Peter Pan Teaser
Mit "Peter Pan & Wendy" feiert bald das nächste Disney-Remake Premiere. Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

"Peter Pan & Wendy" Dieser Junge bekommt als erster Schauspieler mit Down Syndrom eine Disney-Hauptrolle

02. Mai 2023, 16:27 Uhr

Kinderfilme neu denken: 1937 kam mit "Schneewittchen und die sieben Zwerge" Disneys erster abendfüllender Film auf die Kinoleinwand. Seitdem hat sich viel getan, kulturelle Vielfalt wird bei den Produktionen mittlerweile groß geschrieben. Ein Paradebeispiel dafür ist Disneys neueste Liveaction-Verfilmung "Peter Pan & Wendy". Hier schlüpft erstmals ein Kind mit Down Syndrom in eine der Hauptrollen. Das stößt nicht nur auf Lob, sondern auch auf allerhand Kritik.

Ein 15-jähriger Junge aus Großbritannien schreibt Geschichte: Noah Matthews Matofsky setzte sich im Casting gegen tausende Bewerber durch und ist ab dem 28. April im Disney+ -Film "Peter Pan & Wendy" an der Seite großer Hollywoodnamen wie Jude Law zu sehen. Er spielt Slightly, den Anführer von Peter Pans "Lost Boys". Das Besondere: Noah Matthews Matofsky hat das Downsyndrom.

Disney-Premiere: 15-Jähriger bekommt als erster Schauspieler mit Down Syndrom eine Hauptrolle

Noch nie zuvor wurde ein Kind mit Down Syndrom für eine Disney-Hauptrolle gecastet. In seiner britischen Heimat wird Noah Matthews Matofsky deshalb inzwischen gefeiert wie ein kleiner Star. Viele seiner Freunde hätten ihn schon nach Autogrammen gebeten, wie der Newcomer der "Sun" verriet. "Ich bin irgendwie ein bisschen ein Held."

Die Dreharbeiten waren für Noah Matthews Matofsky ein großes Abenteuer. Besonders gut haben ihm die Drehorte in Vancouver und Neufundland gefallen. Ein halbes Jahr wurde gedreht, Noahs Eltern lebten abwechselnd bei ihrem Sohn, seine Schwester musste in England weiter die Schulbank drücken. Sein großes Highlight am Set: Eines Tages überraschte Jude Law, der den Bösewicht Captain Hook mimt, das ganze Team mit einem Eiswagen. Die Leckereien wurden vom Hollywoodstar höchstpersönlich serviert.

Noah Matthews Matofsky als Slightly
Noah Matthews Matofsky spielt den "Lost Boy" Slightly. Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

"Peter Pan & Wendy": So divers ist der Cast

Wie bereits bei der Realverfilmung von "Arielle" stößt auch die Besetzung von "Peter Pan & Wendy" auf allerhand Gegenwind. Der Grund: Die Filmemacher haben sich optisch nicht an die "Originale" aus dem Trickfilm gehalten.

Während im Disney-Klassiker von 1953 Tinker Bell, Wendy und ihre Brüder, Peter Pan und die "Lost Boys" allesamt weiß waren, wurden einige Rollen im Remake mit People of Color besetzt.

POC ist die Abkürzung für "Person of Color" oder "People of Color", also wörtlich übersetzt "Mensch(en) von Farbe". Der Begriff ist eine Selbstbezeichnung von Schwarzen Menschen. Häufig wird dafür auch "BPOC" verwendet, also "Black Person of Color".
BIPOC steht für "Black Indigenous Person (oder People) of Color" und schließt auch indigene Menschen mit ein.

"Peter Pan & Wendy" Trailer sorgt für rassistische Kommentare

So ist die Fee Tinker Bell im neuen Disneyfilm nicht blond und hellhäutig, sondern Schwarz - und daran stören sich einige.

Als der erste Trailer Anfang März veröffentlicht wurde, häuften sich in den Kommentarspalten rassistische Äußerungen. Das Ziel der Beleidigungen: die 23-jährige Yara Shahidi. Die Schauspielerin hat iranisch-afroamerikanische Wurzeln und passt somit für einige nicht ins Bild der "klassischen" Tinker Bell. Nutzer auf YouTube, Twitter oder Instagram beschweren sich über das "Race-Swapping", also das Ändern der ethnischen Zugehörigkeit von fiktiven Figuren.

