Zwei Winterbader schwimmen mit Eisbrocken an einem sonnigen Tag
Es kostet Überwindung, soll aber gut für Gesundheit und Schönheit sein: Eisbaden. Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Eiskalter Trend Wie gesund ist Eisbaden wirklich?

19. Oktober 2023, 16:36 Uhr

In Deutschland sind Eis- und Winterbaden noch recht neue Trends. In Finnland, Lettland, Schweden, Litauen, Norwegen oder Großbritannien dagegen ist Eisschwimmen schon lange Tradition. Experten gehen davon aus, dass bereits die Wikinger vor über 1.000 Jahren in Eiswasser badeten. Im viktorianischen Zeitalter wurde Kaltwasserschwimmen dann sogar ausdrücklich von Ärzten empfohlen. Ab fünf Grad Wassertemperatur wird übrigens in der Wissenschaft erst von Eisschwimmen gesprochen. Und auch heute noch schwören zahlreiche Menschen auf die positive Wirkung von Eisbädern.

Frau mit Pelzmütze steigt Leiter zu gefrorenem Wasser in hinab
Auf die Plätze, fertig, los! Besonders in Skandinavien schwören die Menschen seit Jahrhunderten auf die heilsame Wirkung von Eisbädern. Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Eisbaden: Diese Stars schwören auf den Kälte-Trend

Ob David Beckham, Shawn Mendes oder Influencerin Sophia Thiel: Zahlreiche Promis schwören auf Winterbaden. Eins ist klar: Eis- und Winterbaden sind nichts für Feiglinge. Der Unterschied zwischen beiden Praktiken: Während man beim Eisbaden für Sekunden oder wenige Minuten ins Wasser eintaucht, gehören beim Winterbaden auch ein paar Schwimmzüge dazu. Die Gemeinsamkeit: Sowohl beim Eis- als auch beim Winterbaden stürzt man sich in natürliche Gewässer.

Einige VIPs gehen noch einen Schritt weiter und setzen auf Kaltwasserimmersion oder Kryotherapie. 

Eisbaden, Kaltwasserimmersion, Kryotherpie – hier erklären wir die Unterschiede

Bei einer Kaltwasserimmersion handelt es sich um eine therapeutische Maßnahme, die beispielsweise Leistungssportler zur schnellen Regeneration der Muskeln nutzen. Dabei steigt man in einen Behälter mit Wasser und Eiswürfeln. Die Temperaturen betragen hier etwa 10 bis 15 Grad Celsius. Prominente Fans: Christiano Ronaldo oder Lady Gaga. Letztere verriet auf Instagram, dass sie nach Konzerten fünf bis zehn Minuten in ein Bad mit Eiswürfeln steige.

Bei der Kryotherapie wird es noch kälter: Hier steigt man in eine Kältekammer, die durch Stickstoff auf bis zu -180 Grad abgekühlt wird. Das soll die Durchblutung fördern und angeblich für einen Anti-Aging-Effekt sorgen. Außerdem sollen die extremen Temperaturen zahlreiche Kalorien verbrennen und in der Schmerztherapie helfen. 

Eisschwimmen nur mit Vorbereitung - worauf muss man achten?

Eins vorweg: Das Bad im kühlen Nass sollte trainiert werden. Der Körper muss sich Schritt für Schritt an die extreme Kälte gewöhnen können. Am besten ist es sogar, man lässt sich im Vorfeld durchchecken.

Besonders vorsichtig sollten Menschen mit Vorerkrankungen sein. Wer also zum Beispiel unter Herz- oder Gefäßproblemen leidet, sollte auf Eisbaden verzichten. Die plötzliche Kälte könnte bei Durchblutungsstörungen am Herzen eine lebensgefährliche Gefäßverengung auslösen oder zu Herzrhythmusstörungen oder gar zum Herzstillstand führen. 

Hier ein paar Tipps, für das perfekte Bad im winterlichen Gewässer: 

  • Wechselduschen als Training, dabei regelmäßig und langsam ein- und ausatmen. Das Wasser von Mal zu Mal kälter stellen. Ziel ist es, die Atmung bei kaltem Wasser zu kontrollieren. 
  • Auf keinen Fall ins eiskalte Wasser springen, sondern langsam hineinsteigen.
  • Nie alleine baden: Beim Winterbaden sollte man mindestens zu zweit sein – denn es besteht immer die Gefahr, einen Kälteschock zu erleiden.
  • Das Eisbad sollte nicht länger als zwei Minuten dauern. Profis schaffen bis zu fünf Minuten.
  • Kopf schützen: Mütze oder Badekappe tragen und nicht untertauchen – über den Kopf geht sehr viel Wärme verloren. 
  • Vor und nach dem Bad im Eiswasser ist es ratsam, für ein gutes Aufwärmen zu sorgen – sei es durch etwas Bewegung oder dicke Kleidung.

