Algen-Invasion an Urlaubsstränden Algenblüte macht Urlaubern das Leben schwer
Hauptinhalt
Ob in Spanien, Portugal, Frankreich oder in Deutschland: Das Baden macht an vielen Badeseen und Stränden aktuell keinen Spaß mehr. Der Grund: Die Wasseroberfläche ist mit einem riesigen Algenteppich bedeckt.

Statt weißen Stränden und klarem Wasser sehen viele Urlauber aktuell grüne und braune Algenblüten. Denn die überwuchern gerade die Küsten vor beliebten Urlaubszielen wie den Azoren, der portugiesischen West-Algarve oder der Bretagne. Das Problem: Die Algen sehen nicht nur unschön aus und stören beim Planschen, sie haben auch fatale Folgen für Mensch, Tier und Natur.
Algenblüte: Was ist das?
Algenblüte, Algenpest oder Wasserblüte sind plötzliche, massenhafte Vermehrungen von Algen in einem Gewässer. Besonders zwei Faktoren begünstigen die Entwicklung: Algenblüten entstehen bei warmen Temperaturen und in überdurchschnittlich nährstoffreichen Gewässern. Bei Letzterem fördern vor allem Phosphat und Nitrat die Algenbildung. Wenn die Gewässer zum Beispiel in ländlichen Gebieten liegen, können gedüngte Abfälle aus der Landwirtschaft ins Wasser gelangen.
So der Fall in der Bretagne: An der bretonischen Küste sind aktuell ganze Strände gesperrt, da hier Grünalgen (Ulva armoricana) wuchern. Diese verrotten am Strand und setzen dabei schädliche Gase frei. Das muss man sich so vorstellen: Wenn sich die Alge zersetzt, bildet sich eine Kruste. Darunter sammelt sich hochgiftiger Schwefelwasserstoff. Wenn eine solche Kruste aufbricht, entweicht das Gas. Auf diese Weise sind schon allerhand Tiere gestorben.
Auslöser für das extreme Algenwachstum in der Bretagne sind die aktuelle Hitzewelle und eine hohe Nitratbelastung im Wasser. Letzteres kommt durch die lokale Landwirtschaft.
Algenblüte an den Stränden der Algarve und auf den Azoren
In Portugal und Spanien machen Algen aus Asien (Macroalga Rugulopteryx Okamurae) Urlaubern und Einheimischen das Leben – und die Ferien schwer. Zwar ist die Alge nicht giftig, bedroht aber die Biodiversität der Ökosysteme.
Wie sie dorthin gelangt sind? Anscheinend haben sich die Algen an Schiffsrümpfen festgesetzt und sind so von Asien ins Mittelmeer gekommen. Dort haben sie den Küstenlebensraum tiefgreifend verändert und sind längst zur dominierenden Algenart geworden.
Zum Problem werden die Algen auch für den heimischen Fischfang, denn die Meerespflanzen verheddern sich immer wieder in den Netzen.
Von der Ostsee bis zur Mosel: Algen in Deutschland
Auch in Deutschland werden Algen immer mehr zum Problem. Grund dafür ist vor allem die Klimaerwärmung. Deutsche Forscher haben nachgewiesen, wie stark sich die Ostsee seit Jahrzehnten erwärmt. Im Schnitt klettern die Temperaturen in der westlichen Ostsee pro Jahrzehnt mindestens 0,6 Grad in die Höhe – ein besorgniserregend schnelles Tempo, auch wenn es nicht danach klingt.
Blaualgen werden in der Mosel immer mehr zum Problem
In der Mosel breiten sich aktuell immer wieder Blaualgen (Cyanobakterien) aus. Zwar ist noch kein kritischer Punkt erreicht, das ist aber bei dem aktuellen Wachstum wohl nur eine Frage der Zeit.
Ähnlich wie die Grünalgen in der Bretagne können auch die Blaualgen eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen. Das Schlucken von mit Blaualgen belastetem Wasser kann bei Menschen zu Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Leberschäden oder neurologischen Symptomen wie Muskelschwäche oder Schwindelgefühl führen.
Hunde sind besonders gefährdet, da sie dazu neigen, ohne Zögern in verschmutztes Wasser zu springen oder es gar zu trinken. Je nachdem wie lange sie dem Wasser ausgesetzt waren oder wie viel sie davon geschluckt haben, können die Folgen mehr oder weniger drastisch ausfallen. Bei einer Vergiftung schwankt der Hund häufig beim Laufen. Er stolpert, krampft oder bildet sogar Schaum vor dem Mund.
Blaualgen: So schützen Sie sich und ihren Hund
Bevor Sie oder ihr Hund in Seen, Flüssen oder im Meer baden gehen, sollten sie einige Dinge beachten. Ob eine Algenblüte giftig ist, lässt sich leider selten durch reines Beobachten feststellen. Im Zweifelsfall also besser Abstand vom Wasser halten.
Deutliche Faktoren sind jedoch ein schlechter Geruch, Verfärbungen, tote Tiere, die im Wasser schwimmen, Schaum oder ölige Schlieren im Wasser.
Bei Kontakt mit verunreinigtem Wasser sollte man sich so schnell wie möglich mit sauberem Süßwasser abspülen. Bemerkt man nach einigen Stunden ein Unwohlsein, sollte man einen Arzt aufsuchen oder die Giftnotzentrale anrufen.
BRISANT/dpa/Kieler Nachrichten/SRF/National Geographic/euronews
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. Juli 2022 | 17:15 Uhr