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Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt - Tendenz steigend. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Das schleichende VergessenDemenz und Alzheimer erkennen und behandeln

12. April 2024, 12:56 Uhr

Eine Demenzerkrankung bringt viele Herausforderungen mit sich - nicht nur für die Betroffenen, sondern vor allem auch für ihre Angehörigen. Trotz immer wieder aufflackernder Hoffnungsmeldungen und intensiver Forschung gibt es bislang keine wirksamen Therapien gegen die Demenz.

Alzheimer gleich Demenz?

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheiten. Sie zählen zu den häufigsten Erkrankungen im höheren Lebensalter. Betroffene leiden unter einem andauernden oder fortschreitenden Verlust von Fähigkeiten des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Leistungsbereiche des Gehirns. Oft kommt es auch zu Veränderungen des Verhaltens.

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz: Rund 60 Prozent aller Demenzen werden durch sie hervorgerufen. Die Alzheimer-Krankheit ist benannt nach dem Psychiater Alois Alzheimer, der 1906 erstmals die für die Erkrankung typischen Ablagerungen im Gehirngewebe beschrieb.

Nicht nur für Betroffene, auch für ihre Angehörigen ist Demenz ein echtes Problem. Bildrechte: IMAGO/YAY Images

Wie sehen die Symptome aus?

Alzheimer führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen. Alzheimer beginnt mit Vergesslichkeit und mangelndem Antrieb. Gewohnte Handlungen werden immer schwieriger: Der Patient vergisst häufiger Worte, findet sich nicht mehr zurecht und kann sich nicht mehr erinnern.

Irgendwann sind selbst einfache Handgriffe wie das Öffnen und Schließen von Knöpfen unmöglich. Im fortgeschrittenen Stadium erkennt der Patient seine eigenen Angehörigen nicht mehr. Viele Betroffene werden misstrauisch, aggressiv oder depressiv.

Wie viele Betroffene gibt es?

In Deutschland leben zurzeit etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Experten schätzen, dass 2050 bundesweit rund drei Millionen Menschen betroffen sein könnten. Weltweit haben etwa 55 Millionen Menschen eine Demenzerkrankung, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern.

Bis 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 139 Millionen steigen, besonders dramatisch in China, Indien, Südamerika und den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

Was steckt hinter der Erkrankung?

Ausgelöst wird Alzheimer durch fehlgeleitete Stoffwechselvorgänge, die die Nervenzellen schädigen. Die für Gedächtnis und Aufmerksamkeit wichtigen Botenstoffe im Gehirn können dann nicht mehr gebildet werden.

Hinter der Krankheit stecken gleich zwei zerstörerische Mechanismen. Zum einen bilden sich Anhäufungen von Proteinen, sogenannte Amyloide, die auf Nervenzellen drücken und sie schließlich zerstören. Zum anderen verklumpen bei Alzheimer-Patienten sogenannte Tau-Proteine und verursachen so das Absterben der betroffenen Zellen. Wie diese beiden Mechanismen zusammenhängen und was sie auslöst, ist noch weitgehend unklar.

Was ist eine frontotemporale Demenz?

Eine frontotemporale Demenz (FTD) beginnt in der Regel früher als eine Alzheimer-Erkrankung - meist in einem Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Die jüngsten Patienten entwickeln die Krankheit bereits mit 30.

Bei fast allen Patienten zeigen sich von Beginn an Veränderungen der Persönlichkeit und im zwischenmenschlichen Verhalten. Dazu gehören insbesondere Lethargie, aber auch Reizbarkeit, Ungeschicklichkeit und Enthemmung. Einige Patienten weisen deutliche Sprachstörungen auf, insbesondere in Bezug auf die Wortfindung und die Benennung von Gegenständen oder Personen.

Erst mit einer fortschreitenden FTD entwickelt sich eine Gedächtnisstörung, die zunächst aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei einer Alzheimer-Erkrankung.

Der Krankheit vorbeugen: Welche Risikofaktoren sind bekannt?

Nur etwa ein Prozent der Demenzerkrankungen sind erblich bedingt. Das größte Risiko ist das Alter. Nach dem 65. Lebensjahr verdoppeln sich Erkrankungen alle fünf Jahre. Aber auch der Lebensstil ist von Bedeutung: Übergewicht, Bluthochdruck oder Entzündungen spielen eine Rolle. Regelmäßiger Sport im mittleren Lebensalter senkt das Demenzrisiko, viel psychischer Stress erhöht es. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Als Faktoren, die das Erkrankungsrisiko verringern können, gelten unter anderem geistige, körperliche und soziale Aktivität wie möglichst lange Berufstätigkeit oder das Tanzen. Empfohlen wird auch eine ausgewogene, möglichst fett- und cholesterinarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse.

Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten?

Bislang ist Demenz nicht heilbar. Ein Wundermittel ist nicht in Sicht; bisherige Medikamententests verliefen enttäuschend. Therapien erwarten Experten erst in Jahrzehnten. Vorher könnte es bessere Diagnose- und Früherkennungsverfahren sowie Medikamente geben, die das Fortschreiten verlangsamen. Hoffnung macht, dass das prozentuale Risiko, an einer Demenz zu erkranken, zumindest in den westlichen Ländern zurückgeht. Offenbar spielt der Lebenswandel eine wichtige Rolle.

Generell gilt: Je früher Demenz- und Alzheimer-Patienten mit speziellen medikamentösen Therapien und begleitenden Maßnahmen beginnen, desto länger kann der geistige Verfall verzögert werden.

Medikamentöse Behandlung

Mit Medikamenten lassen sich insbesondere im frühen und mittleren Stadium der Erkrankung Symptome lindern und der Krankheitsverlauf hinauszögern. Häufig verschreiben Ärztinnen und Ärzte Mittel gegen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie gegen Depressionen.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen zählen kognitives Training, Ergo- und Musiktherapie, teils auch Verhaltenstherapie. Ziel der Therapien ist es, den Betroffenen ein langes eigenständiges und selbständiges Leben zu ermöglichen. Außerdem trägt diese Form der Therapie dazu bei, dass die Patienten durch positive Erfahrungen und Erlebnisse zufriedener werden.

Maltherapie für Demenzkranke. Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

Welche Tipps gibt es für den Umgang mit Demenzkranken?

Demenzerkrankungen verlaufen unterschiedlich, und ebenso unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Betroffenen. Menschliche Zuwendung, Aktivierung und Beschäftigung, ein angemessener Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten sowie eine demenzgerechte Gestaltung der Umwelt sind von besonderer Bedeutung.

Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft rät Angehörigen dazu, die Krankheit anzunehmen, anstatt sie zu verleugnen. Sie sollten den Kranken nicht auf seine Fehler hinweisen, ihn nicht kritisieren oder überfordern. Die Kranken sollten in Alltagstätigkeiten, die ihnen Spaß machen, einbezogen werden. Außerdem sollten die äußeren Lebensbedingungen angepasst werden, zum Beispiel die Sicherung von Gas- und Elektrogeräten, Nachtbeleuchtung, zweckmäßige Kleidung, Armband oder Zettel mit Name und Adresse, wenn der Kranke dazu neigt die Wohnung zu verlassen.

Interessieren Sie sich für eine persönliche Beratung, kann die Deutsche Alzheimer Gesellschaft eine erste Anlaufstelle sein. Dort gibt es bundesweite Hilfe per Telefon und auch ein Adressverzeichnis von Anlaufstellen in Ihrer Nähe.

Quellen:


BRISANT
KNA
Deutsche Alzheimer Gesellschaft

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 12. April 2024 | 17:15 Uhr