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Betroffene sexueller Gewalt sind häufig Frauen - und häufig scheuen sie sich, sich Hilfe zu holen. Ein Zeichen soll jetzt helfen. Bildrechte: Colourbox.de

Handzeichen, Maske 19, LuisaDiese Codes machen auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam

12. Juni 2022, 19:19 Uhr

Einem polizeilichen Bericht nach wurden 106.656 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Jahr 2021 gemeldet. Auch die Gewalt unter Partnern wird stärker, ca. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Mit den folgenden Codes, kann man unauffällig auf seine Lage aufmerksam machen oder auch helfen, wenn Betroffene sie äußern.

Nicht nur auf Youtube und TikTok: Ein Handzeichen gegen die Gewalt

Es ist unauffällig, aber deutlich genug, um darauf zu reagieren: Wer sich unwohl und bedrängt fühlt, kann ein einfaches Zeichen zur Hilfe nehmen. Einfach die Hand heben und dann zu einer Faust formen. Dieses Symbol stammt von einem TikTok-Video der Kanadischen Stiftung für Frauen aus dem April 2020. In dem Video ist eine Frau zu sehen, die erst nach einem Kochrezept fragt - dann streicht sie sich unauffällig durch die Haare und formt im Anschluss das Zeichen. Die Aktion war eine Antwort auf die während Corona ansteigende Gewalt gegen Frauen, die vor allem über Video-Anrufe um Hilfe baten.

Dieses Zeichen kann für Betroffene sexueller Gewalt Leben retten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Doch das Zeichen verbreitete sich nicht nur in den Sozialen Medien: Im vergangenen Jahr machte ein entführtes Mädchen in South Carolina in den Vereinigten Staaten auf sich aufmerksam. Ein Autofahrer erkannte die Handsignale, die das Mädchen aus dem Auto heraus gab, und alarmierte die Polizei. Und erst kürzlich konnte einem Mädchen am Hauptbahnhof in Dortmund geholfen werden, weil ein 20-Jähriger den Hilferuf sah und deswegen die Polizei verständigte.

Unauffällig, aber deutlich: Schon ein einfaches Handzeichen hilft

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So können Sie helfen

Wer das Zeichen sieht, ist angehalten wie folgt zu reagieren: Die Stiftung empfiehlt, zu fragen, was die Betroffenen brauchen. Vielleicht wollen sie einfach nur jemanden haben, der ihnen zuhört. Vielleicht suchen sie einen Ansprechpartner für Hilfsstellen oder jemanden, der bei bestimmten Stellen anruft. Wichtig ist es, auf die Person einzugehen und sie erklären zu lassen, was sie zu dem Zeichen veranlasst hat.

Hat die Person keine Möglichkeit, ihren Hilferuf zu erklären, reicht schon das Zeichen an sich. In diesem Falle ist es durchaus angemessen, einfach 110 zu wählen.

In der Bar nach Hilfe fragen

Dieses Zeichen ist nicht das Einzige. Für verschiedene Alltagssituationen gibt es noch andere Tipps.

Wer in einer Kneipe bedrängt wird und sich nicht zu wehren weiß, für den ist beispielsweise "Luisa" da. Betroffene können einfach an die Bar gehen und die Frage stellen: "Ist Luisa da?". In diesem Falle weiß das Thekenpersonal, dass Hilfe benötigt wird, kann auf die Personen zugehen, das Sicherheitspersonal verständigen oder den Notruf wählen - all das diskret und unmittelbar. Denn häufig ist es belastend für die Personen, darüber zu berichten, was vorgefallen ist. Zusammen mit einer gleichnamigen Webseite entwickelte die Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster den Code im Jahr 2017. Mehr als 63 Städte nehmen an der Kampagne teil (Stand: 2019), die dafür sorgen soll, dass sich Frauen im Nachtleben sicherer fühlen.

Barkeeper sind diskret zur Stelle, sollte sich jemand belästigt fühlen. Dafür reicht die Frage nach "Luisa". Bildrechte: Colourbox.de

Codewort Maske19 in der Apotheke nennen

Bei "Maske 19" handelt es sich nicht etwa um einen ganz besonderen Maskentyp, sondern um ein Signal für Hilfe. Gerade Ärzte und Apothekerinnen sind hier gefragt: Wer von zum Beispiel häuslicher Gewalt betroffen ist, für den genügt es beim Betreten der Praxis oder der Apotheke einfach nur dieses Code-Wort zu nennen. Anschließend soll der Polizeinotruf verständigt werden. Das ist eine Idee der Union deutscher Zonta Clubs, die sich für eine Stärkung der Frauen einsetzt.

Leitfaden, Hilfstelefone und Awareness-Beauftragte

Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Frauen-Hilfsorganisationen, die zur Stelle sind für alle, die Hilfe brauchen. Auch hier gibt es neben Hotlines Webseiten, auf denen man sich informieren und Unterstützung suchen kann.

Die Seite "Frauen gegen Gewalt" zum Beispiel klärt darüber auf, was sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bedeutet und was man dagegen tun kann. Das "Männerhilfetelefon" beschäftigt sich mit Gewalt gegen Männer, wie sie auch beispielsweise in Partnerschaften auftritt. Auch das "Hilfeportal Sexueller Missbrauch" bietet eine Telefonhotline an.

Auch für Gewalt in Partnerschaften gibt es Hilfe. Bildrechte: Colourbox.de

Die Organisation "S.I.G.N.A.L." klärt Ärzte und Beschäftigte im Gesundheitsbereich darüber auf, wie sie auf Personen mit Merkmalen häuslicher Gewalt zugehen können. Zudem weist auch die Organisation Initiative Awareness darauf hin, dass gezielte Ansprechpartner:innen für sexuelle Belästigung auf Partys, sogenannte "Awareness-Beauftragte" immer mehr werden.

Die genannten Seiten sind nur eine Auswahl. Damit sie den Betroffenen helfen, gilt es, mehr darauf aufmerksam zu machen, dass es Unterstützung gibt und die Opfer sexueller Gewalt nicht allein sind.

(Brisant/Statista/Bundeskriminalamt/Aktion Canadian Women/Luisa ist hier/Zonta-Union)

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