Im Alter von 76 Jahren Schauspielerin, Sängerin, Stilikone: Jane Birkin ist tot
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16. Juli 2023, 16:59 Uhr
Schauspielerin, Sängerin, Mode-Ikone und Vorzeige-Französin mit britischen Wurzeln: Jane Birkin ist überraschend im Alter von 76 Jahren gestorben. Das bestätigte das französische Kulturministerium. Sie wurde in ihrem Haus in Paris tot aufgefunden, berichteten französische Medien unter Berufung auf ihr nahestehende Personen.
"La Birkin": Eine Britin erobert Frankreich
Weltbekannt wurde sie für ihren französischen Charme und ihr nonchalantes Stilgefühl. Doch die Vorzeige-Französin war eigentlich Britin.
Jane Birkin wurde 1946 in London als Tochter eines Lieutenants und einer Schauspielerin geboren. Zusammen mit ihren beiden Geschwistern wuchs sie im Londoner Nobelviertel Chelsea auf.
Mit gerade einmal 17 Jahren trat sie in die Fußstapfen ihrer Mutter und spielte ihre erste Rolle am Theater. Ihren Durchbruch schaffte sie 1966 in der Rolle eines Nacktmodels in Michelangelo Antonionis Kultstreifen "Blow Up", der 1967 bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme erhielt.
Der Streifen erwies sich als schicksalhaft, denn durch ihn kam Jane Birkin gewissermaßen nach Frankreich. Nur ein Jahr später spielte sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon im Filmklassiker "Swimmingpool".
Die Franzosen nannten Jane Birkin gern ihre "Lieblingsengländerin" oder schlicht: "La Birkin".
In einem Interview sagte Jane Birkin einmal:
Alles, was mir Spaß machte, passierte erst nach meinem Umzug nach Frankreich. Auch deshalb habe ich Paris in über 50 Jahren nicht den Rücken gekehrt.
Skandalöse Liebe: Jane Birkin und Serge Gainsbourg
1968 lernte Jane Birkin den 18 Jahre älteren französischen Chanson-Sänger Serge Gainsbourg am Filmset zum Musikstreifen "Clover" kennen und lieben. Und das, obwohl sie den Erfolgskomponisten zunächst "horrible" findet, wie sie später in Interviews immer wieder erzählte.
Beide führten eine öffentliche Glitzer-Liaison. Er, der erfolgreiche Sänger, sie seine jüngere Muse.
Drei Jahre nach ihren Kennenlernen bekamen die beiden die gemeinsame Tochter Charlotte Lucy Gainsbourg, die heute als Schauspielerin und Sängerin vor allem in Frankreich bekannt ist. Aus zwei weiteren Beziehungen hat Jane Birkin außerdem die Töchter Kate und Lou.
Geheiratet haben Jane und Serge Gainsbourg übrigens nie. 1980, nach fast 13 Jahren turbulenter Beziehung voller Eifersucht, Alkohol, Kunst und Liebe, trennte sich Jane Birkin von Serge. Als Gründe für die Trennung gab sie in Interviews meist seine extreme Eifersucht und Alkoholexzesse an. Beruflich blieben sie dennoch verbunden, er schrieb weiterhin ihre Lieder.
Ihre Beziehung ging in die Geschichte ein. Dafür sorgte ein ganz besonderer Song:
"Je t'aime ... moi non plus": Jane Birkin auf der Schwarzen Liste
Für immer in Erinnerung bleiben wird ihr gemeinsamer Titel "Je t'aime ... moi non plus", den Jane Birkin und Serge Gainsbourg 1969 aufnahmen. Ursprünglich wurde der Softerotik-Hit mit Brigitte Bardot eingesungen, aber auf deren Bitte hin nicht veröffentlicht.
Jane Birkins und Serge Gainsbourgs leidenschaftlich gestöhntes Duett "Je t'aime ... moi non plus" löste einen riesigen Skandal aus. Manche Radiosender setzten den Titel sogar eine zeitlang auf den Index, unter ihnen auch die britische BBC. Die Schallplatte verkaufte sich vermutlich gerade deshalb in wenigen Monaten mehr als eine Million Mal.
Auch der ironische Titel, im Ausland kaum zu verstehen, tat dem Erfolg sicher ebenfalls keinen Abbruch. Deutsch bedeutet "Je t’aime … moi non plus" etwa so viel wie "Ich liebe dich … ich auch nicht".
Unsterbliche Modeikone Jane Birkin
Die "Vogue" bezeichnet Jane Birkin als "Mutter aller It-Girls". Jahrzehntelang verzauberte sie mit ihrem mühelos eleganten Stil. Ihr modisches Repertoire reichte von mädchenhaft verspielt bis zu französisch-chic.
Zu Beginn ihrer Karriere pflegte Jane Birkin ein Lolita-Image, das sie mit ihrem Look und ihren Rollen unterstrich. Kurze Kleider, Blumenschmuck, Korbtasche, große Augen, zerzauster Pony, Zahnlücke: Jane Birkin war ein typisches Kind der Swinging Sixties.
Das Luxus-Modehaus Hermès hat Jane Birkin nicht ohne Grund eine eigene Tasche gewidmet. Die "Birkin Bag" gilt als eine der berühmtesten Modestücke des 20. Jahrhunderts. Um eine Tasche zu ergattern, muss man sich auf eine Warteliste setzen lassen und 8.000 Euro oder mehr zahlen.
Der Namensgeberin selbst war die Tasche in späteren Jahren übrigens zu schwer: "Ich stopfe alles in meine Hosentaschen wie ein Mann", erzählte sie der BBC.
Gesundheitliche Probleme
Jane Birkin stand bis 2016 regelmäßig vor der Kamera. Ihre große Leidenschaft war bis zuletzt allerdings die Musik. Und das, obwohl sie nach Serge Gainsbourgs Tod im Jahr 1991 eigentlich beschloss, ihre musikalische Karriere zu beenden.
Ihre künstlerischen Ambitionen musste sie zuletzt aber immer wieder wegen gesundheitlicher Probleme hintanstellen. Seit 2002 musste Jane Birkin wegen einer Leukämie-Erkrankung immer wieder ins Krankenhaus. Im September 2021 erlitt sie außerdem einen leichten Schlaganfall. Zuletzt sagte Jane Birkin mehrere geplante Musikauftritte ab.
"Wir werden ihre Lieder, ihr Lachen und ihren unvergleichlichen Akzent, die uns immer begleitet haben, niemals vergessen", schrieb die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo in einer Beileidsbekundung auf Twitter.
BRISANT/dpa/Afp/Vogue/Rolling Stone/www.janebirkin.net
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 16. Juli 2023 | 17:15 Uhr
