Abschied von Joseph Ratzinger So war die Beerdigung von Papst Benedikt XVI.
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Weltweit trauern Gläubige um den verstorbenen Benedikt XVI. (†96). Heute (5. Januar) wird das ehemalige Kirchenoberhaupt in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Zehntausende Menschen, darunter Politiker und Adelige, sind vor Ort und begleiten den ehemaligen Papst auf seinem letzten Weg.

Auf dieser Seite:
- Drei Hammerschläge auf die Stirn bestätigen den Tod
- Zerstörung des Siegelrings
- Benedikt XVI.: Das waren seine letzten Worte
- Trauerzeit und Aufbahrung
- Trauerfeier und Beisetzung
- Beerdigung Benedikt XVI.: Diese prominenten Gäste nahmen Abschied
- So wird der Leichnam des Papstes konserviert
- Vatikan veröffentlicht Testament von Benedikt XVI.
Mehr als eine Milliarde Katholiken aus aller Welt trauern um den emeritierten Papst Benedikt XVI., der am 31. Dezember verstorben ist. Heute (5. Januar) wird Benedikt XVI. in der Krypta des Petersdoms begraben. Zehntausende Menschen, darunter Politiker und Adelige, sind vor Ort und begleiten den ehemaligen Papst auf seinem letzten Weg. Papst Franziskus feiert die Totenmesse für seinen Amtsvorgänger. Bereits in der Neujahrsmesse hatte er für seinen Vorgänger gebetet: "Heute vertrauen wir der heiligsten Mutter Gottes den geliebten emeritierten Papst Benedikt XVI. an, auf dass sie ihn auf seinem Übergang von dieser Welt zu Gott begleite!"
Der Tod eines Oberhaupts der katholischen Kirche zieht genau festgelegte zeremonielle Abläufe nach sich. Auch die Beisetzung des emeritierten Papstes ist minutiös und detailliert geregelt. Manche Rituale wurzeln in Jahrhunderte alten Traditionen.
Drei Hammerschläge auf die Stirn bestätigen den Tod
Der Tod eines Papstes wird kirchenrechtlich mit einer besonderen Tradition festgestellt: Ein Papst stirbt nicht allein, wie auch sein Vorgänger Johannes Paul II. starb Benedikt XVI. umgeben von seinen Getreuen und bekam die Sterbesakramenten der katholischen Kirche.
Laut Protokoll wird der gesamte Ritualablauf vom Kardinals-Kämmerer überwacht - so sicherlich auch bei Benedikt XVI. geschehen. Der Kämmerer tritt an das Totenbett und klopft dreimal mit einem silbernen Hämmerchen auf die Stirn des Verstorbenen und ruft ihn dabei bei seinem Taufnamen. Eine Antwort bleibt bei diesem Ritual natürlich aus, sodass schließlich der Tod verkündet wird.
Seit dem 20. Jahrhundert stellen zudem mehrere Ärzte den Tod des Papstes im Beisein des Kämmerers fest, darunter der jeweilige Leibarzt des Verstorbenen.
Zerstörung des Siegelrings
Ein wichtiges Ritual nach dem Ableben eines Papstes ist die sofortige Zerstörung seines Siegelrings. Für jedes neue Kirchenoberhaupt wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring von Benedikt XVI. wurde bereits nach seinem Rücktritt mit einem "X" unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen und dann zerbrochen.
Benedikt XVI.: Das waren seine letzten Worte
Der Vatikan hat mittlerweile auch die letzten Worte des an Silvester verstorbenen, emeritierten Papstes Benedikt XVI. veröffentlicht. "Herr, ich liebe dich", habe er laut "Vatican News" gegen drei Uhr am 31. Dezember gesagt. Um 9.34 Uhr sei der von 2005 bis 2013 amtierende Papst dann gestorben.
Trauerzeit und Aufbahrung
Generell gilt nach vatikanischem Protokoll: Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen "Novemdiales" trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Bei Benedikt XVI. ist das jedoch unnötig. Sein Nachfolger, Papst Franziskus, wurde bereits 2013 gewählt.
Bis Mittwochabend konnten Besucher von dem aufgebahrten Benedikt XVI. Abschied nehmen. Bis Sonntag (1. Januar) lag Benedikt XVI. aufgebahrt in der Hauskapelle des früheren Klosters Mater Ecclesiae im Vatikan, wo Benedikt seit seinem Rücktritt 2013 gewohnt hatte. Montag bis Mittwochabend wurde das ehemalige Kirchenoberhaupt im Petersdom aufgebahrt.
