StarsRoyalsHaushaltGesundheitLifestyle
Deutschlandweit gibt es 200 Auffangstationen für Eichhörnchen-Kinder. Bildrechte: imago/imagebroker

Igel, Eichhörnchen und Co.Darf man Wildtiere zu Hause aufpäppeln?

19. Oktober 2023, 09:37 Uhr

Der Igel zu dünn, das Rehkitz allein im hohen Gras, das Vögelchen auf dem Rasen ruft herzzerreißend - da möchte man helfen und die Tiere aufpäppeln. BRISANT sagt, ob das erlaubt ist und welche Auffangstationen es gibt.

Wenn sich Tiere in einer lebensbedrohlichen Notlage befinden, versuchen Polizei und Feuerwehr, das Tier einzufangen oder zu befreien. Sofern notwendig, bringen Sie es in eine Tierklinik oder das örtliche Tierheim. 

Darf ich Jungtiere oder ein krankes Wildtier mitnehmen?

Nein! Wenn Sie ein Tier mitnehmen, machen Sie sich der Wilderei schuldig! Die Pflege von Wildtieren ist verboten. Rufen Sie beim örtlichen Tierschutzverein oder beim Tierarzt an.

Es gibt aber Ausnahmen: Bestimmte verletzte Tiere dürfen zur Kurzzeitpflege mit nach Hause, bis es ihnen besser geht, zum Beispiel Eichhörnchen. Und: Es gibt viele ehrenamtliche Anlaufstellen, die Kranke, Schwache und Jungtiere aufpäppeln. Sie haben Erfahrung im Umgang mit den Tieren und auch das richtige Futter. Ist das Tier kräftig genug, wird es wieder in die Natur entlassen.

Eichhörnchen-Babys - Finger weg!

Von März bis August bringt das Eichhörnchen seine Jungen zur Welt. Fällt eines aus dem Nest, versucht die Mutter binnen vier Stunden, es anzulocken. Kalte und verletzte Tiere holt die Mutter nicht zurück. Das Kleine sucht instinktiv nach Hilfe und geht auch auf den Menschen zu. Doch Vorsicht! Ein Eichhörnchen zu Hause aufzupäppeln ist ein 24-Stunden-Job! Bundesweit gibt es 200 Eichhörnchen-Auffangstationen. Dort werden die Tiere aufgenommen und fachgerecht versorgt.

Die Tiere sollten auf keinen Fall gefüttert werden oder etwas zu trinken bekommen. Sind die Eichhörnchen unterkühlt, muss erst der Kreislauf wieder in Schwung kommen, sonst ist die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme lebensgefährlich.

Bundesweiter Verein Eichhörnchen-Notruf | Telefon: 0700 - 20020012

Vögel, die aus dem Nest gefallen sind

Küken, die vermeintlich "aus dem Nest gefallen" sind, sind nicht verwaist. Es sind sogenannte Ästlinge, die zwar ein vollständiges Gefieder haben, aber noch nicht richtig fliegen können. Sie hüpfen daher auf dem Rasen oder im Geäst umher und rufen nach ihren Eltern. Von denen werden sie auf dem Boden weiterversorgt. Sie brauchen keine menschliche Hilfe. Viele Jungvögel sterben unnötig durch gut gemeinte, aber falsche Versorgung in Menschenhand.

Es sei denn, es nähert sich Nachbars Katze oder das Küken taumelt auf eine befahrene Straße. Verscheuchen Sie die Katze und tragen Sie den Jungvogel ein paar Meter neben die Straße ins Grüne. Verletzte Störche, Bussarde oder andere Wildvögel können in speziellen Auffangstationen abgegeben werden.

Ist der Jungvogel allerdings kaum befiedert, spricht man von einem "Nestling". Er sollte ins Nest zurückgesetzt werden, weil er herausgefallen ist. Tragen Sie dabei Handschuhe! Sonst nimmt der Vogel den Geruch des Menschen an. Ist das Nest nicht zu erspähen, bringen Sie den Winzling in eine Auffangstation.

Zu kleine und dünne Igel

Igel sind nachtaktiv. Tiere, die nach Wintereinbruch tagsüber herumlaufen, brauchen ebenso Hilfe wie diejenigen, die zum Beispiel an Straßen oder in Gruben gefunden werden. Bei diesen Tieren handelt es sich um kranke oder schwache Alttiere oder spät geborene Jungigel, die sich kein ausreichendes Fettpolster anfressen konnten.

Torkelnde, apathisch wirkende Igel müssen umgehend zu einem Tierarzt oder auf eine Igelstation gebracht werden. Zu dünne Igel (weit unter 500 Gramm) darf man im Winter ausnahmsweise zu Hause versorgen, bis sie kräftig genug sind, um wieder in die Freiheit entlassen zu werden. 

Ein Igel auf einer Wiese Bildrechte: Colourbox.de

Igel sind Insektenfresser; sie vertragen kein Obst, Gemüse, Brot, Nudeln oder Reis. Bekömmlich sind für sie Katzenfutter mit Haferflocken sowie ungewürztes Rührei, angebratenes Rinderhackfleisch und gekochtes Geflügelfleisch. Geben Sie Igeln niemals Milch! Die kann zu Magenverstimmungen und Durchfall führen. Von Natur aus trinken alle Tiere Wasser.

Rehkitze auf dem Feld

Rehkitze werden zwischen Ende April und Anfang Juli geboren. Die Jungtiere haben die Angewohnheit, sich bei Gefahr tief in den Boden zu drücken. Sollten sie tagelang nach der Mutter fiepen, kann man davon ausgehen, dass diese nicht wiederkommen wird und vermutlich tot ist.

Kranke und verletzte Tiere brauchen Hilfe. Das erkennt man daran, dass sie torkeln, eingefallene oder zugeschwollene Augen und Maden am Fell haben.

Wärmen Sie das Kitz in einem Frotteehandtuch und benachrichtigen Sie den Tierarzt oder den Förster/Jagdpächter. Bis die Retter eintreffen, sollten Sie ein Schüsselchen Wasser (niemals Milch) hinstellen. Schwachen Tieren werden in der Aufzuchtstation mittels einer Pipette lauwarmer, mit Traubenzucker leicht gesüßter Fenchel- oder Kamillentee eingeflößt.

Die meisten Kitze, die im hohen Gras oder dem Getreidefeld liegen, sterben bei der Ernte im Mähdrescher. Tierfreundliche Bauern und Jäger suchen deshalb vorher das Feld ab. Mithilfe von Handschuhen und viel Gras kann das Rehkitz angefasst und weggetragen werden, denn sobald die Mutter Menschengeruch am Kitz wahrnimmt, wird sie es nicht mehr annehmen - das Jungtier verhungert.

Zum Thema

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 24. Mai 2023 | 17:15 Uhr