AbhängigkeitSpielsucht: Das sind Symptome und so können Sie helfen
Die Glücksspielsucht ist eine oft noch unterschätzte Gefahr, die Folgen für Betroffene meistens verheerend. Oft endet diese Erkrankung im finanziellen Ruin und totaler Isolation. Was bedeutet Spielsucht für den Betroffenen und die Angehörigen? Wie erkennt man die Sucht und welche Hilfen gibt es?
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Immer mehr Menschen sind spielsüchtig, denn der Glücksspiel-Markt drängt ins Internet und ist jederzeit verfügbar. Keine düsteren, verrauchten Spielhallen mehr. Zocken geht auch vom heimischen PC aus.
Laut einer Umfrage der BZgA galten im Jahr 2019 rund 200.000 Menschen in Deutschland als pathologisch Spielende, weitere 230.000 gelten als "problematischer Spieler". 2017 waren es noch 180.000 pathologisch Spielsüchtige.
Übrigens sind siebenmal mehr Männer als Frauen glücksspielsüchtig. Wer regelmäßig spielt und mehr als 100 Euro pro Monat einsetzt, gilt als mindestens "problematisch".
Was ist Spielsucht?
Spielsucht ist eine Verhaltenssucht, ähnlich wie Kaufsucht oder Magersucht. Ziel des Süchtigen sind bestimmte Emotionen nach Ausführung einer bestimmten Handlung. In diesem Fall möglicherweise das Ausblenden von Alltagssorgen beim Spielen oder der Glücksrausch beim Gewinn.
Der Süchtige muss solange zwanghaft weiterspielen, bis er gewonnen hat. Aber auch danach lässt er nicht ab, denn nun hat sich der Erfolg eingestellt - und er muss weiterspielen, der "Kick" soll sich erneut einstellen. Die Folge: Das Konto ist leer, der Schuldenberg gigantisch. Häufig geht die Ehe darüber in die Brüche, der Job ist manchmal auch weg. Am Ende müssen immer höhere Beträge eingesetzt werden, um den Nervenkitzel zu spüren. Gewinne werden sofort wieder verspielt - ein Teufelskreis.
Die Bank gewinnt immer
Machen Sie sich keine Illusionen: Der Automat gewinnt. Immer. Nur ein Bruchteil des eingesetzten Geldes wird wieder ausgeschüttet. Genauso ist es im Casino. Bei Sportwetten ist die Gewinnchance noch geringer. Wer nur noch daran denkt, wie er den Automaten, das Roulette oder das Würfelspiel überlisten kann, hat schon verloren. Und wer dann noch seine Arbeit schleifen lässt, riskiert den Job - und damit das Einkommen für die Familie.
Welche Anzeichen gibt es für Spielsucht?
Glücksspiel verändert die gesamte Persönlichkeit, denn das Selbstbewusstsein steht und fällt mit Gewinn oder Verlust beim Spiel.
- Der Betroffene lügt (Ich muss zu einem Termin, einem Geschäftsessen, Ich treffe mich mit Freunden etc.)
- Der Betroffene bekommt Entzugserscheinungen, wenn er längere Zeit nicht spielt (nervöse Unruhe, Schwitzen, Schlafstörungen)
- Der Betroffene leidet unter Angstzuständen oder Depression
- Der Betroffene vernachlässigt alte Hobbys, Freunde oder Familie
- Finanzielle Probleme können nicht erklärt werden
- Wertgegenstände verschwinden plötzlich
- Fällt die Sucht auf, wird sie verharmlost
Die Suizidrate bei Glücksspielern ist extrem hoch.
So helfen Sie einem Spielsüchtigen
- Sprechen Sie den Süchtigen direkt auf seine Sucht an. Vertuschen hilft niemandem! Aber verurteilen Sie ihn nicht, denn der Mensch ist krank und leidet darunter.
- Begleiten Sie ihn oder sie zu einer Beratungsstelle. Der Spielende muss einsehen, dass er krank ist.
- Erwarten Sie keinen Dank. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe für Angehörige.
Wenn Sie Angehöriger sind
Häufig gehen Süchtige und Angehörige eine Co-Abhängigkeit ein. So wie die Schnapsflaschen des alkoholkranken Partners häufig im Container verschwinden, so wird unter Umständen auch ein Spielsüchtiger gedeckt. Damit die Nachbarn nichts merken. Aber das ist falsche Scham und unterstützt die Sucht.
- Leihen Sie dem Süchtigen kein Geld, zahlen Sie auch keine Schulden zurück.
- Bringen Sie Sparbücher der Kinder zu Vertrauenspersonen
- Legen Sie ein eigenes Konto für Haushalt/Gehalt/Rente an, auf das der Spieler keinen Zugriff hat.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich. Es liegt nicht in Ihrer Verantwortung, ob der Partner abhängig ist.
- Gehen Sie ggf. zur Familienberatung oder in eine Selbsthilfegruppe
Wenn Sie selber das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren: Machen Sie einen Selbsttest:
Ist Spielsucht heilbar?
Spielsucht ist wie Alkoholsucht nicht heilbar. Aber man kann sie stillstellen. So wie ein trockener Alkoholiker darauf achten muss, was er zu sich nimmt, muss ein abstinenter Spielsüchtiger darauf achten, nicht in Spielbanken oder Casinos zu gehen oder am heimischen PC zu daddeln.
Krankenkassen und Rentenversicherungsträger haben Spielsucht schon vor 20 Jahren als Krankheit anerkannt und übernehmen die Kosten für die Behandlung. Ohne professionelle Hilfe kann Spielsucht in der Regel nicht bewältigt werden.
Die Rückfallquote liegt bei 60 Prozent. Eine Therapie dauert oft mindestens 1 Jahr und fordert harte Arbeit - auch an sich selbst. Es gibt Fachkliniken, die pathologische Spielsüchtige für mehrere Wochen aufnehmen.
Selbsthilfegruppen können für Spielsüchtige eine große Hilfe ein.
Hier finden Sie weitere Hilfe und Beratung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - BZgA Telefon 0800 1 37 27 00 (kostenfrei und anonym) www.bzga.de
Anonyme Beratung rund um das Thema Glücksspiel und Spielsucht Tel: 040 - 23 93 44 44
Quelle: BZgA/spielsucht-therapie.de/automatisch-verloren.de
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 21. August 2021 | 17:10 Uhr