Mann geht Waldweg entlang
Ein Spaziergang im Wald ist gut für Körper und Geist. Bildrechte: Getty Images

Durchatmen im Grünen Für Körper und Geist: So gesund ist ein Spaziergang im Wald

12. März 2024, 10:34 Uhr

Raus in die Natur und einfach mal abschalten: Ein Waldspaziergang kann im stressigen Alltag für die nötige Entschleunigung sorgen. Ausflüge in die Natur haben - vor allem für die Psyche - eine gesundheitsfördernde Wirkung. Das ist sogar wissenschaftlich belegt.

Waldspaziergänge: Erholung pur

Viele Studien belegen die positiven gesundheitlichen Auswirkungen eines Tages im Wald. Eine Untersuchung der Universität Michigan aus dem Jahr 2019 zeigt zum Beispiel, dass der Spiegel des Stresshormons Cortisol im Körper der 36 Teilnehmenden bereits nach einem 20- bis 30-minütigen Spaziergang deutlich sank. Dafür wurden Endorphine und das Glückshormon Serotonin ausgeschüttet. Den Wissenschaftlern zufolge könne dies das Risiko für Krankheiten wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-Störungen reduzieren.

Eine weitere Studie aus Großbritannien mit mehr als 19.800 Probanden kam zu dem Schluss, dass bereits zwei Stunden pro Woche in der Natur ausreichen, um Stress abzubauen und die Gesundheit zu fördern.

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Warum ist Waldluft so gesund?

Waldluft ist deshalb so gesund, weil sich in ihr bis zu 90 Prozent weniger Staubpartikel befinden als in der verschmutzten Stadtluft. Je tiefer man in den Wald hineingeht, desto sauberer ist die Luft und desto höher ist ihr Sauerstoffgehalt. Alleine diese Tatsache reicht aus, um zu erklären, warum sich Bewegung im Wald besonders positiv auf die Elastizität der Blutgefäße, die Bronchien und die Lungenkapazität auswirkt.

Waldluft stärkt das Immunsystem

Bäume geben außerdem bestimmte Duftstoffe ab, um sich vor Schädlingen, Pilzen und Bakterien zu schützen. Diese aromatischen Stoffe sind auch für den typisch würzigen Waldgeruch verantwortlich, denn sie enthalten sogannte Terpene, die den Hauptbestandteil ätherischer Öle bilden. Über Haut und Lunge aufgenommen regen sie das Immunsystem zur Bildung von Killerzellen an, die den Körper vor Viren und Bakterien schützen.

Waldluft wirkt sich positiv auf das Nervensystem aus

Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland geben an, das Gefühl zu haben, ständig unter Strom zu stehen. Hier kann ein Aufenthalt im Wald dazu beitragen, angestauten Stress abzubauen und die Stimmung positiv zu beeinflussen.

Diese Tatsache lässt sich damit erklären, dass die Geräusche und die Gerüche des Waldes den Parasympathikus stimulieren. Eben jenen Teil des Nervensystems, der für die Erholung und Regeneration der Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung und Verdauung verantwortlich ist.

Asiatische Frau genießt Natur in einem Zypressenwald
Im Wald tauscht man laute Menschen, Straßenlärm und Dauerbeschallung gegen ruhige Momente ein. Bildrechte: Getty Images

Schon der Anblick von Wald tut gut

Eine der frühesten Studien zur gesundheitlichen Wirkung des Waldes erschien schon 1984 im Wissenschaftsmagazin "Science". Demnach wirkt allein der Anblick von Bäumen messbar positiv. Patienten, die nach einer Operation aus dem Krankenhausfenster ins Grüne schauten, wurden schneller gesund als die, die nur auf eine Hausmauer sahen. Die Patienten mit Baumblick benötigten auch weniger Schmerzmittel.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine große Studie des Umweltpsychologen Marc Berman 2015 an der Universität Chicago. Der Forscher und sein Team untersuchten die gesundheitlichen Auswirkungen von Bäumen auf Menschen. Auf eine Wohnfläche von 8000 qm pflanzten sie 10 zusätzliche Bäume. Die auf dieser Fläche wohnenden Menschen zeigten nach gewisser Zeit die Gesundheitsdaten von im Schnitt 7 Jahre jüngeren Menschen.

Fazit: Je weniger Bäume in einer Wohngegend stehen, desto höher ist das Risiko für typische Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Schwäche, Bluthochdruck oder Diabetes.

Frau sitzt in einem herbstlichen Wald auf einem Baustamm
Bereits ein kurzes Waldbad verbessert Atmung, Puls und Blutdruck. Bildrechte: Getty Images

"Waldbaden" hält Körper und Seele gesund

In Japan sind Waldbesuche sogar seit Jahren Teil der Gesundheitsvorsorge. Der Begriff "Shinrin-yoku" bedeutet übersetzt "Waldbaden". Der Begriff wurde 1982 durch das japanische Forstministerium geprägt. Er bedeutet, in die Stille und Unberührtheit des Waldes mit allen Sinnen bewusst einzutauchen. Diese Achtsamkeit macht den Unterschied zu einem normalen Waldspaziergang aus. Das erklärte Ziel beim "Waldbaden" ist, die positive und beruhigende Wirkung des Waldes nachhaltig zu erleben.

