StarsRoyalsHaushaltGesundheitLifestyle
Umweltsünde E-Mail? Tatsächlich verursacht auch ein volles Postfach CO2. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Umweltsünde?Warum sind E-Mails schlecht fürs Klima?

20. Oktober 2023, 10:35 Uhr

Autofahren und Fliegen sind altbekannte Klimasünden. Eher unbekannt dagegen: das dunkle Geheimnis der E-Mail. BRISANT erklärt, warum auch sie unter Umständen schlecht für die Umwelt sein kann.

2022 wurden in Deutschland etwa 666 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen. 147 Millionen Tonnen davon entfallen auf den Straßen- und übrigen Verkehr. Häufiges Fliegen und langes Autofahren sind schädlich fürs Klima. Dieser Fakt wird auch nur von wenigen bestritten.

Viel seltener dagegen wird in der Klimadebatte der Fokus auf den digitalen Raum gelegt. Ja, auch durch das Internet können immense Massen an CO2 erzeugt werden, beim Streamen zum Beispiel. Und auch die gute alte E-Mail könnte sich unter Umständen als Klimasünde entpuppen.

Wieviel CO2 erzeugt eine E-Mail?

Eine kurze E-Mail, die zwischen Laptops verschickt wird, generiert nach Angaben des "Carbon Literacy Project" etwa 0,3 Gramm CO2. Allerdings kann dieser Wert stark schwanken. Denn wieviel CO2 eine E-Mail tatsächlich verursacht, hängt vor allem davon ab, ...

  • wie lang ihr Text ist,
  • an wie viele Menschen sie verschickt wird,
  • an welchem Gerät sie geschrieben und empfangen wurde und
  • ob sie tatsächlich geöffnet wird.


Längere Emails, für die man etwa drei Minuten zum Lesen braucht, erzeugen demnach bereits 17 Gramm CO2. Eventuelle Anhänge wurden hier noch nicht einberechnet. Dagegen ist der Wert für Spam-E-Mails vergleichsweise gering. Sofern sie direkt ausgefiltert werden, erzeugen sie lediglich 0,03 Gramm pro Mail.

Das klingt erstmal nicht viel. Doch muss man im Hinterkopf behalten, wie viele E-Mails insgesamt weltweit verschickt werden. 2022 waren es täglich etwa 333,2 Milliarden! Die Masse macht es dann eben doch aus.

Gerade im Berufsumfeld haben sich E-Mails als Standardkommunikation durchgesetzt. Bildrechte: imago images / Westend61

150 Millionen Tonnen CO2 durch E-Mails?

Der britische Physiker und World-Wide-Web-Begründer Tim Berners-Lee hat den weltweiten CO2 Ausstoß durch E-Mails für das Jahr 2019 geschätzt. Er geht von etwa 150 Millionen Tonnen CO2 aus.

In seiner Annahme besteht die Hälfte aller versendeten Mails aus Spam. Für die restlichen Mails wurde eine Lesezeit von einer Minute angesetzt. Damit könnte der weltweite E-Mail-Versand jährlich mehr CO2 ausstoßen als der Gesamtverkehr in Deutschland.

Der lange Weg einer E-Mail

Aber wie kommt es, dass bloße Mails so viel CO2 hervorbringen? Einfach gesagt: Die Daten einer Mail werden an Rechenzentren geschickt, die sich oft tausende, wenn nicht sogar zehntausende Kilometer entfernt befinden.

Eine E-Mail durchläuft dabei Dutzende von Routern, Servern und anderen Computern. Jedes dieser technischen Geräte verbraucht Energie, um zu funktionieren. Die Serverparks werden heiß und müssen künstlich gekühlt werden. All das verbraucht enorm viele Ressourcen.

Dabei werden insgesamt 80 % der E-Mails nie geöffnet. Trotzdem verbrauchen sie weiterhin Energie für ihre Lagerung. Denn alle Daten werden in Rechenzentren gespeichert, die abhängig von ihrer Größe jährlich enorm viel Strom benötigen. 2021 waren es für alle Rechenzentren weltweit 500 bis 650 Terawattstunden. Zum Vergleich: Deutschland hat 2022 insgesamt 484,2 Terawattstunden verbraucht.

Muss ich jetzt fürs Klima auf Mails verzichten?

Nein, natürlich nicht. Der Austausch per E-Mail gehört inzwischen zum täglichen Leben und ist auch nicht mehr wegzudenken. Der analoge Brief als Alternative würde im Durchschnitt etwa 20 Gramm CO2 ausstoßen - pro Stück. Der Großteil davon durch den Transport. Da ist die E-Mail deutlich umweltfreundlicher. Und selbstverständlich auch schneller, bequemer und günstiger.

Deswegen kommt es bei E-Mails zu einem "Rebound-Effekt". E-Mails sind zwar effizienter als Briefe, doch werden sie dadurch gleichzeitig viel häufiger genutzt. Wir verschicken Mails also auch dann, wenn sie nicht notwendig sind. Das treibt die CO2-Bilanz wiederum nach oben. Daher sollte die Devise nicht Verzicht, sondern viel mehr Achtsamkeit lauten.

CO2 sparen, indem man Mails statt Briefen schreibt? Diese Rechnung geht nicht auf. Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Tipps: Das können Sie tun

Die gute Nachricht nach all den überraschenden Zahlen: Jeder kann persönlich etwas gegen den hohen CO2-Verbrauch tun.

  • 1. E-Mails regelmäßig löschen
  • 2. Spamfilter einrichten: Ihr persönlicher Spamfilter wird auf "Spam" und "Kein Spam" trainiert, um ähnliche E-Mails in Zukunft leichter erkennen zu können.
  • 3. Fotos nur in komprimierter Version, also kleiner, versenden.
  • 4. E-Mail-Verläufe nicht immer mit versenden.
  • 5. Adressat genau wählen und unnötige Kontakte vermeiden.
  • 6. Überprüfen, welche Newsletter wirklich gebraucht werden und ggf. davon abmelden.

Quellen und weiterführende Links

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 06. September 2023 | 17:15 Uhr