ADAC testet Schlittenunfälle gefährlicher als Unfälle mit Ski und Snowboard
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Ob im Skigebiet oder auf der heimischen Rodelbahn: Schlittenfahren ist im Winter bei Groß und Klein beliebt. Der ADAC empfiehlt, dabei unbedingt einen Helm zu tragen. Denn Crashtests zeigen, wie gefährlich ein Unfall mit dem Schlitten sein kann.

"Ski und Rodel gut" heißt es im Winter auf Bergen und in Skigebieten, aber auch den heimischen Hügeln. Kinder wie Erwachsene haben oft große Freude daran, mit dem Schlitten durch den Schnee zu fahren. Das Risiko beim Skifahren ist bekannt. Die Stiftung "Sicherheit im Skisport“ kam in der Saison 2019/2020 etwa auf 36.000 bis 38.000 deutsche Skifahrer und Snowboarder, die ärztlich behandelt werden mussten. Dass auch Schlittenunfälle mitunter schwere Verletzungen nach sich ziehen können, unterschätzen viele.
Wie häufig verunglücken Schlittenfahrer?
Der ADAC hat die Unfalldaten seiner Luftrettung ausgewertet und festgestellt, dass zwischen 2018 und 2021 etwa die Hälfte, nämlich 47 Prozent, der verunglückten Wintersportler mit dem Schlitten unterwegs waren - und deren Verletzungen waren schwerer als die der Ski- und Snowboardfahrer. Letztere mussten meist nach Stürzen behandelt werden, Schlittenfahrer hingegen waren häufig mit einem Baum oder anderen Hindernissen zusammengestoßen. Das führt auch zu unterschiedlich schweren Verletzungen: Schlittenfahrer hatten meist Schädel-Hirn-Traumata, Ski- und Snowboardfahrer eher Verletzungen an Becken und Beinen.
Allerdings hat die ADAC Luftrettung in diesem Zeitraum insgesamt nur 93 Personen behandelt. Die Zahl der behandelten Skifahrer und Snowboarder ist bei der Stiftung "Sicherheit im Skisport" deutlich höher. Sie hatte keine Daten zu Schlittenunfällen erhoben.
Schwerste Verletzungen möglich
Schlittenfahren ist also mitnichten ungefährlich. Deshalb hat der ADAC auch in einem Crashtest Unfälle mit dem Schlitten nachgestellt. Dabei wurde ein sogenannter Biofidel-Dummy eingesetzt, der auch in der Körperstruktur einem Menschen nachempfunden ist. Er hat also zum Beispiel Knochen, die brechen können oder Sehnen, die reißen können.
Der Test-Dummy hatte ein Gewicht von 78 Kilogramm und war 1,75 Meter groß. Er fuhr auf einem klassischen Holzschlitten mit etwa 25 Kilometern pro Stunde gegen eine Holzbarriere.
So hilft der Helm
Im Test ist der Dummy zunächst mit den Füßen voran und dann mit dem Kopf voran gegen das Hindernis gefahren - mit und ohne Helm. Das Ergebnis: Mit Helm sinkt die Belastung auf den Kopf um mehr als 70 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei so einem Aufprall eine schwere Kopfverletzung zuzuziehen, sinkt mit Helm auf 10 Prozent. Ohne liegt sie bei 91 Prozent. Und: Ohne Helm sind auch tödliche Kopfverletzungen möglich, wenn auch nur mit einer Wahrscheinlichkeit von drei Prozent.
Die Untersuchung des Crashtest-Dummies zeigt außerdem, dass nicht nur der Kopf, sondern auch die Halswirbelsäule sowie Arme und Beine bei einem Schlittenunfall teils schwer verletzt werden können.
Aufprall mit Frontal-Crash vergleichbar
Egal, ob mit oder ohne Helm: Ein solcher Aufprall wie im Test ist laut ADAC mit einem Frontal-Crash bei 50 Kilometern pro Stunde vergleichbar, bei dem der Kopf auf einen Airbag oder ungeschützt auf dem Lenkrad aufschlägt. Deshalb empfiehlt der Verkehrsclub neben dem Tragen eines Helms, Rodelstrecken mit Fangzäunen oder Schutzmatten zu sichern, die einen Aufprall verhindern oder abmildern können.
Quellen: Brisant, ADAC, Stiftung "Sicherheit im Skisport"
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Dezember 2022 | 17:15 Uhr