Eine Schildkröte isst Seegras.
Seit mehr als 100 Millionen Jahren durchqueren Meeresschildkröten die Ozeane. Jetzt sind sie vom Aussterben bedroht. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Klimawandel Meeresschildkröten vom Aussterben bedroht - das sind die Gründe

19. Oktober 2023, 16:46 Uhr

Seit mehr als 100 Millionen Jahren durchqueren Meeresschildkröten die Weltmeere. Seit gut 200 Jahren sind ihre Populationen stark rückläufig. Mittlerweile gibt es weltweit nur noch sieben Arten - und auch die sind vom Aussterben bedroht. Der Grund dafür sind der Mensch und der durch ihn verursachte Klimawandel.

Tausende Kilometer legen Meeresschildkröten auf ihren Reisen durch die Ozeane zurück. Noch vor 200 Jahren waren es Millionen von Schildkröten, die in den Meeren lebten. Seitdem geht ihr Bestand drastisch zurück. Heute findet man sie noch in tropischen und subtropischen Gebieten.

Die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) führt sechs der sieben Arten von Meeresschildkröten auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Der Handel mit Meeresschildkröten ist durch die Convention on International Trade in Endangered Species (CITES) bereits seit 1979 verboten.

Schildkröte 4 min
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BRISANT Mi 29.06.2022 17:15Uhr 03:56 min

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Wodurch sind Meeresschildkröten vom Aussterben bedroht?

Der größte Feind der Meeresschildkröten ist der Mensch. Neben ihrer illegalen Bejagung gefährden die chemische Verschmutzung, der Lärm unter Wasser und der treibende Plastikmüll das Überleben der Tiere. Sie verhungern mit einem Magen voller Plastik.

Tödliche Fallen sind auch im Meer treibende Geisternetze. Das sind Netze, die den Fischern verlorengehen oder die sie im Meer "entsorgen". Von Quallen, Schwämmen und Krebsen angezogen, bleiben die Meeresschildkröten in den Netzen hängen. Die Nylonschnüre schneiden tief ins Fleisch der Tiere ein und verursachen tödliche Wunden. Allein in Europa landen pro Jahr rund 25.000 Geisternetze im Meer.

Eine Schildkröte schwimmt zwischen Plastikmüll.
Plastik im Magen oder in Fischereinetzen verendet - für die Bedrohung der Meeresschildkröten ist der Mensch verantwortlich. Bildrechte: IMAGO / Ardea

Auch der Tourismus macht den Meeresschildkröten zu schaffen. Ihre Niststrände werden durch den Bau von Straßen und großen Hotelkomplexen bedroht und zerstört. Künstliche Lichtquellen irritieren die Weibchen bei ihrem Weg zur Eiablage am Strand. Auch die frisch geschlüpften Schildkrötenbabys werden von den Laternen in die falsche Richtung geleitet.

Die Niststrände der Meeresschildkröten sind für die Tiere von großer Bedeutung: Denn zur Eiablage kehren die Weibchen an den Strand ihrer eigenen Geburt zurück.

Bedrohung von Meeresschildkröten durch Klimawandel - der Zusammenhang

Der Klimawandel stellt eine wachsende Bedrohung für die verbliebenen Populationen von Meeresschildkröten dar.

Durch häufigere Sturmfluten und steigende Meeresspiegel verschwinden Nistareale im Meereswasser und sind für die Tiere nicht mehr erreichbar. Zum Teil werden ihre Lebensräume für Jahre zerstört.

Steigende Sandtemperaturen werden für die Gelege der Schildkröten zum Problem: Viele Schildkröten verfügen nicht über Geschlechtschromosomen. Die Temperatur im Nest während der Brutzeit entscheidet, ob Männchen oder Weibchen schlüpfen. Wird es wärmer, schlüpfen mehr Weibchen - und es kommt zu einem Ungleichgewicht durch einen Mangel an Männchen.

Nahaufnahme einer Schildkröte die Eier in den Sand legt.
Steigende Sandtemperaturen sind für Meeresschildkröten-Gelege ein Problem. Bildrechte: IMAGO / Nature Picture Library

Meeresschildkröten passen den Zeitpunkt der Eiablage an die Außentemperatur an. Einige Arten sind deshalb bereits in kühlere Regionen "geflüchtet". Wird es noch heißer, haben sie keinen Ausweg mehr - und die Schildkröten-Babys verenden bereits in ihren Nestern.

BRISANT/aga-artenschutz.de/oceancare.org/tierschutzbund.de

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 29. Juni 2022 | 17:15 Uhr

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