Transportbox für eine Niere bei einer Nierentransplantation
Tausende Patienten stehen auf den Wartelisten für eine Organtransplantation. Bildrechte: imago/epd

Ab 18. März online Organspende & Organspendeausweis: So funktioniert das neue Organspende-Register

18. März 2024, 19:05 Uhr

Organspenden retten jedes Jahr Tausende Menschenleben. Etwa 8.500 Patienten stehen auf den Wartelisten für ein Spenderorgan. In Deutschland wächst die Bereitschaft, Organe zu spenden: 2023 gab es bundesweit 965 Organspender, im Vorjahr waren es noch 869. Und es könnten noch mehr werden: Mit dem neuen Organspende-Register. Wie der funktioniert und was aus dem Organspendeausweis wird, haben wir hier zusammengefasst.

Wie funktioniert das neue digitale Organspende-Register?

Am 18. März 2024 ist das neue Organspende-Register an den Start gegangen. Dabei handelt es sich um ein zentrales elektronisches Verzeichnis, in dem jeder seine Erklärung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende online eintragen kann - freiwillig und kostenlos. Der Eintrag kann jederzeit geändert oder gelöscht werden.

Das Register geht schrittweise in Betrieb. In einer zweiten Stufe, ab Juli 2024, werden alle Entnahmekrankenhäuser an das Organspende-Register angeschlossen. Diese können dann die im Register hinterlegten Erklärungen abrufen. 

In einer dritten Stufe, bis spätestens September 2024, kann man auf das Register auch über die Krankenkassen-Apps zugreifen. In der vierten Stufe (1. Januar 2025) werden dann auch Gewebeeinrichtungen in das Register integriert.

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Brisant Mo 18.03.2024 17:15Uhr 03:04 min

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Wo bekommt man einen Organspendeausweis?

Wer sich nicht online registieren will, der kann es weiterhin auch über die klassische Variante machen: Organspendeausweise sind kostenlos bei Krankenkassen, in ausgewählten Arztpraxen und Apotheken erhältlich oder hier als Download und zum Bestellen bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

Organe, Knorpel, Gewebe - was eignet sich für eine Spende?

Zu den Organen, die sich für eine Spende eignen, zählen Herz, Leber, Lunge, Nieren, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Nach Angaben von Experten kann ein Spender damit theoretisch sieben Menschenleben retten.

Zusätzlich lassen sich noch weitere Bestandteile des menschlichen Körpers für eine Transplantation entnehmen: darunter Herzklappen, Augenhorn und -lederhaut, Teile der Haut, Teile der Blutgefäße, die Speiseröhre, Knochengewebe, Knorpelgewebe sowie Sehnen.

Zum Teil werden diese Gewebespenden in der plastischen Chirurgie verwendet, um beispielsweise Verbrennungsopfern zu helfen. Wer das für sich ausschließen möchte, kann dies auf dem Organspendeausweis vermerken.

Welche Informationen enthält der Organspendeausweis?

Auf dem Ausweis kann man sein Einverständnis zur Organ- und Gewebespende generell erteilen, auf bestimmte Organe oder Gewebe einschränken oder einer Spende ganz und gar widersprechen.

Organspendeausweis und Stethoskop.
Auf dem Organspendeausweis kann man einer Spende nicht nur zustimmen, sondern auch widersprechen. Bildrechte: imago/imagebroker

Ab welchem Alter darf man über eine Organspende entscheiden?

Bereits Minderjährige dürfen einen Organspendeausweis besitzen. Ab dem 14. Geburtstag kann man einer Organ- bzw. Gewebespende widersprechen, ab dem 16. Geburtstag darf man sich dazu bereit erklären. Für Kinder unter vierzehn Jahren entscheiden in jedem Fall die Eltern.

Muss man den Organspendeausweis immer dabei haben?