Gut für Durchblutung und Immunsystem

Schweizer Wissenschaftler konnten in einer Studie von 2020 belegen, dass Winterbaden eine positive Wirkung auf das Immunsystem und den Blutdruck hat. 

Beim Eintauchen ins kalte Wasser ziehen sich die Hautgefäße zusammen und das Blut wird im Körperkern zentralisiert, um die Körpertemperatur zu halten. Steigt man aus dem Wasser, weiten sich die Gefäße sofort, es kommt zu einer verstärkten Durchblutung. Dieses Zusammenziehen und Weiten ist ein gutes Training für die Gefäße. Regelmäßiges Eisbaden kann den Blutdruck und den Ruhepuls senken.

Außerdem stimuliert der Wechsel von Kälte und Wärme das Immunsystem. Und: Es ließ sich sogar nachweisen, dass bestimmte Entzündungsmarker im Blut sinken - ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem gestärkt wird. Eisschwimmer hatten im Vergleich zu Nicht-Winterschwimmern seltener mit Atemwegserkrankungen und Erkältungen zu kämpfen.

Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens

Auch eine finnische Studie aus dem Jahr 2004 hat den Effekt vom Eisbaden auf die Gesundheit untersucht. Das Ergebnis: Winterbaden verbessert das allgemeine Wohlbefinden.

An der Studie nahmen 49 Winterschwimmer sowie 33 Nicht-Winterschwimmer teil. Die Studienteilnehmer mussten über vier Monate immer wieder Fragen zu ihrer Sportlichkeit und ihrem Befinden beantworten. 

Im Laufe der Studienzeit sanken bei den Schwimmern Stress, Anspannung und Müdigkeit. Auch ihr Gedächtnis und ihre Laune verbesserten sich stetig. Am Ende der vier Monate fühlte sich die Gruppe deutlich energiegeladener, aktiver und lebhafter als die Nicht-Winterschwimmer. Außerdem gaben alle Winterschwimmer, die zuvor an Rheuma, Fibromyalgie oder Asthma gelitten hatten, an, dass ihre Beschwerden nachgelassen hätten.

Stärkung der Psyche

Beim Eintauchen ins kalte Wasser werden neben dem Glückshormon Serotonin auch Adrenalin, Endorphine und entzündungshemmende Botenstoffe freigesetzt. Das sorgt nach dem Bad für euphorische Glücksgefühle. 

Steigerung der Libido 

Winterbaden kann auch einen anregenden Einfluss auf die Ausschüttung von Östrogen und Testosteron haben, was wiederum die männliche wie weibliche Libido steigert.

Eisbaden lässt weißes Körperfett schmelzen

Auch optisch hat Eisbaden einige positive Effekte: Denn beim Schwimmen im kalten Wasser geht es dem weißen, also dem "schlechten" Körperfett an den Kragen. Das konnte ein Forscherteam der "Arctic University of Norway" beweisen. Die norwegischen Wissenschaftler überprüften insgesamt 104 Studien, die sich mit den gesundheitlichen Vorteilen des Eisbadens auseinandersetzen.

Eisbaden aktiviert das sogenannte braune Fett, da versucht wird, die eigene Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz zum weißen Fett speichert braunes Fett keine Energie, sondern verbrennt sie in zelleigenen Energie-Kraftwerken. So können die braunen Fettzellen Wärme erzeugen und die Körpertemperatur stabil halten. Dieser Vorgang verbrennt enorm viele Kalorien und lässt somit das weiße Fett, das sich meist an eher unvorteilhaften Stellen festsetzt, schmelzen.

Strahlende Haut 

Schon mal etwas vom "Winter-Glow" gehört? Für eine strahlende und reine Haut setzen Kosmetiker und Make-up Artists schon länger auf Eis. Denn die Kälte fördert die Durchblutung im Gesicht, Poren werden verkleinert, Entzündungen gelindert. Das Ergebnis ist eine reinere und strahlendere Haut.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Januar 2024 | 17:15 Uhr

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