Den Angaben der römischen Behörden zufolge haben knapp 200.000 Menschen den verstorbenen Benedikt XVI. während seiner Aufbahrung im Petersdom die letzte Ehre erwiesen.
Lange Zeit wurden die Päpste nicht direkt im Petersdom, sondern in einer Seitenkapelle hinter einem Absperrgitter aufgebahrt. Durch die Stäbe konnten die Gläubigen - ähnlich wie bei einer Reliquie - die Füße des Toten küssen und berühren.
Trauerfeier und Beisetzung
Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Diese Zeitspanne wurde auch bei Benedikt XVI. eingehalten, obwohl er kein amtierendes Kirchenhaupt mehr war. Er ist der erste Papst seit mehr als sechs Jahrhunderten, der von seinem Amt zurückgetreten ist. Deswegen trägt Benedikt XVI. auch kein rotes, sondern ein lila Gewand. Außerdem hält er statt der Ferula, den Kreuzstab der Päpste, lediglich einen Rosenkranz in den Händen.
Am Donnerstag, den 5. Januar, wird Benedikt XVI. in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Sein Biograf Peter Seewald hatte bereits 2020 erklärt, dass der emeritierte Papst sich eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. im Petersdom wünsche. So wird es nun auch geschehen. Das ist deshalb möglich, da der Leichnam von Johannes Paul II. 2011 nach seiner Seligsprechung in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet wurde.
Bei Selig- oder Heiligsprechungen werden die Särge von Päpsten oft Jahre nach der eigentlichen Beisetzung geöffnet. Ihre durch die Einbalsamierung scheinbar unversehrten Körper werden dann in Glassärge umgebettet. Johannes Paul II. wurde bei seiner Seligsprechung nicht offen aufgebahrt, da er auf eigenen Wunsch hin nicht einbalsamiert wurde.
Beerdigung Benedikt XVI.: Diese prominenten Gäste nahmen Abschied
2005 hatten an der Trauerfeier für Johannes Paul II. rund eine Million Menschen auf dem Petersplatz teilgenommen. Da Benedikt XVI. nicht so lange amtierte, er nicht so populär war wie sein Vorgänger und er nicht im Amt starb, rechneten die Behörden nicht mit einem vergleichbaren Massenandrang. Letztendlich reisten 50.000 Menschen am Tag der Beerdigung in den Vatikan an, darunter Kardinäle und Staatsoberhäupter.
Aus Deutschland erwiesen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, der bayrische Ministerpräsident Markus Söder und die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas dem ehemaligen Papst die letzte Ehre.
So wird der Leichnam des Papstes konserviert
Traditionell nimmt die römische Familie Signoracci die Einbalsamierung der Päpste vor. Die Signoraccis haben mit Johannes Paul I., Paul VI. und Johannes XXIII. drei der letzten vier verstorbenen Päpste präpariert. Allerdings nicht den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II., denn auf eine Einbalsamierung wurde bei ihm im Gegensatz zu seinen Vorgängern verzichtet.
Ob der Leichnam von Benedikt XVI. einbalsamiert wurde, ist bisher nicht bekannt. Allerdings kann davon aufgrund der Länge der Aufbahrung ausgegangen werden. Entweder das, oder sein Körper liegt auf einer Kühlplatte.
Bei der Einbalsamierung werden die Aterien am Hals in der Schenkelbeuge geöffnet, um das Blut der Verstorbenen durch andere Substanzen zu ersetzen. So injizieren die Signoraccis über die Venen eine präparierende Flüssigkeit, eine 15-prozentige Formalinlösung. So kann der Körper zwanzig bis dreißig Jahre lang überdauern.
Bis 1903 wurden den verstorbenen Päpsten zudem das Herz und weitere innere Organe entnommen und die kleine Kirche Ss. Vincenzo und Anastasioin am Trevibrunnen in Tonbehältern beigesetzt. Dort ruhen bis heute die Urnen hinter Steinplaketten mit dem Namen des jeweiligen Papstes.
Vatikan veröffentlicht Testament von Benedikt XVI.
In seinem vom Vatikan veröffentlichten 16 Jahre alten Testament dankte Benedikt Gott, der ihm das Leben geschenkt und ihn durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt habe. "Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt."
Benedikt XVI. war der erste Papst, der sich für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche entschuldigte und sich mit Opfern traf. Für viele war sein Handeln allerdings zu zögerlich. Die Austrittswelle aus der Katholischen Kirche konnte er nicht aufhalten.
Brisant/AFP/dpa/Tagesschau/spiegel.de/Deutschlandfunk/Vatikan News/spiegel.de/katholisch.de
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 05. Januar 2023 | 17:15 Uhr