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Der Kälte im Winter sind Obdachlose oft schutzlos ausgeliefert. Bildrechte: dpa

In der KälteWie kann man Obdachlosen helfen?

Stand: 09. Februar 2023, 17:02 Uhr

Für viele Menschen gehören Obdachlose zum Stadtbild, ihnen wird kaum Beachtung geschenkt. Doch gerade, wenn es wieder kälter wird, ist es wichtig, genau hinzusehen. Denn Menschen ohne festen Wohnsitz sind im Winter besonders gefährdet. So kann man ihnen helfen.

Die Debatte um Heizkosten ist gerade groß, von der Kälte besonders betroffen sind aber die Menschen, die gar keine Wohnung haben, die sie warm halten kann: Obdachlose. Vor allem in der kalten sind Menschen ohne Wohnung auf die Hilfe anderer angewiesen. Für sie kann das Leben auf der Straße dann nämlich besonders gefährlich sein.

Für Obdachlose ist die kalte Jahrezeit besonders herausfordernd. Bildrechte: dpa

Warum ist es wichtig, hinzusehen?

Der Winter kann für Obdachlose lebensgefährlich sein. Zum einen natürlich wegen der Temperaturen. Das Wetter ist nass, es wird kalt, friert oder schneit. Sich warm zu halten, wird dann immer schwerer. Im schlimmsten Fall können Obdachlose in der Kälte erfrieren. Hinzu kommt, dass weniger Menschen unterwegs sind, die ihnen Geld, Lebensmittel oder Hygieneartikel schenken könnten. Die, die eh schon nichts haben, bekommen dann noch weniger. Das macht das Leben umso härter. Und wenn weniger Menschen unterwegs sind, fällt die Notlage eines Obdachlosen auch nicht so schnell auf - vielleicht sogar gar nicht.

Gerade im Winter ist es wichtig, hinzusehen und Obdachlosen bei Bedarf zu helfen. Bildrechte: Colourbox.de

Wohnungslos oder obdachlos?Als wohnungslos werden alle Menschen bezeichnet, die keinen Mietvertrag über eine eigene Wohnung haben. Manche von ihnen kommen bei Freunden oder Verwandten unter oder leben dauerhaft in Einrichtungen für Menschen ohne Wohnung. Obdachlose sind Menschen, die im öffentlichen Raum, also in Parks, U-Bahnhöfen oder Hauseingängen, übernachten oder vorübergehend in Einrichtungen untergebracht sind.

Kältebusse, Notrufe und Co.: Hilfe anfordern

Wenn ein Obdachloser bei Minusgraden draußen schläft, ist es in Ordnung, ihn zu wecken und nachzufragen, ob derjenige etwas braucht. So können Sie bei Bedarf schnell Hilfe holen.
In vielen Städten sind Kältebusse unterwegs, die die Bedürftigen mit warmen Getränken und Mahlzeiten versorgen. Die Helfer haben auch Decken und Isomatten dabei und kennen weitere Angebote in der Umgebung. Damit die Kältebusse wissen, wo sie gebraucht werden, können die Helfer angerufen werden. Speichern Sie dafür die Nummer des Kältebusses Ihrer Stadt in Ihrem Handy.

Ein paar Nummern haben wir hier herausgesucht, sonst hilft auch eine kurze Suchanfrage im Netz:

  • Berlin: 0178 5235838
  • Hamburg: 040 40178215
  • München: 089 200045930
  • Köln: 0221 25974244
  • Frankfurt: 069 431414
  • Stuttgart: 0711 21954776

Die Kältebusse, wie hier in Berlin, versorgen Obdachlose mit warmen Getränken und Essen. Bildrechte: IMAGO / epd

Sollte eine Person aber nicht mehr ansprechbar sein oder ein medizinischer Notfall vorliegen, sind nicht mehr die Kältebusse oder gemeinnützige Vereine zuständig. Rufen Sie in diesem Fall immer den Notruf unter 112.

Wichtig zu wissen: Braucht jemand offensichtlich Hilfe, liegt reglos oder stark alkoholisiert am Boden, müssen Sie helfen. Sonst riskieren Sie eine Strafe wegen unterlassener Hilfeleistung.

