Ein Ohr, aus dem eine Tonfrequenz erscheint, ist von bunten Lichteffekten umgeben.
Ständiges Pfeifen im Ohr - Tinnitus kann für Betroffene eine Qual sein. Bildrechte: imago/Science Photo Library

Lästige Geräusche im Ohr Symptome, Ursachen, Behandlung: Was hilft gegen Tinnitus?

19. Oktober 2023, 19:49 Uhr

Ein Pfeifen oder Rauschen im Ohr und es lässt sich einfach nicht abstellen. Ohrgeräusche oder Ohrensausen sind für Betroffene häufig eine Tortur. Woher kommt das lästige Fiepen, und was kann man degegen tun?

Die Krankheit selbst ist harmlos, ihre Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen gravierend: Wer einen Tinnitus (lateinisch für "Klingeln der Ohren") hat, ist im Alltag stark eingeschränkt und leidet nicht selten unter Depressionen.

Seit einiger Zeit weiß man, dass Stress bei der Entstehung des Problems eine Rolle spielen und einen bestehenden Tinnitus verstärken kann. Auch der Gemütszustand kann Einfluss auf den Grad der empfundenen Belastung haben.

Eine Frau mit braunen Haaren fasst an ihr Ohr und verzerrt dabei das Gesicht.
Ein Tinnitus hat oft gravierende Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen. (Archiv) Bildrechte: imago/Panthermedia

Was sind die Ursachen für Tinnitus?

Tinnitus ist meist ein Warnsignal für körperliche oder seelische Überbelastung. Um ihn behandeln zu können, ist es daher wichtig, herauszufinden, was uns der Körper mit dem Geräusch im Ohr sagen will. Die häufigste Ursache ist eine Hörschädigung durch Lärm.

"Lärm zerstört feine Haarzellen im Innenohr, die für das Hören notwendig sind. Sind diese Haarzellen einmal zerstört, können sie sich nicht mehr erholen", sagt Tinnitus-Forscher Professor Berthold Langguth von der Universität Regensburg gegenüber dem MDR.

Ein Mann liegt mit geschlossenen Augen im Bett und hält sich mit einem Kissen die Ohren zu.
Die Ursachen für einen Tinnitus können sehr vielfältig sein. (Archiv) Bildrechte: imago/Panthermedia

Die Haarzellen im Innenohr sind dafür verantwortlich, Schallwellen von Geräuschen an das Gehirn weiterzuleiten, um sie hörbar zu machen. Jede Haarzelle funktioniert dabei bei einer bestimmten Frequenz. Altersbedingt oder durch Lärm funktionieren die Haarzellen nicht mehr richtig. Im Gehirn kommt zu wenig akustischer Input an. Es versucht deshalb, die fehlenden Frequenzen zu verstärken und kann so den Tinnitus erzeugen.

Weitere Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus können Infektionen wie Mittelohrentzündungen oder Knalltraumata sein. Aber auch Stoffwechselerkrankungen und Durchblutungsstörungen können so auf sich aufmerksam machen.

Wie geht ein Tinnitus wieder weg?

Hält der Tinnitus länger als einen ganzen Tag an und geht sogar mit einem plötzlichen Hörverlust oder Schwindel einher, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Je länger der Tinnitus besteht und nicht behandelt wird, umso wahrscheinlicher bleibt ein dauerhafter Schaden zurück. In den ersten drei Monaten ist die Heilungschance am größten. Dauert er länger als drei Monate an, sprechen die Mediziner von einem chronischen Tinnitus.

Eine Frau reiferen Alters sitzt in enspannter Position mit Koüfhörern auf einem Sofa und hört konzentriert Musik.
Ein Tinnitus sollte ganzheitlich behandelt werden. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Die beste Behandlungsstrategie umfasst einen ganzheitlichen Ansatz. Die Information über den Tinnitus und die möglichen Strategien sind dabei die zentralen Bestandteile. Bei Diagnostik und Behandlung einer möglicherweise ursächlichen Hörstörung stehen auch Muskelverspannungen im Nacken- und Kiefergelenksbereich und verhaltenstherapeutische Ansätze im Fokus.

Was hilft bei Tinnitus?

Am besten wirkt eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Körpertherapie. Dabei lernen Betroffene, mit ihrem Geräusch im Ohr zurechtzukommen.

Um das zu erreichen, lesen sich Patienten beispielsweise gleichzeitig verschiedene Geschichten vor. Sie sitzen sich dabei gegenüber und ein Patient soll sich nur auf die Geschichte konzentrieren, die der Patient gegenüber erzählt. Solche Übungen sollen befähigen, sich dauerhaft nur auf das zu konzentrieren, was man hören möchte. Der Tinnitus wird quasi ignoriert, auch wenn er noch da ist.

Selbsthilfegruppe
Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene. Bildrechte: imago images/Shotshop

Nach Angaben von Professor Langguth bei "Hauptsache Gesund" gibt es auch Hilfsmittel, um mit dem Tinnitus klarzukommen. So könne beispielsweise ein Zimmerspringbrunnen den Tinnitus meistens so überdecken, dass er nicht mehr so störend sei. Manche Patienten würden auch sehr von Selbsthilfegruppen profitieren. So sind in Deutschland vor allem die Deutsche Tinnitus-Liga und die Tinnitus Selbsthilfe aktiv. International sei das Forum Tinnitustalk zu empfehlen.

Kann man Tinnitus heilen?

Für die meisten Formen von chronischem Tinnitus gibt es aktuell keine Behandlung, die das störende Geräusch wirksam und vor allem dauerhaft reduziert. Es gilt daher, durch eine Verhaltenstherapie, einen möglichst guten Umgang mit dem Tinnitus zu finden, sodass dieser nicht mehr als so störend empfunden wird. Am wichtigsten ist es jedoch, sich schon in jungen Jahren vor übermäßiger Lärmbelästigung zu schützen

bri/mdr/hauptsache gesund/wdr

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 22. März 2021 | 17:15 Uhr

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