Modisches Comeback Vom Klassiker zum Modetrend: Auch Männer tragen Perlenketten
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04. September 2022, 11:53 Uhr
Eyeliner, Nagellack - und jetzt auch noch die Perlenkette? Was über Jahre als ein Klassiker im Schmuckkasten der Frau galt, erobert jetzt die Männerhälse. Doch wirklich neu ist dieser Trend nicht: Bereits in der Antike haben sich die Herren der Schöpfung mit Perlen geschmückt. BRISANT auf Perlen-Tauchgang.
Ob auf internationalen Catwalks, Roten Teppichen oder den Straßen dieser Welt: Immer wieder zeigen sich Männer mit auffälligem Perlenschmuck. Vor allem jüngere und in Sachen Mode experimentierfreudige Männer pimpen ihre Outfits mit Perlen.
Kontinuierliche Preissteigerung: Perlen als Luxusgut
Die Modezeitschrift Harper's Bazaar garantierte der Perle für 2022 und 2023 ein "großes Comeback" - nicht nur am Hals modeaffiner Damen. Und das hat seinen Preis.
Angaben der "International Gem Society" zufolge steigt der Preis für Perlen kontinuierlich - besonders rasant in den Jahren 2021 und 2022. Für einige Qualitäten beträgt die Wertsteigerung bis zu 30 Prozent.
Das ist nicht nur der steigenden Nachfrage geschuldet: Während der Corona-Pandemie ist die Perlen-Ernte stark zurückgegangen. Dafür verantwortlich ist auch der Klimawandel: Wenn das Wasser wärmer wird, werden die Austern anfälliger für Krankheiten.
Zeitreise: Die Geschichte des Perlenschmucks
Dass auch Männer auffälligen Schmuck tragen, ist nichts Neues. Seit der Antike war Schmuck immer auch Männersache - vor allem der mit Perlen.
Lange Zeit glaubte man sogar, dass die Perle ein Mittel zur Stärkung der Manneskraft sei. So soll Cleopatra zwei Perlen in Wein aufgelöst und ihrem Geliebten Marcus Antonius gereicht haben.
Über viele Jahrhunderte waren Perlen etwas sehr Seltenes und konnten deshalb nur von Reichen und Privilegierten getragen werden. Wollte man seinen Status demonstrieren, griff man zur Perlenkette. Eine modische Ungerechtigkeit, die erst eine gewisse Gabrielle Chanel änderte.
Coco Chanels Perlenkette: Eine französisch-russische Liebesgeschichte
Chanel ließ sich in den 1920er-Jahren von den zahlreichen in Paris lebenden russischen Emigranten - und nicht zuletzt von ihrem Geliebten, Großherzog Dmitri Pawlowitsch - modisch inspirieren. Sie entwarf eine ganze Schmuckkollektion, teils aus echten, teils aus falschen Diamanten und Perlen. Denn wie Coco Chanel zu sagen pflegte:
Schmuck soll einen nicht wohlhabend erscheinen lassen, sondern schmücken. Deshalb habe ich immer gerne falschen Schmuck getragen.
Ab den 1920er-Jahren zeigte sich Chanel nur selten ohne ihre mehrreihige Perlenkette. Ihr schlichter und eleganter Stil inspirierte Stil-Ikonen wie Jackie Kennedy, Grace Kelly oder Audrey Hepburn. Seitdem galt die Perle als zeitloser, aber auch etwas biederer Klassiker.
Modewelt im Umbruch: Gender-Fluidity und Geschlechtervielfalt
Seit einiger Zeit feiert die Perle ein Comeback - auch am Männerhals. Hochrangige Modehäuser wie Gucci setzen auf ein neues Männerbild, spielen mit Geschlechterrollen und schicken ihre männlichen Models bewusst feminin über den Laufsteg.
Gender-Fluidity und Geschlechtervielfalt haben auch in der Modewelt Einzug gehalten. Typisch männliche oder weibliche Kleidung sind Geschichte. Frauen tragen Hoodies, weite Oversize-Hosen und sogenannte Dad-Sneaker. Brad Pitt und Lars Eidinger schlendern im Rock über den Roten Teppich. Andere Herren der Schöpfung setzten auf Nagellack - oder eben die klassische Perlenkette.
Schmuckes Comeback: Perlen- statt Goldkette
VIP-Männer wie Harry Styles, Jared Leto, Joe Jonas oder Rihanna-Lebensgefährte Asap Rocky zeigen sich auf dem Red Carpet wie auch privat gern mit Perlenkette. Die einen aus modischen Gründen, andere, um in guter alter Rapper-Manier zu protzen. Denn immer nur Goldkette - das ist den Jungs auf Dauer zu langweilig.
Mittlerweile präsentieren sich selbst die Poster-Boys der Social-Media-Szene gut "beschmückt": Die TikTok-Stars Elevator-Boys sind nur selten ohne ihre Perlenketten zu sehen.
Wer mitziehen möchte, kann das auch mit kleinem Budget: Denn die teure und seltene Naturperle muss es für einen Mode-Gag nun wirklich nicht sein. Als modischer Hingucker tut es auch die wesentlich erschwinglichere Zuchtperle - oder ein einfaches Plagiat.
Brisant/dpa/Harper's Bazaar/Textil Wirtschaft/www.deutschlandfunkkultur.de/International Gem Society
(Dieser Beitrag wurde am 24.08.2022 erstmals veröffentlicht.)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 31. August 2022 | 17:15 Uhr
