Jakob Epperlein ging am Fuߟe der Burg Giebichenstein in der Saale baden.
Der Sprung in den nächsten Fluss ist für viele im Sommer aufregender als der Sprung in einen See. Doch Experten warnen vor etlichen Gefahren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Gefährliche Abkühlung Darum ist Baden in Flüssen so gefährlich

20. Oktober 2023, 09:50 Uhr

Die Badegewässer in Deutschland haben nach Angaben von EU-Experten fast durchweg eine hervorragende Wasserqualität. Die Europäische Umweltagentur EEA bescheinigte im Juni 2023 90,2 Prozent der analysierten deutschen Badeseen, Flüssen und Küstengewässern exzellente Wasserbedingungen. Einen Überblick über die Qualität in den Gewässern bei Ihnen vor Ort erhalten Sie hier.

Die Wasserqualität allein reicht jedoch nicht aus für ein sorgenfreies Badevergnügen. Vor allem das Baden in Flüssen kann eine gefährliche Angelegenheit sein. Im Jahr 2022 sind nach Angaben der DLRG mindestens 105 Menschen beim Baden in Flüssen ums Leben gekommen.

Ein gelbes Boot fährt auf einem breiten Fluss. 6 min
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BRISANT Mi 05.07.2023 17:35Uhr 06:00 min

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Wer es beschaulich mag, geht im See baden, wer das Abenteuer sucht, geht in den Fluss.

Michael Förster von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)

Welche Regeln sollten beim Baden am Fluss beachtet werden?

"Die Strömung im Fluss sieht man nicht so, wie sie tatsächlich wirkt. Das Problem: Die Strömung ist unter der Wasseroberfläche deutlich stärker als direkt an der Oberfläche", sagt Felix Nassen von der DLRG. Die deutlich stärkere Strömung beginne schon kurz unter der Oberfläche.

Motorrettungsboot
Nach Angaben der DLRG sind 2022 mindestens 105 Menschen bei Badeunfällen in Flüssen ums Leben gekommen. Bildrechte: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Die Experten der DLRG raten weiter: Nie in unbekannte Flüsse springen! Auf Kopfsprünge sollte bei unklarer Tiefe ganz verzichtet werden. Mutproben sind immer fehl am Platz. Zudem sollte beim Baden auf Alkohol verzichtet werden.

Abstand halten von Brückenpfeilern

In Flüssen sollte nur schwimmen, wer fit und gesund ist, denn dort lauern viele Gefahren: überraschende Untiefen und Brückenpfeiler, die die Strömung verändern und dadurch Sogwirkungen auslösen können. In Flüssen mit Gezeitenströmung verstärkt diese die ohnehin bestehenden Flussströmungen noch zusätzlich, zum Beispiel bei der Weser.

Flüsse sind immer kälter als Seen

In Flüssen muss auch immer mit Treibgut wie Ästen gerechnet werden. Zudem gilt es, nicht zu lange im Wasser zu bleiben, denn Flüsse erwärmen sich nie so stark wie Seen.

Ein Mann steht knöcheltief im Wasser und trocknet sich ab.
Flüsse sind meist kälter als Seen und haben deutlich mehr Kraft durch die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Generelle Baderegeln der DLRG


  1. Baden Sie nur, wenn Sie sich wohlfühlen. Kühlen Sie sich ab und duschen Sie, bevor Sie in das Wasser gehen.
  2. Gehen Sie niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.
  3. Gehen Sie als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser.
  4. Rufen Sie nie um Hilfe, wenn Sie nicht in Gefahr sind, aber helfen Sie Menschen, wenn diese Hilfe brauchen.
  5. Überschätzen Sie sich und Ihre Kräfte nicht.
  6. Baden Sie nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren.
  7. Verlassen Sie bei Gewitter sofort das Wasser.
  8. Aufblasbare Schwimmhilfen bieten Ihnen keine Sicherheit im Wasser.
  9. Springen Sie nur ins Wasser, wenn es frei und tief genug ist.

