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Erster Auftritt nach der Verurteilung: Kurz nachdem seine Anwälte in Revision gegangen sind, tritt Alfons Schuhbeck wieder vors Publikum. Bildrechte: IMAGO / Spöttel Picture

Nach UrteilDinnershow statt Gefängnis: Alfons Schuhbeck geht in Revision

Stand: 07. November 2022, 09:26 Uhr

Zu mehr als drei Jahren Gefängnis ist Alfons Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Lange sah es so aus, als ob der Sternekoch seine Strafe einfach hinnehmen würde. Erst auf den letzten Metern haben seine Anwälte die schriftliche Urteilsbegründung zur weiteren Überprüfung angefordert. Derweil steht Schuhbeck im "teatro", bekocht und unterhält seine Gäste.

Drei Jahre und zwei Monate Haft hat Alfons Schuhbeck bekommen, weil er dem Finanzamt mehr als 2,3 Millionen Euro Steuern vorenthalten hat. Sein wegen Beihilfe angeklagter Mitarbeiter kam mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr davon.

Aus dem Gerichtssaal in die Küche

Kurz nach der Urteilsverkündung stand der Koch schon wieder am Herd - um sich abzulenken. "Nach dem Prozesstag ist er in die Küche der Tiroler Stuben gegangen. Kochen", hat einer seiner Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP erzählt. Schuhbeck soll außerdem viel Zuspruch aus seinem Umfeld erhalten haben.

Kurz nach der Urteilsverkündung hat sich Alfons Schuhbeck an den Herd gestellt. (Symboldbild) Bildrechte: dpa

Schuhbeck steht zu seiner Schuld - und geht trotzdem in Revision

Wie lange Schuhbeck noch in der Küche stehen kann, ist unklar. Zunächst sah es nicht so aus, als ob der Koch und seine Anwälte gegen das Urteil in Revision gehen würden. Das haben sie nun aber doch, indem sie auf den letzten Drücker um eine schriftliche Urteilsbegründung baten.

Alfons Schuhbeck steht zu seiner Schuld, will aber die Strafe auf Basis der schriftlichen Urteilsbegründung nachvollziehen können.

Anwälte von Alfons Schuhbeck

Sollten die schriftlichen Gründe das Landgerichtsurteil tragen, will Schuhbeck seine Anwälte bitten, die Revision zurückzunehmen. Die Zwischenzeit will der 73-Jährige nutzen, um zu kochen.

Bis dahin werde ich in meinen Bemühungen, den Schaden im Rahmen der Möglichkeiten wiedergutzumachen, nicht nachlassen.

Alfons Schuhbeck

Erster Auftritt nach Urteil: Dinnershow mit Schuhbeck im "teatro"

Das hat er auch am gestrigen Donnerstagabend getan. Für die Gäste einer Dinnershow im "teatro", das mittlerweile nicht mehr "Schuhbecks teatro" heißt, stand der berühmte Koch nicht nur am Herd, sondern auch am Mikro.

Ein glanzvoller Auftritt war das - einem Korrespondentenbericht der dpa zufolge - nicht. Sichtlich erschöpft und mit müden Augen habe Schuhbeck Neil Diamonds "Sweet Caroline" und von "good times" gesungen. Als er Elvis Presleys "I can't help falling in love" angestimmt habe, sei es im bunten Theaterzelt melancholisch geworden. Einige Gäste hätten Tränen in den Augen gehabt.

Die Witze des früheren Sternekochs, der sonst so jovial, einnehmend, selbstsicher und schlagfertig aufgetreten sei, hätten streckenweise müde gewirkt. Auch seine schwierige Situation verschwieg Schuhbeck dem Publikum nicht.

Ich trinke zwei Schnapserl. (...) Die letzten beiden Wochen waren nicht so der Hit bei mir.

Alfons Schuhbeck

Nicht alle Freunde haben Schuhbeck fallen gelassen

Gefeiert wurde Alfons Schuhbeck dennoch - von Mitarbeitern, Freunden, vom Publikum. "Wir sind seit fünf Jahrzehnten Freunde und das bleiben wir auch", sagte Volksmusikstar Marianne Hartl. "Nach der ganzen Gerichtsgeschichte finde ich toll, dass er sich stellt."

"Jeder macht mal Scheiße", meinte Simone Mecky-Ballack. "Und das ist jetzt eben ein bisschen mehr Scheiße." Sie wolle ihn trotzdem an diesem Abend unterstützen. "Menschlich ist er immer noch der Alfons."

