchor von 1.500 Menschen auf dem Rasen des Olympiastadions "Eviva Espana" anstimmen. Es folgen hunderte TV-Auftritte und seine eigene Sendung: "Sing mit den Fischer-Chören".
Medienwirksame Inszenierung seiner Person
Später war sich Fischer eine Zeit lang für keine Schlagzeile zu schade: Bei der Love-Parade im Jahr 2000 machte er Bekanntschaft mit der Modedroge Ecstasy. Es folgten ein medienwirksam inszenierter Fallschirm-Sprung, ein Besuch im "Big Brother"-Container, ein Auftritt im Weißen Haus und vor den Pyramiden.
59 Jahre glücklich verheiratet
Privat hatte Gotthilf Fischer in Ehefrau Hilde seine große Liebe gefunden. Sie brachte Sohn Herbert mit in die Ehe. Gemeinsam mit Fischer bekam sie die Töchter Renate und Brigitte. Im Jahr 2008 starb Hilde nach 59 Ehejahren im Alter von 89 Jahren.
Offenes Verhältnis zum eigenen Tod
Zum eigenen Tod pflegte Fischer ein sehr offenes Verhältnis: "Ich wünsche mir, eines Tages dirigierend in die Kiste zu fallen", soll er mal gesagt haben. Oder auch: "Die Zeit wird kommen, wo ich die Engel im Himmel dirigieren darf." Außerdem sammelte Gotthilf Fischer Grabkreuze. Seine Fischer-Chöre verteilten etliche als Gastgeschenke in der ganzen Welt. Auch sein eigenes hatte er schon. Bis jetzt stand es neben dem Klavier.
Quelle: dpa
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 16. Dezember 2020 | 17:15 Uhr