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Bye bye Schmuddelimage: Vibratoren sollten für medizinische Zwecke eingesetzt werden – finden US-amerikanische Forscher. Bildrechte: IMAGO/Ex-Press

Mehr als nur ein SexspielzeugDarum sollten Ärzte Vibratoren auf Rezept verschreiben können

16. Januar 2024, 14:57 Uhr

Geht es nach US-amerikanischen Forschern, sollten Ärzte bald Vibratoren auf Rezept verordnen können. Denn: Laut Studien ist Masturbation eine wahre Wunderwaffe in Sachen Frauengesundheit.

Mehr als nur Spaß: Ein Forscherteam aus Los Angeles kämpft dafür, dass Vibratoren endlich ihr Schmuddelimage verlieren und als ernstzunehmende Waffe in Sachen Gesundheit gesehen werden. Denn: Wie eine Metastudie beweist, hat Selbstbefriedigung extrem positive Auswirkungen auf den weiblichen Körper und die Psyche. Kaum zu glauben aber wahr: Mit dieser Erkenntnis geht es sozusagen "back to the roots". Denn Vibratoren wurden einst für medizinische Zwecke konzipiert. Hier ein kleiner Exkurs in die Geschichte des elektrischen Dildos:

Vibratoren gegen die weibliche HysterieWas heute kaum noch jemand weiß: Vibratoren wurden nicht als Sexspielzeug erfunden, sondern als medizinische Behandlungsmethode. Frauen gingen über mehrere Jahrhunderte hinweg zum Arzt, um sich befriedigen zu lassen – das galt als beste Methode gegen "Hysterie". Diese vermeintliche Krankheit befiel angeblich ausschließlich Frauen und führte zu Symptomen wie Kopfschmerzen und epileptischen Anfällen. Der weibliche Orgasmus sollte die Symptome abschwächen und dabei helfen, die Muskulatur der Frauen zu entkrampfen.

Ende des 19. Jahrhunderts ließ sich der britische Mediziner Joseph Mortimer Granville den ersten elektrischen Vibrator patentieren, den er damals noch "Nerven-Vibration" taufte.

Seine Kollegen rissen ihm die Erfindung förmlich aus der Hand. Denn – so der Tenor des männlichen Fachpersonals – die "manuelle Massage der Klitoris" konnte auf Dauer äußerst anstrengend sein und zum Tennisarm führen. Wie gut, dass man dank des Vibrators nicht mehr selbst Hand anlegen musste.

Nun spricht heutzutage - Gott sei Dank - kein Mediziner mehr von weiblicher Hysterie. Dennoch hatten die viktorianischen Ärzte nicht ganz unrecht, was die Benefits eines Vibrators angeht.

Studien zeigen: Selbstbefriedigung ist gesund

Ein Forschungsteam des Cedar-Sinai Medical Center in Los Angeles ging den vielen Vorteilen von Vibratoren auf den Grund. Eine Metaanalyse von 18 Studien kam zum eindeutigen Ergebnis: Jede Frau sollte darüber nachdenken, sich einen Vibrator anzuschaffen. Das Tool kann dann direkt im hauseigenen Apothekerschrank untergebracht werden - quasi neben Kopfschmerztabletten und Pflaster. Denn: Masturbation hat zahlreiche Vorteile für die Frauengesundheit. Welche das sind, erklären wir hier. 

Vibratoren trainieren den Beckenboden

Die Vibration stimuliert unseren Beckenboden und trainiert dadurch die Muskulatur. Das wirkt sich nicht nur positiv auf Inkontinenzprobleme aus: Eine gestärkte Beckenbodenmuskulatur führt zu intensiveren, länger anhaltenden und regelmäßigeren Orgasmen - was uns direkt zum nächsten Punkt führt …

Mit dem Vibrator zu mehr Selbstliebe 

Orgasmen schütten im Körper Glückshormone aus, zeitgleich werden Stresshormone abgebaut. Dank des freigesetzten Hormoncocktails lösen sich Verspannungen, da die Muskulatur gelockert wird. Außerdem stärken regelmäßige Höhepunkte das Immunsystem, der Körper wird resistenter gegen Krankmacher.

Zu mehr Selbstliebe durch Masturbation? Kann funktionieren, meinen Forscher. Bildrechte: IMAGO/Panthermedia

Doch auch mental löst ein Orgasmus einiges in uns aus: Die untersuchten Studien zeigen, dass Probandinnen, die regelmäßig zum Vibrator greifen, mit sich selbst mehr im Reinen sind und zufriedener durchs Leben gehen. Kurz gesagt: Sexuelle Zufriedenheit bringt auch Eigenliebe und Gelassenheit im Alltag mit sich. 

Vibratoren in der Schmerztherapie

Dass regelmäßiges Masturbieren gegen Menstruationsschmerzen hilft, ist schon länger erforscht. So listete eine klinische Studie in Zusammenarbeit von dem Sextoy-Hersteller "Womanizer" und des FemHealth-Unternehmens "The Female Company" die positiven Effekte von Selbstbefriedigung und Periodenschmerzen auf.

Doch Selbstbefriedigung kann noch mehr: Die US-amerikanischen Forscher sind sich sicher, dass Vibratoren in der Schmerztherapie bei chronischen Krankheiten wie Kopfschmerzen, Migräne und Arthritis eingesetzt werden können. 

Kopfschmerzen? Der Griff zum Vibrator hilft vielleicht besser als eine Tablette. Bildrechte: IMAGO/Cavan Images

Die Erklärung: Bei einem Orgasmus werden die Hormone Oxytocin, Serotonin und Endorphine freigesetzt. Diese wirken auf unseren Kopf ähnlich schmerzlindernd wie eine Aspirin. 

Selbstbefriedigung gegen hohen Blutdruck

Es geht noch weiter: Denn Masturbation kann auch gegen Herzschmerzen und hohen Blutdruck helfen: Erstens wird beim Masturbieren das Herz-Kreislaufsystem angeregt und der Blutdruck gesenkt. Zweitens wird beim Höhepunkt das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches wiederum das Hormon Cortisol bekämpft. Letzteres ist eine der Hauptursachen von Schlaganfällen und Herzinfarkten. 

Expertin vermutet weitere medizinische Benefits von Vibratoren

Dr. Alexandra Dubinskaya, eine der Autorinnen der Metaanalyse, zeigt sich nicht überrascht von den Ergebnissen. Gegenüber dem Online-Magazin "Newsweek" sagt sie. "Ich glaube, dass es noch viele andere Vorteile bei der Verwendung von Vibratoren gibt, mit denen wir wahrscheinlich noch nicht vertraut sind." Ihre Meinung: Vibratoren sollten nicht nur als Sexspielzeug, sondern als therapeutische Geräte betrachtet werden.

Können Vibratoren bald vom Arzt verordnet werden?

Gut möglich, denn: Die US-amerikanischen Forscher sprechen sich klar für den "Vibrator auf Rezept" aus: "Gynäkologie, Urologie, weibliche Beckenmedizin und rekonstruktive Chirurgie brauchen eine ausführlichere Aufklärung über die sexuelle Gesundheit von Frauen und Vibratoren", so Dubinskaya gegenüber "Newsweek". 

Quellen und weiterführende Links

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