Sie können den Ausweis online ausfüllen, dann als PDF herunterladen, speichern oder gleich ausdrucken. Bitte beachten Sie, dass Ihr Ausweis an keiner offiziellen Stelle registriert oder hinterlegt wird. Aus diesem Grund sollten Sie ihn immer bei sich tragen und Familienangehörige oder Vertrauenspersonen über Ihre Entscheidung informieren.

Kann man die Einwilligung zur Organspende zurückziehen?

Wichtig: Wer seine Einstellung zwischenzeitlich ändert, muss die alte Erklärung vernichten und ein neues Dokument ausfüllen.

Fehlt der Ausweis oder hat der Patient in seiner Patientenverfügung nichts festgelegt, muss zunächst überprüft werden, ob eine schriftliche oder auch mündliche Willenserklärung vorliegt. Ebenso wird wird in Betracht gezogen, wie die Haltung des Hirntoten aussehen dürfte. Ergibt sich daraus keins eindeutiges Bild, müssen die Angehörigen im Sinne des Betroffenen für oder gegen eine Organspende entscheiden.

Voraussetzung für die Organentnahme: Hirntod

Neben der vorliegenden Zustimmung des Patienten bzw. seiner Angehörigen zu einer Organ- bzw. Gewebeentnahme muss laut Transplantationsgesetz eine zweite Voraussetzung erfüllt sein: der Hirntod des Patienten.

Die Diagnose bedeutet den unumkehrbaren Ausfall aller Funktionen von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Herz- und Kreislauffunktionen des Patienten werden dann künstlich aufrechterhalten. Die meisten Fälle von Hirntod treten durch Hirnblutungen auf. Weitere Ursachen können beispielsweise ein Herzstillstand, Unfälle oder ein Hirninfarkt sein.

Die Feststellung des Hirntods erfolgt nach den Richtlinien der Bundesärztekammer. Dabei muss der Patient unabhängig voneinander durch zwei erfahrene Ärzte untersucht werden. Beide dürfen weder an der Entnahme noch an der Weitergabe der Organe beteiligt sein. Niemand muss befürchten, dass die intensivmedizinische Behandlung vorzeitig beendet wird. Das Leben des Patienten hat immer Vorrang vor einer Organspende.

Organspende-Operation
Der Hirntod des Patienten ist Voraussetzung für eine Organentnahme. Bildrechte: colourbox

Stichwort: Organspende Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) warten in Deutschland derzeit rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan.
Nur rund ein Prozent aller gestorbenen Patienten in Deutschland erlag dem Hirntod und erfüllt somit die Grundvoraussetzung für eine Organspende.

Eurotransplant vermittelt die Organe international

Ist der Hirntod bei einem Patienten eingetreten und entsprechend bestätigt und liegt zudem eine Einwilligung zur Organspende vor, werden zuallererst Blutgruppe und Gewebemerkmale des Spenders untersucht. Sie sind Grundlage für eine erfolgreiche Weitervermittlung der entnommenen Organe. Es muss ausgeschlossen werden, dass eine Erkrankung vorlag, die den potentiellen Organempfänger gefährden könnte.

Ein Koordinator des Krankenhauses übermittelt die Daten des Spenders an die Vermittlungsstelle Eurotransplant, eine gemeinnützige Organisation, die den internationalen Austausch von Organen durchführt. Hier werden die Daten und Werte des Spenders mit denen potenzieller Empfänger auf einer Warteliste abgeglichen.

Während der Entnahme - die genauso sorgfältig stattfindet wie eine Operation am lebenden Menschen - entscheiden die Ärzte, ob Lunge, Herz oder Leber tatsächlich zur Transplantation geeignet sind. Anschließend werden die Organe gekühlt verpackt und zu den entsprechenden Transplantationszentren gebracht. Nach der Spende wird der Verstorbene für eine Aufbahrung vorbereitet und kann anschließend bestattet werden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 18. März 2024 | 17:15 Uhr

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