Joseph Ratzinger Ehemaliger Papst Benedikt XVI. gestorben
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"Wir sind Papst", hieß es 2005 in ganz Deutschland, als der damals 78-jährige Joseph Ratzinger zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt wurde. Doch lange blieb der deutsche Papst nicht im Amt. Bereits nach acht Jahren trat Benedikt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Jetzt ist er im Alter von 95 Jahren gestorben.

Sein Tod war absehbar - und das nicht nur aufgrund seines stolzen Alters. Nach nur acht Jahren im Amt war Benedikt XVI. bereits im Jahr 2013 aus gesundheitlichen Gründen als Papst zurückgetreten.
Seitdem lebte der 95-Jährige gemeinsam mit seinem Privatsekretär und Vertrauten, Georg Gänswein, zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae, mitten in den Vatikanischen Gärten. In der Öffentlichkeit zeigte sich der Emeritus nur noch selten. Zuletzt soll ihm selbst das Sprechen große Schwierigkeiten bereitet haben.
Schon 2020 kündigte Georg Gänswein an, dass sich Papst Benedikt auf das Sterben vorbereite. Zuvor war er ein letztes Mal nach Deutschland gereist, um sich von seinem im Sterben liegenden Bruder zu verabschieden.
Joseph Ratzinger schreibt Kirchengeschichte
Der als Joseph Ratzinger geborene Benedikt XVI. leitete die Katholische Kirche von 2005 bis 2013 als erster deutscher Papst seit 482 Jahren. Eine Wahl, die Ratzinger nur ungern annahm. Er habe gebetet, dass ein anderer genommen werde, verriet er später der Süddeutschen Zeitung.
Eigentlich hatte der damals 78-Jährige sich schon längst in seine bayerische Heimat zurückziehen und der Schriftstellerei widmen wollen. Papst Johannes Paul II. war es, der ihn nicht ziehen ließ.
Der Konklave schien Benedikts Wahl weniger schwer gefallen zu sein. Dass Georg Ratzinger Nachfolger von Johannes Paul II. werden sollte, darin waren sich die Mitglieder bereits nach 26 Stunden Beratung einig. Schneller war bislang kaum ein Kandidat zum Papst bestimmt worden.
Mit seinem freiwilligen Rücktritt acht Jahre später schrieb Papst Benedikt XVI. erneut Kirchengeschichte. Denn diesen Schritt war bislang nur ein einziger Papst vor ihm gegangen - und das im Jahr 1294.
Vom bayerischen Priester zum deutschen Papst
Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. Im Zweiten Weltkrieg war er als Luftwaffenhelfer eingesetzt, studierte erst danach in München und Freising Theologie und Philosophie. 1951 wurde er zum Priester geweiht.
Nach Stationen als Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg wurde er 1977 Münchner Erzbischof. 1982 wurde Ratzinger zum Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation unter Papst Johannes Paul II. berufen - und erhielt die vatikanische Staatsbürgerschaft.
Frischen Wind brachte der eher konservative Joseph Ratzinger allerdings nicht in die katholische Kirche. Zwar warb er fleißig für die Ökumene, sprach sich jedoch weiterhin für das Zölibat und gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Beziehungen aus. Auch eine Selbstbestimmung bei Abtreibungen und Sterbehilfe war für Papst Benedikt kein Thema.
Katholische Kirche durch Missbrauchsfälle erschüttert
Eine Haltung, die später auch ihm selbst das Leben schwer machte. Zwar war Benedikt XVI. der erste Papst, der sich persönlich mit Missbrauchsopfern katholischer Geistlicher traf, doch die Austrittswelle aus der Katholischen Kirche konnte er nicht aufhalten.
Zuletzt musste er sich durch die Veröffentlichung eines Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München sogar eigenen Fehlern im Umgang mit Missbrauchstätern in der katholischen Kirche stellen.
Ein Schriftstellerleben in der bayerischen Heimat hätte ihm sicherlich einen entspannteren Lebensabend beschert.
BRISANT/munzinger.de
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Januar 2023 | 17:15 Uhr