Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, tritt beim Konzert der Band Rammstein in der HDI-Arena auf.
Hat keine Lust mehr auf Instagram: Till Lindemann hat sein offizielles Profil gelöscht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Debatte um Sänger Rammstein-Konzerte in München: Das müssen Fans jetzt wissen

07. Juni 2023, 14:49 Uhr

Rammstein im Münchner Olympiastadion: Vier Konzerte wird die Band von Mittwoch bis Sonntag dort spielen. Es soll ein musikalisches Highlight des Sommers werden, doch nun stehen die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs im Raum. Die Band Rammstein hat die Darstellungen zurückgewiesen. Jetzt gibt es Forderungen aus der Politik, mehr für die Sicherheit von jungen Frauen bei Konzerten zu tun.

Daniel Drepper ist Investigativjournalist und derzeit ein gefragter Gesprächspartner, denn er recherchiert die Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann.

Im Interview mit BRISANT erzählt Drepper, dass sich ein Dutzend Frauen beim Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung gemeldet hätten, die Lindemann schwer belasten: "Diese Frauen beschreiben ein System, wie sie für Rammstein und speziell für Till Lindemann rekrutiert werden. Sie werden auf Instagram angesprochen und gefragt, ob sie zur Backstage-Party von Rammstein kommen wollen. Danach werden sie zu WhatsApp-Gruppen eingeladen und sollen Fotos von sich schicken", berichtet Drepper.

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Für die Backstage-Partys würden dann spezielle Dresscodes gelten: Sommerkleider und hochhackigen Schuhe seien gefragt, erzählt Drepper weiter, der dazu einen Fragenkatalog an die Band geschickt hat. Bisher blieben die Fragen unbeantwortet. Wichtig für Drepper und sein Recherche-Team: "Wir fragen uns immer: Stimmt das alles und gibt es Belege für die Informationen der Frauen? Und natürlich gilt für Rammstein und Lindemann die Unschuldsvermutung."

Rammstein äußern sich bei Instagram zu den Vorwürfen

Inzwischen hat Till Lindemann sein Instagram-Profil gelöscht. Er hatte dort mehr als eine Million Followerinnen und Follower.

Frauen sollen bei Konzerten besser geschützt sein

Die Vorwürfe gegen Rammstein und Till Lindemann haben nun auch eine politische Ebene erreicht: Bundesfamilienministerin Lisa Paus schlägt Schutzbereiche für Frauen bei Konzerten sowie den Einsatz sogenannter Awareness-Teams vor. Diese Teams sollen bei Verdacht auf sexuelle Übergriffe und Drogenmissbrauch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. "Gerade junge Menschen müssen hier vor Übergriffen besser geschützt werden", sagte Paus.

Ob Awareness-Teams auch bei Aftershow-Partys eingesetzt werden sollen, ist noch offen.

Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, während einer Pressekonferenz.
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Erste Konsequenz: Keine "Row Zero" und keine After Show-Party mehr

Unterdessen ist klar, dass die Konzerte in München anders als geplant aussehen werden: Bei allen vier Konzerten sind keine Fans vor der Absperrung an der Bühne - der sogenannten Row Zero - erlaubt. Der Veranstaltungsbescheid für die Konzerte werde den Aufenthalt in einer sogenannten Row Zero verbieten, teilte ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats in München mit. Der Veranstalter der Münchner Konzerte bestätigte dies.

Zudem solle es bei den Konzerten auch keine Aftershow-Party geben. Das habe man gemeinsam mit dem Management der Band entschieden. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor.

BRISANT/AFP/dpa/Deutschlandfunk Kultur/Kölner Stadtanzeiger

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 06. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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