Ein verfremdetes Foto von einem Mann der sich den Kopf hält
Wenn Männer in die Lebenskrise kommen. Bildrechte: IMAGO / Richard Wareham

Gesundheit Wechseljahre bei Männern - Gibt es das?

20. Februar 2024, 16:12 Uhr

Um die wichtigste Frage zuerst zu beantworten: Nein, Wechseljahre bei Männern gibt es nicht, zumindest nicht medizinisch ähnlich wie bei der Frau. Aber Krisen in der Lebensmitte gibt es schon. Häufig wird davon ausgegangen, dass ein sinkender Testosteron-Spiegel schuld an den Veränderungen im männlichen Körper sei. Um dagegen anzukämpfen greift der Herr ab 40 gern zu Präparaten. Doch was viele Männer zwischen 45 und 65 Jahren erleben ist keine hormonelle Veränderung, sondern eine Lebenskrise.

Mythos: Wechseljahre beim Mann

Wenn Männer im besten Alter nicht mehr beste Leistungen im Schlafzimmer erreichen, der Bauch wächst oder sich eine generelle Nervosität einstellt, dann könnte man davon ausgehen, dass Männer ähnliches erleben wie Frauen in ihrer Menopause. Letzterer Begriff wäre wohlmöglich gar nicht so ungeeignet für Männer, da er auch „Tod des Mannes“ bedeutet. Doch ganz so schlimm steht es nicht um die Männerwelt.

Aber wer oder was ist schuld an der sexuellen Unlust oder der Müdigkeit? Eine erste Entwarnung kann schon einmal gegeben werden: Der Hoden ist so gut wie nie der Übeltäter, denn die Keimdrüsen im Hoden produzieren auch im besten Alter noch genügend Geschlechtshormone.

Ein Mann in Jeans und blauem Hemd hält seine Hände vor den Schritt
Entwarnung: die Hoden sind in den allermeisten Fällen nicht Schuld an der sexuellen Unlust. Bildrechte: imago images/diy13

Die "Männlichkeitshormone", besser gesagt die Testosteronwerte nehmen stark ab? Nein, auch davon ist bei der überwiegenden Mehrheit der Männer ab 40 auch nicht auszugehen. Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, bauen sie das Sexualhormon Östrogen ab, bei Männern kann jedoch nicht für die Allgemeinheit gesprochen werden, wenn es um den Abbau von Testosteron geht. Zwar geht der mit der Zeit weiter nach unten, doch nur bei drei bis vier Prozent der Männer ist der Testosteronwert so niedrig, dass eine Einnahme von Präparaten sinnvoll ist.

Aus einem roten Schraubglas fallen Medizinkapseln
Die Verschreibung von Testosteron-Präparaten boomt in den letzten Jahren. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Männer in der Lebenskrise

Das gesellschaftliche Bild des "starken Mannes" führt wohl dazu, dass es häufig einige Zeit dauert, bis Männer sich eingestehen, dass sie in einer Krise sind. Auch darüber zu sprechen kommt für viele Männer nicht infrage. Kompensiert wird der drohende Verlust des eigenen Images dann durch noch mehr Arbeit. Ein Modell, dass sich lange in der Gesellschaft gehalten hat und auch breite Bekanntheit als so genannte "Midlife-Crisis" feiert. Es sind allerdings auch Veränderungen im eigenen Leben, die einen in die Krise führen können: Die Kinder ziehen aus dem Elternhaus aus, die Beziehung zum Partner bzw. Partnerin muss neu definiert werden oder berufliche Einschnitte stehen an. Die Angst vorm Älterwerden setzt ein. Das macht sich auch im Körper bemerkbar.

Wie sich die Lebenskrise beim Mann äußert

Eingebildet sind die Beschwerden von Männern dennoch nicht. Auch wenn es keine männlichen Wechseljahre gibt, leiden 50 Prozent an ähnlichen Beschwerden wie Frauen in ihren Wechseljahren. Die Symptome bei Männern äußern sich wie folgt:

Trauriger junger Mann am Fenster
Die Midlife-Crisis kann viele Symptome haben. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie


  • Erektionsprobleme
  • Knochen- und Gelenkbeschwerden
  • Abnahme der Muskelmasse
  • Einlagerung von Bauchfett
  • Konzentrationsprobleme,
  • vermehrtes Schwitzen
  • Nervosität
  • Schwindelgefühl
  • Antriebslosigkeit/ Müdigkeit
  • Depression

Was in der Midlife-Crisis hilft

Auch wenn die Erzeugung des männlichen Sexualhormons nur langsam nachlässt, ist die Verschreibung von Testosteronpräparaten in den letzten Jahren gestiegen. Dennoch ist es ratsam bei Symptomen einen Bluttest beim Arzt zu machen, um zu überprüfen, ob man selbst einen zu geringen Testosteronwert hat. Sollte sich der Verdacht nicht bestätigen, dann können bei den meisten Symptomen auch folgende Dinge helfen:

Joffen
Wie so oft, ist Sport eines der Mittel der Wahl für die Krisenbewältigung. Bildrechte: Colourbox

Jetzt muss Man(n) stark sein: tatsächlich kann ein gesünderer und aktiverer Lebensstil helfen. Durch Sport und Bewegung kann eine Lebenskrise überwunden werden. Mit den Pfunden verschwindet die Abgeschlagenheit, die Stimmung bessert sich und auch Blutdruck und Blutzuckerspiegel kommen ins Lot. So lässt sich auch ohne Pillen der Testosteronhaushalt anheben.

Natürlich ersetzt dieser Artikel nicht die Beratung durch einen Arzt, aber vielleicht konnte etwas Licht ins Dunkel gebracht und mit dem Mythos rund um die Wechseljahre von Männern aufgeräumt werden.

BRISANT/endokrinologie.net/apotheken-umschau.de/br.de

(Dieser Beitrag wurde am 01.09.2022 erstmals veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. September 2022 | 17:15 Uhr

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