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In der Sonne kann sich ein Auto binnen Minuten extrem aufheizen. Bildrechte: Colourbox.de

LebensgefahrKind oder Hund bei Hitze im Auto - Ist Scheibe einschlagen erlaubt?

19. Oktober 2023, 10:46 Uhr

Schnell in den Supermarkt flitzen und das schlafende Kind im Auto lassen? Ist es draußen warm, kann das für die Kleinen lebensgefährlich werden. Denn in einem parkenden Auto entwickelt sich schnell eine extreme Hitze, die für Mensch und Tier kaum auszuhalten ist - selbst bei geöffnetem Fenster.

Kaum wird es draußen warm, häufen sich die traurigen Schlagzeilen: "Kind in Auto an Überhitzung gestorben" oder "Hund von Feuerwehr aus Auto befreit". Denn was viele nicht ahnen: Selbst wenn ein Fenster leicht geöffnet ist, können sich die Temperaturen im parkenden Auto auf bis zu 70 Grad aufheizen. Bereits ab einer Temperatur von 41 Grad besteht für Kinder Lebensgefahr.

AußentemperaturTemperatur im Auto nach 10 MinutenTemperatur im Auto nach 20 Minuten
24° C31° C40° C
26° C33° C42° C
28° C35° C44° C
30° C37° C46° C
32° C41° C48° C

Kind oder Hund im Auto lassen: Keine gute Idee

Deshalb: Selbst wenn der Zeitraum noch so kurz ist, sollte man sein Kind nie alleine im Auto zurück lassen. Das gilt übrigens auch für den Hund, den man nicht mit in den Supermarkt nehmen darf. Auch er kann im Auto überhitzen und daran sterben.

Weshalb ist Hitze für Kinder so gefährlich?

Kinder können Temperaturen weniger gut ausgleichen als Erwachsene. Vor Eintritt der Pubertät schwitzen Kinder deutlich weniger als die Großen. Der Kindersitz und der fehlende Luftzug im Auto verhindern zusätzlich, dass der Kinderkörper die Hitze durch Schwitzen ausgleichen kann.

Bei Hitze erweitern sich die Blutgefäße in der Haut, im Körper zirkuliert mehr Blut und das Herz muss stärker pumpen. Durch den zusätzlichen Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen wird das Blut zähflüssiger. Das kann bei ansteigenden Temperaturen lebensgefährlich werden.

Zehn Minuten reichen aus, um das Innere eines Autos in einen Hitze-Ort zu verwandeln. (Archiv) Bildrechte: imago/Petra Schneider

Auch Hunde bei Hitze in Gefahr

Auch Hunde reagieren auf Hitze sehr empfindlich. Denn im Gegensatz zu Menschen können sie nicht schwitzen. Ihre Körpertemperatur regulieren sie über Hecheln - und das ist bei großer Hitze nicht ausreichend.

Der Deutsche Tierschutzbund rät Passanten, die ein Tier in Not bemerken, umgehend die Polizei oder auch die Feuerwehr zu informieren, wenn der Fahrzeughalter nicht schnell ausfindig gemacht werden kann.

Für Hunde ist es eine Qual, bei Hitze im Auto ausharren zu müssen. (Archiv) Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Robert Guenther

Notsituation - Scheibe einschlagen?!

Entdeckt man bei Sommerhitze ein unbeaufsichtigtes Kind allein in einem Auto, sollte man schnell handeln. Zunächst gilt es herauszufinden, ob das Kind noch reagiert. Ist das nicht der Fall und keine Aufsichtsperson in Sicht, sollte man den Notruf wählen und gegebenenfalls selbst die Scheibe einwerfen und das Kind befreien. Anschließend unbedingt die Polizei informieren.

Generell gilt das Einschlagen einer Fensterscheibe eines fremden Autos als Sachbeschädigung und könnte geahndet werden. Wenn jedoch ein Mensch durch das Einschlagen der Fensterscheibe aus einer Notsituation gerettet werden kann, ist man sogar verpflichtet zu helfen.

Bei Hunden gilt diese Regelung nicht, dennoch darf eine nicht abwendbare Gefahr für "Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum (...)", wobei auch Tiere eingeschlossen sind, mit angemessenen Mitteln abgewendet werden. Sollte es zum Rechtsstreit kommen, muss nachgewiesen werden, dass es sich um eine Notsituation gehandelt hat. In jedem Fall ist es ratsam, vor der Rettungsaktion die Polizei zu informieren und ggf. nach dem Hundehalter zu suchen.

Generell gilt: Nicht jeder Hund ist im Sommer im Auto akut in Gefahr. Einige Autos verfügen über Stand-Klimaanlagen und der Halter ist nur wenige Minuten weg.

Nicht jeder Hund im Auto ist automatisch in Gefahr - Stand-Klimaanlage sei dank. (Archiv) Bildrechte: imago/Rene Traut

Kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat

Kind oder Hund bei Hitze im Auto zu lassen ist kein Kavaliersdelikt. Eltern müssen mit einer Anzeige wegen Körperverletzung und Kindesmisshandlung rechnen. Beides ist eine Straftat.

Ähnliches gilt für Hundebesitzer. Tierhalter, die ihren Hund bei Hitze oder Minusgraden im Auto lassen, können wegen Tierquälerei angezeigt werden. Der Gesetzgeber sieht dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor.


(BRISANT)

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