Umwelt- und Meeresschutz Was ist Mikroplastik - und wie kann man es im Alltag reduzieren?

18. Oktober 2023, 16:10 Uhr

In den Meeren, Ozeanen - sogar in der Antarktis ist Mikroplastik zu finden. Für Mensch und Tier ein großes Problem. Was versteht man unter Mikroplastik und wie kann jeder Einzelne dazu beitragen, sein Aufkommen zu verringern?

Feste, wasserunlösliche Plastikstücke, die kleiner als fünf Millimeter sind, bezeichnet man als Mikroplastik. Wissenschaftler unterteilen die kleinen Kunststoffpartikel in zwei Gruppen: primäres und sekundäres Mikroplastik.

Mit primärem Mikroplastik ist gezielt industriell hergestelltes Mikroplastik gemeint, zum Beispiel kunststoffbasierte Granulate oder Pellets. Dazu gehören beispielsweise Partikel, die in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie eingesetzt werden.

Sekundäres Mikroplastik entsteht durch physikalische, biologische oder chemische Zersetzung von Makroplastikteilen, etwa beim Abrieb von Autoreifen oder wenn Plastikmüll verwittert.

Wann zersetzt sich Mikroplastik?

Einmal in der Umwelt, können die kleinen Partikel über große Distanzen transportiert werden: Ob an der Meeresoberfläche, in Tiefseesedimenten oder den entlegensten Regionen der Arktis - fast überall wurde mittlerweile Mikroplastik nachgewiesen. Auch in Lebensmitteln, in Tieren (vor allem Meerestieren) oder dem menschlichen Körper.

Das Problem: Kunststoffe sind nicht biologisch abbaubar und äußerst resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Bis zu 450 Jahre benötigt eine Kunststoffflasche, bis sie sich in Mikroplastik zersetzt hat. Ganz verschwinden kann Mikroplastik von alleine nicht, die Teile werden nur immer kleiner.

Mikroplastik-Partikel im Größenvergleich neben einer Ein-Cent-Münze
Mikroplastik ist zum Teil so klein, dass es mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist. Bildrechte: IMAGO / Christian Ohde

Wie kommt Mikroplastik in den menschlichen Körper?

In den menschlichen Körper kann Mikroplastik sowohl über die Nahrung (z.B. Meeresfrüchte und Fisch oder durch Abrieb von Plastikflaschen) als auch über die Atmung gelangen.

Der WWF vergleicht den unabsichtlichen Konsum von Plastik mit der Größe einer Kreditkarte: "Pro Woche isst jeder von uns eine Kreditkarte". Umgerechnet sind das etwa fünf Gramm Plastik.

Die Aufnahme von Kunststoffen kann im menschlichen (und tierischen) Körper zu Gewebeveränderungen oder Entzündungsreaktionen führen und toxikologische Auswirkungen haben. Denn an den Kunststoffoberflächen der Mikropartikel reichern sich Umweltgifte an, die bei der Aufnahme im Organismus wieder freigesetzt werden können.

Schwimmender Plastikmüll im Meer.
Plastik im Meer zersetzt sich nur langsam. Bildrechte: Shutterstock/NUI Galway

Was kann man gegen Mikroplastik tun?

Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach: Plastik vermeiden! Das wiederum ist leichter gesagt als getan. Doch wer beim Einkauf unverpackte Lebensmittel bevorzugt, auf Mehrweg statt Einweg setzt, überflüssige Einwegartikel vermeidet und seine eigenen Einkaufstaschen und Gemüsenetze mitbringt, hat schon einiges dafür getan, dass weniger schädliches Plastik in die Umwelt gelangt.

Kosmetikprodukte mit Mikroplastik vermeiden

Was viele Verbraucher nicht wissen: In zahlreichen Peelings, Zahncremes, Shampoos, Duschbädern und Lotionen steckt Mikroplastik. Die Kunststoffe dienen als Peelingpartikel, Bindemittel, Filmbildner und Füllmittel. Doch es gibt Alternativen.

Viele Hersteller von Naturkosmetik verwenden beispielsweise Zuckertenside, Kieselsäure, Leinsamen und Heilerde aus eiszeitlichen Lößablagerungen in ihren Peelings.

Kommt ein Produkt ohne Mikroplastik aus, wird in der Regel auf der Verpackung darauf hingewiesen. Wer bei sich zu Hause Kosmetik mit Mikroplastik entdeckt und diese nicht mehr verwenden möchte, sollte sie im Ganzen im Hausmüll entsorgen.

Der BUND hat mit der App "ToxFox" (= Giftfuchs) einen Einkaufsratgeber speziell für Kosmetikprodukte veröffentlicht, der dabei helfen kann, Mikroplastik zu vermeiden:

Duschcreme mit dem Hinweis "ohne Mikro-Plastik"
Kommt ein Produkt ohne Mikroplastik aus, wird in der Regel auf der Verpackung darauf hingewiesen. Bildrechte: IMAGO / Bernhard Classen

Vorsicht beim Waschen: Textilien aus Kunststofffasern

Synthetische Kleidung - beispielsweise aus Fleece, Velours oder Softshell - kann durch chemische und mechanische Einflüsse beim Waschen Mikroplastikfasern verlieren, die dann ins Abwasser gelangen. Ein Teil davon wird von Kläranlagen herausgefiltert.

Einen zusätzlichen Beitrag kann man leisten, indem man auf Kleidung aus Kunststofffasern verzichtet oder ein spezielles Wäschenetz gegen Mikroplastik nutzt.

Größte Quelle für Mikroplastik in Deutschland: Abrieb von Autoreifen

Der Abrieb von Autoreifen gilt in Deutschland als größte Quelle für Mikroplastik. Während die kleinsten Partikel als Teil des Fein- oder Mikrostaubs über die Luft transportiert werden, verbleiben die größeren Teilchen zunächst auf der Straßenoberfläche. Von dort können sie bei Regen entweder in Böden, direkt ins Oberflächenwasser oder in die Kanalisation gespült werden.

Autofahrer können ihren individuellen Reifenabrieb verringern, indem sie ihr Auto häufiger stehen lassen und möglichst vorausschauend fahren, also abriebintensives Bremsen und Beschleunigen vermeiden. Außerdem hilft es, den Reifendruck regelmäßig zu prüfen und die Winterreifen nicht zu lange zu nutzen.

Quellen: umweltbundesamt.de/bund.net/wwf.de/BRISANT

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 21. Oktober 2021 | 17:15 Uhr

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