ein Strauß Rosen auf einem Tisch
Ein beliebtes Geschenk am Valentinstag: ein Strauß roter Rosen. Bildrechte: imago/Bild13

Pestizidcocktail? Rote Rosen zum Valentinstag - ein giftiges Geschenk?

14. Februar 2024, 12:54 Uhr

Valentinstag ohne Blumen? Kaum vorstellbar! An diesem einen Tag im Jahr floriert das Blumen-Geschäft. Doch rote Rosen zu verschenken, ist nicht immer eine gute Idee.

Blumen kommen aus Afrika und Südamerika

Rund 80 Prozent der Schnittblumen, die wir im Winter im Blumenladen finden, stammen von Großfarmen in Afrika oder Südamerika. Haupt-Exportländer für rote Rosen zum Valentinstag sind Kenia, Ecuador und Kolumbien. Nicht nur der Export ist schlecht fürs Klima, die Produktionsmethoden in diesen Ländern sind häufig schädlich für die Umwelt und die Beschäftigten, die diese Mittel versprühen.

Das feuchte Klima in den Ländern sorgt für einen vermehrten Schädlings- und Pilzbefall. Daher werden vor Ort teils enorme Mengen an Pestiziden eingesetzt. Einige der Mittel sind zwar in Europa verboten, allerdings gelten für den Export die Regeln der Herkunftsländer.

Und auch in Deutschland werden die giftigen Chemikalien teilweise eingesetzt. "Das Problem bei Schnittblumen ist, dass es selbst in Deutschland keine Grenzwerte für Pestizidrückstände gibt wie zum Beispiel bei Lebensmitteln", sagt Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Bunte Tulpen
Bei vielen Blumen werden Pestizide eingesetzt. Bildrechte: Colourbox.de

Was sind Pestizide und warum sind sie problematisch?

Pestizide sind chemisch-synthetische Stoffe, die giftig wirken. Sie werden in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, um unerwünschte Organismen zu töten und damit vom angebauten Produkt fernzuhalten.

Die Schädlingsbekämpfer sind nicht nur problematisch für die Umwelt und die Natur. Pestizide sind auch nahezu ohne Ausnahme gesundheitsschädlich für Menschen. Daher sollten auch gespritztes Obst und Gemüse vor dem Essen gründlich abgewaschen werden.

Die genauen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind dabei sehr verschieden. Unter dem Oberbegriff "Pestizid" wird eine Vielzahl an Stoffen mit unterschiedlichen Wirkungsweisen zusammengefasst.

Die Gefahren können dabei von akuten und chronischen Hauterkrankungen, Krebs, Fruchtbarkeits- und Erbgutschäden über Vergiftungserscheinungen bei direktem Kontakt bis hin zu Missbildungen bei Neugeborenen reichen.

Anbau von Schnittblumen im Gewaechshaus für den Export nach Europa.
Das Sprühen von Pestiziden birgt ein hohes Gesundheitsrisiko für Arbeiter auf Blumenfarmen. Bildrechte: imago images/Joerg Boethling

Untersuchung zeigt: Großteil der Blumen enthält Pestizid-Rückstände

In einer Untersuchung von 2023 von Öko-Test fallen drei Viertel der 21 getesteten Rosensträuße durch - keiner der Sträuße ist frei von Pestiziden. Der Preis macht dabei keinen Unterschied.

Sowohl die günstigen als auch die teuren Sträuße wurden gespritzt. 29 der 54 gefundenen Pestizide gelten als sicher oder wahrscheinlich krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend oder bienentoxisch.

Eine vom BUND beauftragte Untersuchung im Jahr 2012 lieferte ein ähnliches Ergebnis: In acht von zehn in Berliner Geschäften gekauften Rosensträußen wurden Rückstände von elf verschiedenen, teils stark krebserregenden und hormonell wirksamen Pestiziden gefunden.

Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Entwarnung

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht allerdings kein akutes gesundheitliches Risiko bei pestizid-belasteten Schnittblumen. Ob Langzeit- oder Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Pestiziden bestehen, wurde dabei nicht berücksichtigt.

Während der Strauß laut des BfR in den eigenen vier Wänden unbedenklich ist, birgt er allerdings für die Menschen, die auf Blumenfarmen arbeiten, aufgrund der dort hohen Pestizidbelastung ein großes Gesundheitsrisiko. Für Floristinnen und Floristen sollen die Pestizid-Rückstände ungefährlich sein, solange sie Handschuhe tragen.

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Floristen sollten stets Handschuhe tragen, um sich vor Pestizidrückständen zu schützen. Bildrechte: MDR/Savidas

Diese Tipps sollten Sie beim Blumenkauf beachten

Wer im Winter nicht auf Blumen in den eigenen vier Wänden verzichten mag, kann sich alternativ blühende Zimmerpflanzen wie Amaryllis, Weihnachtssterne oder Alpenveilchen zulegen.

Und auch Frühjahrsblüher wie Tulpen und Narzissen kommen bereits zum Jahreswechsel in die Läden. Sie stammen größtenteils aus Gewächshäusern in den Niederlanden und sind damit eine umweltfreundlichere Alternative.

Wer beim Blumenkaufen auch noch sparen will, der kauft am besten nicht zum Valentinstag, sondern schenkt das Jahr über. Denn die Händler schlagen zum Valentinstag oft ordentlich auf den Preis drauf.

Quellen und weiterführende Links

BRISANT
AFP
bund.net
verbraucherzentrale.de
ndr.de
oekotest.de
zeit.de

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. Februar 2024 | 17:15 Uhr

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