Mädchen hält Erdbeeren
In einer neuen Untersuchung vom BUND konnte auf einem Großteil der Erdbeeren Pestizide nachgewiesen werden. Bildrechte: IMAGO / USA TODAY Network

Lebensmittel Pestizide auf Erdbeeren - so können Sie sich schützen!

19. Oktober 2023, 15:00 Uhr

In einer neuen Untersuchung des BUND sind Pestizid-Belastungen auf Erdbeeren festgestellt worden. Ganz anders sehen die Untersuchungsergebnisse des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit aus. Wie riskant ist der Verzehr von Erdbeeren wirklich - und was sollten Verbraucher beachten?

BUND: Erdbeeren oft mit Pestiziden belastet

In einer Laboruntersuchung hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Anfang Mai herausgefunden, dass Erdbeeren häufig mit Pestiziden belastet sind. 19 Proben untersuchte das Labor, auf 15 von ihnen konnten Mittel gegen Fungizide (Pilze) nachgewiesen werden.

Insgesamt entdeckten die Wissenschaftler acht verschiedene Pflanzenschutzmittel auf den Früchten. Gut die Hälfte der Proben enthielt zwei oder mehr Wirkstoffe. In weiteren drei Proben konnten sogar vier Mittel gegen Pilze gefunden werden. Durch Wechselwirkungen der einzelnen Pestizide kann ihre giftige Wirkung verstärkt werden. Doch damit nicht genug:

Der zweite Punkt ist, dass wir Hormongifte gefunden haben. Das sind Pestizide, die das Potential haben, das menschliche Hormonsystem zu beeinflussen. Die wirken schon in ganz kleinen Mengen.

Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin BRISANT

Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gibt Entwarnung

Anders bewertet das Bayrische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Pestizid-Belastung von Erdbeeren. Das LGL untersuchte 145 Proben auf Rückstände von 500 Pflanzenschutzmitteln. Dabei wurden sowohl deutsche als auch importierte Erdbeeren getestet. Der Überprüfungszeitrum ersteckte sich auf insgesamt drei Jahre: von 2020 bis zum ersten Quartal 2023.

In nur einem Fall hätte es eine Grenzüberschreibung des erlaubten Pestizid-Höchstwerts gegeben, meldet das LGL. In einem weiteren Fall konnte ein in Deutschland nicht zugelassener Wirkstoff ermittelt werden. Eine gesundheitliche Gefahr würde aber in beiden Fällen nicht bestehen, resümiert das LGL.

Erdbeeren
Eine Untersuchung vom LGL sagt: Von Erdbeeren geht keine Gefahr aus. Bildrechte: IMAGO / USA TODAY Network

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keine Gefahr beim Verzehr von Erdbeeren. In einer Pressemitteilung vom 07. Juni 2023 heißt es:

In keiner Probe wurde der gesetzlich festgesetzte Rückstandshöchstgehalt (RHG) überschritten oder auch nur annähernd erreicht. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch den Verzehr dieser Erdbeeren ist nach dem derzeitigen Stand des Wissens somit nicht zu erwarten.

Weiter heißt es vom BfR: "Aus Sicht der Risikobewertung schließen die geltenden Zulassungskriterien gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher hinreichend sicher aus."

Wie sind die unterschiedlichen Ergebnisse zu bewerten?

Auf BRISANT-Nachfrage erklärte der Pressesprecher des LGL, dass die Erdbeeren lediglich "auf Überschreitung von rechtlich festgesetzten Höchstgehalten bei Pflanzenschutzmitteln" untersucht worden seien.

Sollten bestehende Höchstgehalte überschritten werden, prüft das LGL zusätzlich, ob daraus eine Gefährdung der Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern resultiert.

Aleksander Szumilas, Pressesprecher LGL BRISANT

Der BUND hingegen prüfte die Erdbeeren ganz unabhängig von rechtlich festgesetzten Höchstgehalten. Ob in der Untersuchung die Grenzwerte überschritten wurden, ist nicht bekannt. Dennoch sieht der BUND eine Gefahr für die Gesundheit.

Mit einer neuen Petition an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir fordert er nun eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis zum Jahr 2030. Ebenso ein Verbot von besonders gefährlichen Pestiziden.

Gründlich waschen oder Bio-Erdbeeren kaufen

Corinna Hölzel vom BUND empfiehlt den Kauf von Bio-Erdbeeren oder den eigenen Anbau der Früchte. Dann wisse man, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden.

Wer nicht zu Bio-Erdbeeren greifen kann, sollte die Früchte gründlich unter kaltem, stehenden Wasser säubern. Die Erdbeeren sollten dabei nicht beschädigt werden. Den grünen Blütenkelch entfernt man erst nach dem Waschen.

Zwei bis drei Tage sind Erdbeeren im Kühlschrank haltbar. Verschimmelte Früchte sollten nicht gegessen werden. Das Entfernen von betroffenen Stellen sei nicht ausreichend.

BRISANT/BUND/LGL/BfR

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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