Wo ist das Baden an Flüssen erlaubt?

Einige Flüsse werden von den örtlichen Umweltbehörden kontrolliert und mit Hinweisen versehen. Hier ein Überblick:

Der Rhein

Die Wasserschutzpolizei warnt vor dem Baden im Rhein. Vor allem durch die Berufsschifffahrt gebe es unberechenbare Strömungs- und Sogverhältnisse, "bei denen selbst gute Schwimmer keine Chance haben, sich über Wasser zu halten". Für Kinder sei schon das Planschen am Ufer dieser "Wasserautobahn" lebensgefährlich.

Der Grund: Vorbeifahrende Schiffe verdrängen Wasser in Richtung Ufer. Wenn dieses wieder zurückläuft, kann es im Wasser spielende Kinder von den Füßen reißen und mitziehen.

Ein Schild mit einem Rettungsring warnt am Ufer vor den Gefahren beim Baden im Rhein.
Überall am Rhein findet man solche Warnschilder. Bildrechte: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Die Spree

Baden in der Spree im Innenstadt-Bereich von Berlin ist aus Sicherheitsgründen verboten. Hinzu kommt, dass starker Regen immer wieder viele Abwässer in den Fluss leitet, was die Wasserqualität extrem verschlechtert.

Wer aber unbedingt Spreewasser zu seinem Badeglück braucht, kann dies zum Beispiel im Mügelsee erleben: der See wird von der Spree durchflossen. Auch einige Nebenflüsse der Spree eignen sich gut zum Baden: Oberhavel und Dahme sind zwei Beispiele.

Stand Up Paddling auf der Spree
Stand-Up-Paddling auf der Spree: Am schönsten und ruhigsten ist es außerhalb Berlins. Bildrechte: imago images/ Rainer Weisflog

Der Main

Der Main wird als Bundeswasserstaße von zahlreichen großen Schiffen befahren. Ähnlich wie beim Rhein (siehe oben) kann das sehr gefährlich für Badende und Schwimmer werden.

Verboten ist das Baden im Main, zum Beispiel im Stadtgebiet von Frankfurt, nicht, nur einige Vorschriften machen es so gut wie unmöglich: 100 Meter oberhalb und 50 Meter unterhalb von Brücken, Schiffsanlegestellen und Hafeneinfahrten ist das Baden im Main verboten. Wer erwischt wird, zahlt ein Bußgeld bis 100 Euro.

Die Elbe

727 Kilometer lang fließt die Elbe durch Deutschland. Ob man in ihr baden darf und sollte, ist von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Die Stadtverwaltung Hamburg beispielsweise schreibt: "Die Elbe ist kein ausgewiesenes Badegewässer. Die starken Strömungen sind an vielen Abschnitten tückisch und werden durch den Schiffsverkehr noch verstärkt."

Strandperle in Övelgönne
Der Elbstrand Övelgönne ist bei Hamburgern sehr beliebt - auch ohne den Sprung ins Wasser. Bildrechte: imago images/teutopress

Die Stadt Aken in Sachsen-Anhalt verweist auf ihrer Internetseite darauf, dass das Baden und Schwimmen in der Elbe prinzipiell erlaubt ist. Aber: "Es sollten keine unkundigen oder ungeübten Schwimmer in die Elbe steigen! Die Elbe ist als Fließgewässer von Untiefen und Unterströmungen geprägt!"

Die Isar

Die Isar gilt manchen Experten als Vorzeigefluss: Die Stadt München hat dank eines Renaturierungsprogramms der Isar "ihre Freiheit zurückgegeben" und viele kleine Seitenarme und Ruhezonen mit Kiesbänken gebildet. Die sind bei Badenden besonders beliebt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass es auf der Isar keinen Schiffsverkehr gibt. Dennoch gilt: Warnschilder beachten und nur baden, wo es erlaubt ist. Denn die Isar ist immer noch ein Wildfluss.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 03. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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