Elektromobilität Sonne tanken: Solarautos - die E-Autos der Zukunft?

19. Oktober 2023, 18:54 Uhr

Nie mehr tanken, nie mehr an die Steckdose: Ein Solarauto benötigt weder Flüssigkraftstoff noch Netzstrom. Auf deutschen Straßen sieht man sie dennoch bislang kaum. Doch das könnte sich bald ändern. Denn die kleinen Photovoltaik-Kraftwerke könnten Reichweiten-Angst und Infrastruktur-Defizite bei Elektro-Autos vergessen machen. Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung?

Abgasfrei und emissionsarm durch die Stadt fahren - sogenannte Solarautos können es möglich machen. Solarzellen auf dem Dach der Autos wandeln die Energie der Sonne in elektrischen Strom um. Der wird genutzt, um den Elektromotor des Autos zu betreiben oder in Batterien zu speichern. Dadurch kann das Auto auch fahren, wenn die Sonne mal nicht scheint - und zwar bis zu 200 Kilometer.

Mit Sonnenenergie gegen Reichweiten-Angst

Ein Antrieb, der ganz allein auf der gewonnenen Sonnenenergie basiert, ist nach wie vor Zukunftsmusik. Reine Solarautos kommen bislang vor allem als Konzeptfahrzeuge und Prototypen auf die Straße.

Doch der Antrieb durch Sonnenenergie ist eine mögliche Lösung für das Problem, dass Elektroautos nur dann keine CO2-Emissionen verursachen, wenn ihr Motor mit Ökostrom angetrieben wird. Und: Wer autark mit eigener Photovoltaik-Anlage unterwegs ist, für den sind Elektro-Tankstellen und Reichweiten-Angst Geschichte.

Solarzellen noch wenig effizient

Woran es bei der Entwicklung der Solarautos noch krankt, ist ein zu geringer Wirkungsgrad der Solarzellen. Bei den gängigsten Varianten liegt er bei rund 20 Prozent. Das heißt: Die Zellen wandeln nur ein Fünftel der Sonnenenergie in elektrische Energie um.

Da die Solarmodule jedoch langlebig sind und die Sonnenstrahlung kein Geld kostet, ist das kein grundsätzliches Problem, führt allerdings zu Platznot. Wären die Zellen effizienter, bräuchte man weniger von ihnen. Dann würden etwa zwei Quadratmeter Fläche ausreichen, um zumindest für Kurzstrecken ausreichend Fahrstrom zu erzeugen.

Luxus-Liner für Langstrecken: Lightyear One

Mittlerweile sind zwei E-Autos mit in die Außenhaut integrierten Solarzellen entwickelt worden, die in naher Zukunft in Serienproduktion gehen sollen: der Lightyear One und der Sion.

Lightyear One - Solarauto
Emmissionsfreier Luxus-Liner: Lightyear One aus den Niederlanden. Bildrechte: IMAGO / ANP

Mit dem Lightyear One haben Studenten und Mitarbeiter der Technischen Universität Eindhoven eine solarbetriebene Limousine der Luxusklasse entwickelt. Federleichte Materialien und ein windschnittiges Design machen den Lightyear One sparsam. Der Wagen soll eine Reichweite von bis zu 725 Kilometer haben - ohne Zusatzenergie durch die Solarzellen.

Der Wagen kann mit Strom aus herkömmlichen Steckdosen und Solarenegie betankt werden. Zukünftig soll der Energiespeicher des Lightyear One auch als Stromquelle für externe Verbraucher oder das eigene Haus dienen. Der Haken: Voraussichtlich wird der Wagen um die 150.000 Euro kosten.

Familientauglicher Mini-Van: Der Sion von Sono Motors

Das Münchner Unternehmen Sono Motors will mit seinem Sion nicht nur ein solarbetriebenes E-Auto auf den Markt bringen, sondern die gesamte Mobilität revolutionieren.

Sono Motors entwickelt ein Kompaktauto namens Sion, dessen Kunststoffkarosserie mit etwa 250 Solarzellen bestückt ist. Es soll in Schweden gebaut werden und 2023 auf den Markt kommen. Dem Unternehmen zufolge gibt es bereits 16.000 angezahlte Reservierungen.

Im Gegensatz zum Lightyear One setzt der Sion nicht auf Luxus. Seine Solarzellen sollen Unabhängigkeit auf kurzen Strecken garantieren - mit komplett emissionsfrei erzeugter Solarenergie. Der Rest des Autos ist auf das Notwendigste reduziert: ein schnörkelloser Innenraum, nur eine Farbe zur Wahl und keine Sonderausstattung. Zudem ist seine Batterie mit einer Reichweite von 255 Kilometern nur so groß, wie sie laut Hersteller für den durchschnittlichen Alltagsgebrauch sein muss.

Dafür setzt der Sion in jeder Hinsicht auf Sharing: Über eine App kann nicht benötigter Strom aus dem eigenen Wagen anderen angeboten werden, auch die Suche von Mitfahrern soll via App komfortabel möglich sein. Und: Die Produktion des Solarautos erfolgt vollständig mit erneuerbaren Energien.

Geplant ist, dass der Wagen zum Marktstart 28.500 Euro kostet.

(Dieser Artikel wurde erstmals am 24.11.2021 veröffentlicht.)

Quellen: adac, enbw.com

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 24. November 2021 | 17:15 Uhr

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