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Weshalb fühlen sich manche Frauen von Schwerverbrechern besonders angezogen? Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

"Knacki"-LiebeVerliebt in einen Mörder - was ist Hybristophilie?

10. Mai 2022, 18:54 Uhr

Dass der Angebetete nicht unbedingt eine lupenreine Vergangenheit hat, das kann jedem passieren. Auch die Liebe am Arbeitsplatz zu finden, ist alles andere als ungewöhnlich. Befremdend wird es allerdings dann, wenn sich Gefängnis-Mitarbeiterinnen in einen Insassen ihrer Haftanstalt verlieben und verurteilte Massenmörder Wäschekörbe voller Liebesbriefe erhalten. Psychologen sprechen dann von Hybristophilie oder dem Bonnie-and-Clyde-Syndrom. Was steckt hinter diesem Krankheitsbild?

Der Fall des Österreichers Josef Fritzl hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Ein Mann, der seine eigene Tochter jahrelang als Sexsklavin im Keller hielt und dafür zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Umso erstaunlicher ist es, dass der verurteilte Sexualstraftäter an die 200 Liebesbriefe erhalten haben soll - und zwar direkt ins Gefängnis.

Auch der US-Massenmörder Charles Manson oder der norwegische Amokläufer Anders Breivik erhielten massenweise Post. Was bewegte die Absenderinnen dazu?

Was ist eine Hybristophilie?

Fühlen sich Betroffene von Schwerverbrechern ganz besonders angezogen, sprechen Psychologen von dem Krankheitsbild der Hybristophilie, auch Bonnie-and-Clyde-Syndrom genannt. Dabei entwickeln vor allem Frauen romantische Gefühle für Sexualstraftäter und Mörder.

Die damit verbundenen Risiken - auch für das eigene Leben - machen den besonderen Reiz aus. Eine große Rolle spielt dabei die sexuelle Komponente: Was andere als abstoßend empfinden, löst bei den Betroffenen Erregung aus.

Liebe zu einem Mörder: Was andere abstoßend finden, zieht von Hybristophilie Betroffene ganz besonders an. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Was sind die Auslöser für eine Hybristophilie?

Obgleich das Phänomen der Hybristophilie in Filmen und Medien immer wieder thematisiert wird, ist dazu bislang wenig geforscht worden.

Psychologen vermuten als Gründe für diese spezielle Neigung Einsamkeit, ein geringes Selbstwertgefühl, die Erfahrung von Missbrauch und Gewalt in der Kindheit sowie ein übermäßig ausgeprägtes Helfersyndrom.

Was macht den "Knacki" so anziehend?

Sitzt der Angebetete in Haft, entsteht ein Machtgefälle, bei dem die Frau die Kontrolle hat: Ihr "Mann" kann sie weder betrügen noch verletzen. Einen Alltag, der die Liebe täglich aufs Neue auf die Probe stellt, gibt es nicht. Ob Zweisamkeit - in Form von Besuchen - stattfindet, entscheidet allein die Frau. Damit einher geht der Glaube daran, dass der Partner sich ändert, seine Liebe aufrichtig ist - und er die Betroffene braucht.

Die Faszination des Bösen

Das Böse und das Verbrechen löst in vielen Menschen eine gewisse Faszination aus. Nicht ohne Grund sind Krimis der Dauerbrenner im deutschen Fernsehen. Leiden Frauen an Hybristophilie, schlägt die Faszination sogar in Bewunderung um.

Liebesbriefe in den Knast schreiben? Für manche Frauen hat das einen ganz besonderen Reiz. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Bonnie-and-Clyde-Syndrom - aus Liebe zum Mittäter werden

Neben der passiven Hybristophilie, die sich vor allem durch sexuelle Anziehung zu einem Straftäter zeigt, kann das Krankheitsbild auch aktive Formen annehmen.

Dann kann der Partner sogar zum Mittäter werden. Beispielsweise, wenn die Gefängniswärterin mit dem Häftling "durchbrennt" oder ihm zur Flucht verhilft. Das gemeinsam begangene Verbrechen sorgt bei der Betroffenen für eine ganz besondere Verbundenheit.

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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 10. Mai 2022 | 17:15 Uhr