Margit Saad
Margit Saad begann ihre Karriere als Fotomodell, wurde später als Schauspielerin und Regisseurin berühmt. Bildrechte: IMAGO / Lindenthaler

Mit 94 Jahren Schauspielerin und Regisseurin Margit Saad ist tot

10. August 2023, 12:37 Uhr

Sie war ein Star des deutschen Nachkriegskinos, emanzipierte sich später vom sexy Image und machte sich auch als Regisseurin einen Namen: Margit Saad. Nun ist die Künstlerin und Witwe des Opernregisseurs Jean-Pierre Ponnelle im Alter von 94 Jahren in München gestorben.

Margit Saad, 1960
Die 31-jährige Margit Saad im Kriminalfilmdrama "Die Spur führt ins Nichts" - "einer meiner schönsten Filme", wie sie in einem Interview zu ihrem 70. Geburtstag sagte. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Vom echten Münchner Kindl zum Internationalen Star

Margit Saad wurde 1929 als Margit Daisy Saad in München geboren. Von klein auf zeigte sich ihr künstlerisches Interesse. Sie spielte Klavier, Harmonium und Geige.

Margit Saad wuchs zu einer Frau heran, die genau wusste, was sie wollte. Das hatte sie vor allem ihrer Mutter zu verdanken - eine "sehr emanzipierte Frau", wie Margit Saad einst im BR-Interview erzählte. Agnes Saad war nicht nur Lehrerin, sondern auch alleinerziehende Mutter - in den 1930er-Jahren alles andere als selbstverständlich. Margits libanesischer Vater verließ die Familie, als sie fünf Jahre alt war.

Margit Saad: Mehr als nur schöner Schein

Nach dem Abitur begann Margit Saad 1947 eine Lehre im Keramikhandwerk, die sie allerdings nach anderthalb Jahren abbrach, um an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule Schauspiel zu studieren.

Ihr Studium finanzierte sie sich mit Model-Jobs. Bereits 1951 folgten erste Engagements an Theatern und beim deutschen, österreichischen sowie britischen Film. Immer wieder verkörperte sie die geheimnisvolle Schönheit - wie etwa in Unterhaltungsfilmen wie "Der Zigeunerbaron", "Drei Mädels vom Rhein" oder "Whisky, Wodka, Wienerin". 

Margit Saad tanzt 1956 mit Horst Buchholz.
Margit Saad 1956 tanzend mit Horst Buchholz. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Gerhard Rauchwetter

Einer ihrer bedeutensten Filme war der englische Krimi "Die Spur führt ins Nichts". 1961 feierte sie an der Seite von Harald Juhnke  einen Bühnenerfolg in der Titelrolle des Musicals "Irma la Douce".

Margit Saad selbst mochte das Image der "schönen Verführerin" gar nicht, wie sie bei "Eins zu Eins", dem Talkformat von Bayern 2, verriet: "Schließlich wurde ich auf etwas reduziert."

Margit Saad, frühe 1960er Jahre
Schön und klug: Margit Saad mochte es nicht, dass beim Film nur ihre Optik im Vordergrund stand. Bildrechte: IMAGO / United Archives

Zweite Karriere hinter der Kamera

Ihre Schauspielkarriere beendete Margit Saad in den frühen 1970er-Jahren - Neuanfang mit 40. Sie begann ein Regie-Volontariat beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart und drehte dort Dokumentationen, Porträts und später auch Literaturverfilmungen.

So entschlossen, wie sie ihren Weg ging, überrascht es, dass sie immer wieder von Selbstzweifeln geplagt wurde: "Es gibt nichts, was ich nicht mit Angst beginne", erklärte sie dem BR. Als Regisseurin habe sie bei jedem neuen Film das Gefühl gehabt, nichts zu können und ganz von vorne anfangen zu müssen.

Margit Saad, 1973
Margit Saad im Jahr 1973 - kurz nachdem sie ihre ersten Schritte als Regisseurin gemacht hat. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Georg Göbel

Kritik am deutschen Film

Margit Saad spielte zuletzt 1982 in einem "Tatort" mit. Ein letztes Mal Regie führte sie 1990 bei "Die Erzählung der Magd Zerline". Später zeigte sie sich unzufrieden darüber, wie sich das deutsche TV entwickelt hatte. "Leider geht es im Fernsehen heute nur noch um die Quote und nicht mehr um anspruchsvolle Filme."

Margit Saads große Liebe: Jean-Pierre Ponnelle

Hinter der Kamera fand Margit Saad auch ihr privates Glück. 1957 heiratete sie den Bühnenbildner, Theater-, Opern- und Filmregisseur Jean-Pierre Ponnelle. Ihr gemeinsamer Sohn ist der Dirigent und Komponist Pierre-Dominique Ponnelle.

Margit Saad-Ponnelle steht 2002 neben einem Bild des Regisseurs, Bühnen- und Kostümbildners Jean-Pierre Ponnelle.
Margit Saad 2002 bei einer Ausstellung zu Ehren ihres verstorbenen Mannes. Bildrechte: picture-alliance / ZB | Tom Maelsa

Immer wieder musste sich Margit Saad die Frage anhören, ob sie beruflich ihrem berühmten Mann nacheifern wollte. Das Gegenteil war der Fall. Sie habe wahnsinnig gerne mit ihrem Mann zusammengearbeitet, erzählte sie bei "Eins zu Eins": "Ich habe es geliebt, dass er so wunderbar war." Auch wenn das Leben an seiner Seite nicht immer leicht gewesen sei. "Mit bürgerlichen Maßstäben konnte man Ponnelle nicht kommen."

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