Die Effekte des "Waldbadens" auf einen Blick

"Waldbaden" wirkt vorbeugend und dient der allgemeinen Gesundheitsvorsorge. Natürlich kann es Medikamente oder eine Psychotherapie nicht ersetzen, doch folgende Effekte kann ein achtsamer Aufenthalt im Wald auslösen:

  • Linderung von Stress und depressiven Stimmungen.
  • Entspannung durch weniger Lärm - gleichzeitig sorgen die natürlichen Waldgeräusche und -gerüche für Entschleunigung und Erholung.
  • Ablenkung vom hektischen Alltag durch Eindrücke in der Natur fördert die Ausgeglichenheit.
  • Gesteigertes Wohlbefinden durch ruhige Atmosphäre im Wald.
  • Linderung von Schlafstörungen.
  • Senkung des Blutdrucks und der Pulsfrequenz.
  • Stärkung des Immunsystems.
  • Entspannung der Muskeln.
  • Befeuchtung der Atemwege.

Schon 15 Minuten "Waldbaden" haben einen positiven Einfluss auf die Psyche. Wie funktioniert das und was muss man beachten?

Fünf Tipps für den perfekten Waldspaziergang

Für einen Waldspaziergang bedarf es kaum Planung. Fast alle deutschen Wälder sind gut erschlossen und ausgeschildert. Wer sich dennoch unsicher ist, der kann sich Offline-Karten des Waldes auf das Smartphone herunterladen.

Tipp 1: Den passenden Wald finden

Nicht jeder hat einen Wald zum Spazieren vor der Haustür. In der weiteren Umgebung gibt es aber bestimmt einen. Sollte der zu weit weg sein, kann man sich zum Beispiel einen monatlichen Waldtag einrichten. An diesem unternimmt man dann alleine oder in einer kleinen Gruppe einen ausgedehnten Ausflug in die Natur.

Für regelmäßige kürzere Spaziergänge tut es erstmal der Park um die Ecke. Auch wenn man den vielleicht schon in- und auswendig kennt, gibt es doch immer wieder kleine grüne Oasen oder schöne Bäume zu entdecken. Die perfekte Gelegenheit, um sich in Achtsamkeit und Wertschätzung zu üben.

Tipp 2: Das Smartphone bleibt aus!

Der Flugmodus ist aber in Ordnung, wenn man das Handy zum Navigieren braucht. Karten herunterladen aber vorher nicht vergessen! Den Augen tut eine Auszeit vom Display mehr als gut. So kann man sich ganz auf die Natur konzentrieren und einfach den Moment genießen.

Viele Dinge im Wald sind nicht besonders groß oder auffällig. Umso mehr lohnt es sich genau hinzuschauen, denn zwischen den Bäumen und am Wegesrand gibt es viel zu entdecken.

Tipp 3: Richtige Kleiderwahl und Verpflegung

Für einen Waldspaziergang braucht man eigentlich nichts, außer wettertaugliche Kleidung und Trinkwasser. Wird es doch eine längere Tour, dann sind Nüsse, Beeren und kleine Vollkorn-Snacks der perfekte Proviant.

Bei der Kleiderwahl empfiehlt sich der Zwiebellook, denn im Wald ist es sowohl im Sommer als auch im Winter meist ein paar Grad kühler. Auch die Luftfeuchtigkeit ist etwas höher.

Tipp 4: Kein Druck!

Mittlerweile gehören Schritte zählen und Aktivitäten aufzeichnen zum Alltag. Um die positiven Effekte der Waldluft auszukosten, braucht es aber kein GPS-Tracking und Co. Einfach mal so in den Wald zu gehen, bewirkt wahre Wunder. Dabei ist es völlig egal, ob es ein 15 km Marsch ist oder ob man auf einer Bank verweilt, um die Eindrücke in Ruhe aufzunehmen.

Tipp 5: Respekt für den Wald

Der letzte Tipp ist eher eine Aufforderung: Der Wald hält den Menschen gesund, anders rum sollte es genau so sein! Wälder sind komplexe Ökosysteme, die geschützt werden müssen.

Dazu sind ein paar einfache Regeln beim Waldspaziergang zu beachten: Manchmal ist das Verlassen der Wege verboten, das heißt unbedingt auf die Beschilderung achten. Hunde gehören - außer in speziellen Auslaufgebieten - an die Leine. Feuer ist tabu. Rauchen bei Trockenheit auch. Am besten man nimmt sich eine kleine Tüte mit, in der man seinen Müll sammeln kann, denn auch der gehört auf keinen Fall in die Natur.

BRISANT/AOK/NDR/Techniker Krankenkasse

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Mai 2023 | 17:15 Uhr

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