Mit kleinen Mitteln helfen

In vielen Städten haben sich sogenannte "Gabenzäune" etabliert. Dort hängen in Plastiktüten vor Wind und Wetter geschützt Spenden, an denen sich Bedürftige bedienen können. Das wird häufig gebraucht:

  • warme Kleidung wie Jacken und Mäntel
  • Handschuhe
  • Socken
  • Unterwäsche
  • Schlafsäcke, Decken und Kissen

Eine Aufschrift auf der Tüte, etwa "Socken und Unterwäsche, Größe M", vereinfacht die Suche.

An sogenannten "Gabenzäunen" finden Bedürftige Spenden. Bildrechte: dpa

Auch Hilfsorganisationen wie Caritas, Diakonie oder das Deutsche Rote Kreuz freuen sich über Spenden und verteilen sie an die Bedürftigen. Fragen Sie vorher am besten nach, was gerade benötigt wird - besonders, wenn es um Kleidung geht. Viele Menschen haben die Coronapandemie genutzt, um ihre Kleiderschränke auszumisten. Die Kleiderkammern waren deshalb gut gefüllt. Fragen Sie daher zuerst bei der örtlichen Einrichtung nach, was benötigt wird, wenn Sie Kleidung spenden wollen. Und: Die Kleidung sollte in so gutem Zustand sein, dass auch Sie sie tragen würden.

Tickets für Bus und Bahn sind ebenfalls eine gute Idee. Obdachlose können sich bei einer Fahrt aufwärmen und sind im Trockenen. Außerdem sind die Bahnhöfe und Züge oft sicherer, weil sie überwacht werden. Mit einem gültigen Ticket machen sich die Bedürftigen nicht strafbar.

Mit Tickets für Bus und Bahn können sich Obdachlose bei einer Fahrt aufwärmen und müssen nicht im Freien oder in Foyers frieren. Bildrechte: dpa

Hygienebeutel packen

Die Heilsarmee empfiehlt außerdem sogenannte "Hygienebeutel". Darin befinden sich wichtige Dinge für den täglichen Bedarf. Sie helfen bei der Hygiene und sorgen damit auch für ein wenig mehr Menschenwürde. In diese Beutel gehört:

  • Zahnpasta
  • Zahnbürste
  • Deoroller
  • Duschgel
  • Shampoo/Trockenshampoo
  • Hygiene-Handgel/Desinfektionsmittel
  • Hautcreme
  • Lippenpflegestift
  • Pflaster/Verbandsrolle
  • Taschentücher
  • Rasierer/Rasierschaum
  • Tampons/Binden (für menstruierende Menschen)

Da Obdachlose oft keinen Platz für viel Gepäck haben, reichen kleine Reisegrößen aus. Die gibt es in fast jeder Drogerie.

Ein Hygienebeutel enthält unter anderem eine Zahnbürste, Zahnpasta und Duschgel. Bildrechte: Brisant/Raphaela Fietta

Mit Respekt begegnen

Manche Obdachlose möchten keine Hilfe annehmen und das ist auch in Ordnung. Das sollten Sie respektieren. Überhaupt ist Respekt wichtig. Sie können immer nachfragen, was jemand braucht, wenn Sie nicht einfach Geld geben wollen. Doch manchmal haben die Menschen bereits gegessen oder brauchen viel eher etwas für ihr Haustier, das mit ihnen auf der Straße lebt. Da sind ein paar Euro oder eine Dose Hundefutter die bessere Wahl. Und: Das Leben ohne festen Wohnsitz ist hart. Gibt derjenige das Geld doch für Alkohol aus, sollten Sie das nicht verurteilen.

Hinzu kommt die soziale Isolation. Viele Menschen, die auf der Straße leben, fühlen sich nicht als Teil der Gesellschaft und sind oft einsam. Das ist neben den harten Lebensumständen zusätzlich belastend. Ein freundliches "Hallo", oft auch nur ein Blick - wahrgenommen werden - freut viele. Und ein paar warme Worte tun ihnen sicher auch gut, nicht nur in der kalten Jahreszeit!


BRISANT/Heilsarmee/Malteser/ZDF/Diakonie

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