Yara Shahidi lächelt in die Kamera.
Die 23-jährige Yara Shahidi spielt Fee Tinker Bell. Bildrechte: picture alliance / Richard Shotwell/Invision/AP | Richard Shotwell

Ähnliche Reaktionen gab es, als im vergangenen Jahr der erste Teaser zum Live-Action-Remake von "Arielle, die Meerjungfrau" erschien. Arielle - im Trickfilm hellhäutig und rothaarig - wird von der Schwarzen Schauspielerin Halle Bailey dargestellt. Damals gab es sogar eine Kampagne gegen die Besetzung unter dem Hashtag "#notmyariel".

Als Gegenreaktion gingen Videos viral, die zeigten, wie sehr sich Kinder darüber freuten, dass sie sich in der Neuverfilmung endlich repräsentiert fühlten, weil Arielle schwarz ist.

Alexander Molony spielt die Hauptrolle des Peter Pan

Doch mit Yara Shahidi als Tinker Bell ist es nicht getan: Disney setzt auch in weiteren Rollen auf kulturelle Vielfalt. Die britische "Daily Mail" spricht von einem "woke makeover" der Peter Pan-Figuren. So sind die "Lost Boys" (im Buch Jungen, die aus ihren Kinderwagen gefallen und vergessen wurden) nicht mehr nur hellhäutig. Mit Birdie und Bellweather gehören außerdem nun auch Mädchen zur Bande. Und auch Peter Pan ähnelt der Trickfilmfigur von 1953 (rothaarig und hellhäutig) nicht: Die Hauptrolle ging an den Newcomer Alexander Molony. Für den 16-Jährigen ist es die erste große Rolle.

Alexander Molony als Peter Pan
Alexander Molony gibt in "Peter Pan" sein Filmdebüt. Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

Milla Jovovichs Tochter spielt Wendy

Eine weitere Cast-Überraschung: In der Rolle der Wendy sieht man einen Hollywood-Sprössling. Ever Anderson, die Tochter von Model und Schauspielerin Milla Jovovich spielt die weibliche Hauptrolle, die Peter Pan nach Nimmerland folgt. Für sie ist es nach "Resident Evil: The Final Chapter" (2016) und "Black Widow" (2021) die dritte große Rolle.

Ever Anderson als Wendy
Zum Verwechseln ähnlich: Ever Anderson, die Tochter von Milla Jovovich, spielt Wendy. Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

Colour-blind Casting - das neue Non plus ultra?

Seit einigen Jahren wird in der Filmszene das sogenannte "Colour-blind Casting", also eine "farbenblinde Besetzung" - immer populärer. Das wohl bis dato bekannteste Beispiel ist die Netflix-Serie "Bridgerton".

Die Idee des Colour-blind Castings: Rollen mit Schauspielern zu besetzen, die in der literarischen oder historischen Vorlage eine andere Hautfarbe haben. Nicht die Optik oder Hautfarbe, sondern das Können eines Künstlers stehen im Vordergrund.

"Peter Pan"-Remake - darum gehts

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde "Peter Pan", eine Kindergeschichte des schottischen Schriftstellers J. M. Barrie, erstmals im Londoner Duke of Yorks Theatre aufgeführt. Seitdem wurde die Story mehr als zwanzigmal verfilmt.

Das neueste Version "Peter Pan & Wendy" von Regisseur David Lowery orientiert sich stark an den Disney-Zeichentrickklassiker von 1953. Peter Pan - der Junge, der nicht erwachsen werden möchte - kämpft mit seinen Freunden Wendy, Tinker Bell und den "Lost Boys" im Nimmerland gegen Bösewicht Captain Hook (Jude Law).

Regisseur David Lowery erklärte selbst zu seinem Film: "Mit 'Peter Pan & Wendy' wollten wir einen Film schaffen, der sowohl den Originaltext von J.M. Barrie als auch die Zeichentrickadaption von Walt Disney ehrt. [...] Hunderte von Künstlern haben viele Jahre damit verbracht, diesen Film auf die Leinwand zu bringen. Ich freue mich darauf, dass die Zuschauer ihre Arbeit sehen, sich auf diese Reise begeben und ein Evergreen-Märchen aus einer neuen Perspektive wiederentdecken können."

Disney: Diese Real-Verfilmungen sind geplant

Von "Die Schöne und das Biest", "Mulan", "Cinderella", "Arielle" oder "Peter Pan" - Disney hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf Real-Verfilmungen seiner Klassiker gesetzt.

"Vaiana" ist der nächste Disney-Animationsfilm, von dem der Konzern ein Remake macht. Mit dabei ist u.a. Dwayne Johnson.


Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 18. April 2023 | 17:15 Uhr

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