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Endlich wieder hören? Das Einsetzen eines Cochlea-Implantates kann es möglich machen. Bildrechte: imago images/Robert Poorten

Zum Internationalen Tag der GehörlosenPlötzlich still: Letzter Ausweg Hörimplantat?

25. September 2022, 17:34 Uhr

Für die meisten von uns ist es ganz normal, Dinge zu hören. Doch was ist, wenn es plötzlich still ist? Lässt die Hörkraft nach, denken viele zuerst an ein Hörgerät. Doch nicht immer kann das wirklich helfen. Sogenannte Cochlea-Implantate setzen da an, wo Hörgeräte nichts mehr ausrichten können. Doch für wen eignet sich der operative Eingriff? Unser Q&A gibt Aufschluss.

Endlich wieder hören – und das trotz Schwerhörigkeit oder gar Taubheit. Wenn ein Hörgerät keine Besserung mehr bringt, ist ein dauerhaftes Implantat oft die letzte Lösung. Damit verbunden ist natürlich eine nicht zu unterschätzende Operation. Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen rund zum Thema:

Schwerhörigkeit ist nicht gleich Schwerhörigkeit

Mehr als 83.000 Menschen deutschlandweit sind gehörlos. Grund dafür können Erkrankungen oder angeborene Beeinträchtigungen sein. In der Regel unterscheidet man Schwerhörigkeit danach, ob Schallwellen nicht richtig empfunden, wahrgenommen oder weitergeleitet werden können.

Das sind die häufigsten Arten von Schwerhörigkeit:

  • Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit wird der über das Trommelfell ankommende Schall vom Mittelohr nicht richtig an das Innenohr weitergeleitet. Die Signale werden leiser gehört, Betroffene haben oft das Gefühl, als hätten sie Watte in den Ohren. 
  • Bei einer Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit werden die eingehenden Tonsignale vom Ohr korrekt aufgenommen und vom Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet. Das Problem tritt erst hier auf, da die Signale nicht richtig identifizieren werden können.
  • Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit. Das bedeutet, Teile des Innenohrs sind geschädigt oder in ihrer Funktion beeinträchtigt.

Mögliche Ursachen von Innenohrschwerhörigkeit

Tatsächlich können bereits ein Knalltrauma, ein Hörsturz, Innenohr- und Infektionserkrankungen, ein Riss in der Membran oder hohe Lärmbelastungen zu einer dauerhaften Innenohrschwerhörigkeit führen. Hier ist in diesem Fall die Funktion der Gehörschnecke (lat.: Cochlea) ausgefallen oder stark eingeschränkt.

Ein Hörgerät kann dann nicht mehr die gewünschte Besserung bringen, da im Innenohr keine funktionsfähigen Hör-Sinneszellen (Haarzellen) mehr vorhanden sind. Schallwellen können infolgedessen nicht weitergeleitet werden. Hier setzt das Cochlea-Implantat an. Es wandelt Schallwellen in elektrische Impulse um, die den gesunden Hörnerv stimulieren.

Für Taube und hochgradig Schwerhörige sind Cochlea-Implantate oft die letzte Hoffnung. Dank der Innenohrprothesen können viele von ihnen wieder hören.

Ein Cochlea-Implantat besteht aus zwei Komponenten: einem externen Soundprozessor und einem Innenohr-Implantat, das von einem Chirurgen unter der Haut in den Schädelknochen eingesetzt wird. 

Für wen eignet sich ein Cochlea-Implantat?

Bevor die Entscheidung für oder gegen ein Implantat fällt, müssen einige Untersuchungen durchgeführt werden. Im Fokus steht hier vor allem das Sprachverständnis. Denn das soll durch das Implantat verbessert werden soll. 

In der Regel werden Voruntersuchungen wie Hör- und Sprachtests, Hörgerät-Überprüfungen, Gleichgewichtstests, CTs und MRTs ambulant durchgeführt. Klinikaufenthalte sind nur im Ausnahmefall nötig.

Es gibt mehrere Patientengruppen, die von einem Cochlea-Implantat profitieren können:

  • Kinder, die taub geboren wurden oder hochgradig schwerhörig sind: Hier reicht ein Hörgerät meist nichts aus, um die Lautsprache wahrzunehmen und die Muttersprache zu erlernen. Meist wird hier bereits in den ersten 18 Monaten ein Implantat eingesetzt.
  • Patienten, deren Hörvermögen immer weiter abnimmt.
  • Menschen mit Taubheit nur auf einem Ohr.

Das Implantat bei Kindern: Je früher, desto besser

Wird das Cochlea-Implantat bei Kindern mit Hörverlust eingesetzt, ist Zeit ein enorm wichtiger Faktor. Studien zeigen, dass der Einsatz der Cochlea-Implantate mit etwa sechs Monaten für eine normale Sprachfähigkeit vergleichbar mit hörenden Kindern sorgt.

Wie läuft die Operation ab?

Für die Implantation ist meist ein stationärer Aufenthalt von fünf bis sieben Tagen nötig. Die OP wird unter Narkose durchgeführt, die Operationsdauer beträgt ein bis zwei Stunden.

Das Implantat wird unter die Haut geschoben, ein Schnitt verläuft hinter der Ohrmuschel. Um das Gehäuse im Knochen zu fixieren, wird meist ein sogenanntes "Implantatlager" in den Knochen gefräst. 

Danach wird der Ohrknochen geöffnet, ein Kanal wird in den Knochen gebohrt. So wird ein Zugang zum Mittelohr gelegt, und die Elektrode kann in die Hörschnecke eingeführt werden.

Was passiert nach der OP?

Vier bis sechs Wochen nach der Operation wird der Sprachprozessor zum ersten Mal aktiviert. Dann wird der Prozessor individuell auf die Hörempfindungen der Patienten eingestellt. Meist sind einige Sitzungen nötig, um das optimale Ergebnis zu erzielen.

Brisant/HNO-Ärzte-im-Netz/Uniklinikum Würzburg/wissen.de

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