Gehaltserhöhung Stempel und Geldscheine
Will man vom Chef mehr Geld, ist Fingespitzengefühl gefragt. Bildrechte: IMAGO / Steinach

Mehr Geld Gehaltserhöhung - wie kann ich meinen Chef überzeugen?

19. Oktober 2023, 11:48 Uhr

Mehr Geld für die geleistete Arbeit bekommen - wer will das nicht? Bei den Gehaltsverhandlungen mit dem Chef oder der Chefin gilt es einiges zu beachten. Wie man mit Ruhe, Strategie und Fingerspitzengefühl erfolgreich zum Ziel kommt - BRISANT mit Tipps für das nächste Gehaltsgespräch.

Gibt es einen Anspruch auf Gehaltserhöhungen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Einen gesetzlichen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung gibt es nicht. Das Gehalt ist grundsätzlich Sache zwischen dem Angestellten oder der Angestellten und dem oder der Vorgesetzten.

Einschränkungen gibt es dennoch: Zum Beispiel, wenn das Arbeitsverhältnis durch einen Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung geregelt ist. Dann ist der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin an die darin festgelegten Regelungen gebunden.

Klaffen die Vergütungen von Mann und Frau (bei gleicher Tätigkeit) zu weit auseinander, kann das Diskriminierungsverbot greifen. Das besagt, dass eine systemische Ungleichbehandlung von Mitarbeitern verboten ist - auch in Sachen Gehalt. Auch das Alter oder die Hautfarbe dürfen kein Grund für Gehaltsunterschiede sein.

Der richtige Zeitpunkt, um das Gehalt neu zu verhandeln

Eine Gehaltserhöhung ist immer auch eine Bestätigung der bisherigen Arbeitsleistung. Dementsprechend gibt es besonders günstige Zeitpunkte, um das Gehalt neu zu verhandeln:

  • Zum Beispiel nach Ablauf der Probezeit,
  • wenn ein befristeter Arbeitsvertrag ausläuft und ein neuer geschlossen wird,
  • wenn ein befristeter Arbeitsvertrag in einen unbefristeten umgewandelt wird,
  • beim jährlichen Mitarbeitergespräch,
  • bei einer Beförderung,
  • wenn neue Aufgaben übernommen werden
  • oder kurz vor Abschluss eines erfolgreichen Projekts.

Wieviel Geld kann man mehr verlangen?

In der Regel liegen Gehaltserhöhungen bei drei bis zehn Prozent. Größere Gehaltssprünge von bis zu 20 Prozent sind nur bei einem Jobwechsel drin - oder, wenn man abgeworben wird.

Wichtig ist, dass man niemals ohne genaue Gehaltsvorstellung in ein Verhandlungsgespräch geht. Vergewissern Sie sich, wo ihr Marktwert liegt oder vergleichen Sie Ihr Gehalt mit dem Ihrer Kollegen.

Und: Man sollte sich vorab über geldwerte Alternativen informieren, falls der Chef die Gehaltserhöhung ablehnt. Das können Erfolgsprämien, Sonderurlaub, Personalrabatte oder auch Tankgutscheine sein. Diese Extras sind für Arbeitgeber oft steuer- und sozialabgabenfrei und damit attraktiver als eine Gehaltserhöhung. Außerdem signalisieren Sie damit Kompromissbereitschaft.

Gründe für eine Gehaltserhöhung: Tipps für die Argumentation

Das Gehalt Ihres Kollegen, persönliche Geldsorgen oder die Zeitspanne zur letzten Gehaltserhöhung sollten NICHT Ihre Argumente dafür sein, dass Sie jetzt mehr Geld möchten. Punkten können Sie nur mit Ihrem Wert fürs Unternehmen.

  • Inwiefern profitiert das Unternehmen von Ihrer Arbeit
  • Welche zusätzlichen Qualifikationen haben Sie seit der letzten Gehaltsverhandlung erworben?
  • Weshalb sind für das Unternehmen wertvoll?
  • Übernehmen Sie Aufgaben, die Ihr Arbeitsvertrag gar nicht vorsieht?
  • Haben Sie Ihre Leistungen seit der letzten Gehaltserhöhung verbessert?
  • Erreichen bzw. übertreffen Sie Ihre Ziele?
  • Haben Sie dazu beigetragen, Kosten des Unternehmens zu minimieren?

Diese Fehler sollten Sie vermeiden!

Bleiben Sie bei den Verhandlungen Ihres Gehalts sachlich. Die persönliche Ebene hat in einem solchen Gespräch nichts zu suchen. Ihr Chef interessiert sich in erster Linie für Ihren Wert für das Unternehmen.

Auch Vergleiche mit Arbeitskollegen oder unterschwellige Kündigungsdrohungen sollte man vermeiden. Kein Chef will erpressbar sein.

Verlangen Sie nicht zu viel Gehaltserhöhung, das kann schnell maßlos wirken. Zu mickrig sollten Ihre Vorstellungen aber auch nicht sein. Das könnte den Eindruck erwecken, dass Sie von Ihrer Leistung selbst nicht überzeugt sind. Finden Sie einen Mittelweg, der Luft nach unten lässt. Denn das letzte Wort will natürlich der Chef haben.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. März 2021 | 17:15 Uhr

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