Alte Freunde: Alfons Schuhbeck und Simone Mecky-Ballack im Jahr 2018. Bildrechte: IMAGO / Spöttel Picture

Fernsehsendungen mit Alfons Schuhbeck werden abgesetzt

Während die Show im "Teatro" vorerst weitergeht - oder auch weitergehen muss, sind die Fernsehsendungen mit Alfons Schuhbeck eingestellt worden. Nach dem Bayerischen Rundfunk wird auch das ZDF künftig auf den Koch verzichten. "Wir sehen auch bis auf Weiteres keinen Einsatz von Alfons Schuhbeck in unseren Sendungen", teilte das ZDF mit.

Für die aktuelle Aufzeichnung der "Küchenschlacht" wurde bereits auf ihn verzichtet und auch die Webseite kommt ohne den Spitzenkoch aus. Der BR hatte "Schuhbecks Küchenkabarett" schon Mitte Oktober aus dem Programm genommen.

Vorwurf der Steuerhinterziehung: Prozess im Oktober

Für etwa drei Wochen stand Schuhbeck im Oktober vor Gericht. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in Höhe von mehr als 2,3 Millionen Euro. Die Einnahmen, auf die die Steuern entfallen sind, soll Schuhbeck zwischen 2009 und 2016 unter anderem mithilfe eines Computerprogramms am Finanzamt vorbeigeschleust haben.

Ein ehemaliger Mitarbeiter belastete ihn schwer. Schuhbeck selbst wies die Vorwürfe anfangs noch zurück, räumte aber später ein: "Ich habe einiges falsch gemacht" und legte weitgehend ein Geständnis ab.

Nur häppchenweise hatte Schuhbeck seine Schuld eingestanden. Der Grund: Angst. "Mir ist bewusst, dass mir Gefängnis droht", sagte er vor Gericht. Am Ende war es aber der Koch selbst, der alle Widerstände aufgab und sagte, dass seine Verteidiger nicht weiter versuchen sollten, die hinterzogene Summe klein zu rechnen. Es passt ins Bild, dass er sich trotz seiner Bitten um Milde keine Illusion gemacht haben soll, tatsächlich mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen.

Richterin Andrea Wagner bescheinigte dem Angeklagten Schuhbeck eine "hohe kriminelle Energie". Bildrechte: dpa

Schuhbecks "kriminelle Energie"

Die Verteidigung hatte, unter anderem wegen des Geständnisses, das ihr Mandant abgelegt hatte, zweieinhalb Jahre auf Bewährung gefordert. Schuhbeck sei ein begnadeter Koch, habe Geschäfte und Restaurants eröffnet und darüber die kaufmännische Seite vergessen.

Deutlich härter bewertete die Staatsanwaltschaft Schuhbecks Schuld und plädierte auf vier Jahre und zwei Monate Gefängnis. Richterin Andrea Wagner urteilte etwas milder, bescheinigte Schuhbeck aber eine "hohe kriminelle Energie". Während andere Wirte einfach Geld aus der Kasse nehmen, ließ er sich ein Computerprogramm schreiben, um unerkannt die Kassen manipulieren zu können.

Besonders eindrücklich dürfte das ein Beispiel zeigen: Silvester 2010 hatten Alfons Schuhbecks Gäste (eines Restaurants) für 38.000 Euro gegessen und getrunken, doch nur 32.000 Euro hatte die Kasse auch registriert. Dass die fehlenden 6.000 Euro am Fiskus vorbei in die Kochjacke gewandert sind, sieht das Gericht jetzt als erwiesen an.

Wo genau das Geld geblieben ist, konnte nicht aufgeklärt werden. Schuhbeck hatte vor Gericht erklärt, "vor allem finanzielle Löcher gestopft und (s)eine Kinder in ihrer Ausbildung unterstützt" zu haben.

Sichtlich gezeichnet stellt sich Alfons Schuhbeck der Verhandlung. Bildrechte: dpa

Investor auch noch abgesprungen

Dass Schuhbeck eine Haftstrafe bekommt, war abzusehen. 2012 hatte der Bundesgerichtshof entschieden: Wer mehr als eine Million Steuern hinterzogen hat, kann nicht mehr mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

Hätte der 73-Jährige die Steuerschulden vor dem Urteil bezahlt, hätte es milder ausfallen können. Und fast wäre das auch so gekommen: Noch am letzten Prozesstag versuchten die Verteidiger, von einem anonymen Investor 2,5 Millionen Euro überwiesen zu bekommen, um die Steuerschuld zu begleichen. Doch der sagte ab - drei Minuten vor Beginn der Plädoyers.

Quellen: Brisant, dpa, AFP, Spiegel

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 27. Oktober 2022 | 17:15 Uhr