ILLUSTRATION - Eine schwangere Frau sitzt in einer Wohnung und haelt ein Glas mit Rotwein (gestellte Szene).
Alkohol in der Schwangerschaft kann zu Schäden des Fötus und später der Babys führen. Mediziner raten deshalb zu 0 Promille. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Fetales Alkoholsyndrom FAS Diese Folgen hat Alkohol in der Schwangerschaft

19. Oktober 2023, 14:13 Uhr

In Deutschland leiden offenbar mehr Kinder unter dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) als bislang angenommen. Forscher haben errechnet, dass es bei 10.000 Geburten 177 Kinder sind, die an Entwicklungsschädigungen durch Alkohol in der Schwangerschaft leiden.

Wissenschaftler vom Münchner Institut für Therapieforschung (IFT) sind sich sicher, dass die Zahlen für Deutschland bisher unterschätzt wurden.

Anzeichen eines FAS

Das Problem: Viele Fälle bleiben unerkannt. Exakte Zahlen gibt es nicht, denn die Folgen von FAS, die Entwicklungsstörungen des Fötus' oder Embryos während der Schwangerschaft, werden oft erst spät festgestellt. Eine Meldepflicht gibt es nicht.

Stattdessen rätseln Eltern oder Angehörige oft: Was ist mit dem Kind? Es lernt nicht so schnell wie die anderen, es hat keine Geduld, macht die Hausaufgaben nicht fertig oder nur teilweise, es ist unruhig, stört den Unterricht, wird im Spiel von anderen Kindern als unsozial empfunden. Oder es kennt keine Angst, keine Schmerzgrenze, verhält sich distanzlos gegenüber Erwachsenen.

Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass Kinder mit FAS später häufiger kriminell werden. Allerdings gibt es bisher nur wenige Langzeitstudien, die die anhaltenden Folgen von FAS untersuchen. Eine Studie aus den USA, die das Ärzteblatt zusammengefasst hat, kommt zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Betroffenen mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.

Warum das so ist und welche anderen Krankheiten oder Folgeerkrankungen dahinter stecken könnten, wurde nicht untersucht. Möglicherweise könnten Versuche, sie in ein selbständiges Leben zu entlassen, zu Überforderung führen, die erhebliche Spannungszustände auslösen können. Seelische Störungen, Suchterkrankungen und kriminelles Verhalten können dann eine Folge dieser Überforderung sein.

FAS und FASD Das Fetale Alkoholsyndrom FAS ist das Vollbild, also die voll ausgebildete Störung der FASD, der Fetalen Alkoholspektrumstörung. Eine Spektrumstörung wird so genannt, weil sie viele Ausprägungen kennt und ein Oberbegriff ist. In diesem Fall für die Schädigungen eines Menschen, die pränatal durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft entstanden sind.

Das sind die Schäden durch FAS

Dabei gibt es etliche Anzeichen, die auf eine alkoholbedingte Schädigung hinweisen: So sind Säuglinge mit FAS im Vergleich mit gesunden Kindern bei der Geburt kleiner und leichter. Außerdem haben sie oft verschmälerte Oberlippen.

Bei 90 Prozent der Betroffenen liegen Augenveränderungen vor: Eine verkürzte Lidspalte vermittelt den Eindruck, der Abstand zwischen den Augen sei größer als gewöhnlich.

Therapie-Angebote

Eine speziell auf FAS zugeschnittene Therapie gibt es nicht. Allerdings lassen sich Begleiterscheinungen wie Sprachstörungen, gestörte Motorik oder Impulsivität mit entsprechenden Therapie-Angeboten lindern.

Allein die Diagnose des Syndroms kann Angehörige entlasten, weil sich das Verhalten des Kindes dadurch erklärt. Möglicherweise schützt es sogar davor, dass Geschwisterkindern dasselbe Schicksal droht.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. September 2023 | 17:15 Uhr

Weitere Themen